Bürger in Niederkrüchten können sich am Windpark beteiligen
NIEDERKRÜCHTEN Rein rechnerisch kann der neue Windpark alle Haushalte in der Gemeinde Niederkrüchten mit Strom versorgen. Nach Angaben des Unternehmens SL Naturenergie in Gladbeck erzeugt jeder der vier Generatoren von Enercon in Ostfriesland jeweils drei Megawatt Strom. Rein rechnerisch ließen sich rund 10.000 Haushalte damit versorgen. Für das Klima bedeutet diese Windenergie das Einsparen von 23.000 Tonnen CO2.
Aber Geschäftsführer Merlin Nitzschke will mehr tun, als nur sauberen Strom produzieren und ins Stromnetz einspeisen. Er möchte die Bürger von Niederkrüchten auch am Erfolg dieser Energiegewinnung
teilhaben lassen. So sind 1,5 Millionen Euro ausgeschrieben. Die Niederkrüchtener können sich innerhalb von acht Wochen beteilgen, jeweils mit Beträgen von 500 bis 20.000 Euro. Die Laufzeit beträgt zehn, maximal 20 Jahre. Das Unternehmen verspricht für die gesamte Dauer der Beteiligung eine feste Verzinsung von fünf Prozent. Am Ende der Laufzeit wird die gesamte Investitionssumme wieder zurückgezahlt. In den Prospekten, die an alle Haushalte verschickt wurden, fehlt natürlich auch nicht der rechtliche Hinweis, dass der Erwerb einer Vermögensanlage immer mit Risiken verbunden ist. Dem Unternehmen ist es wichtig, dass die Bürger auch vor Ort von diesen Windrädern partizieren können, nicht nur durch sauberen Strom und CO2-Einsparungen, sondern auch finanziell. Merlin Nitzschke rechnet vor: Wer 500 Euro anlegt, hat sein Kapital in 20 Jahren verdoppelt.
Haben bisher die Betreiber und die Landbesitzer, auf denen die Windräder stehen, profitiert, so will SL Naturenergie etwas fürs Image der Windenergie tun und jedem die Chance einräumen, finanziell daran zu partizipieren.
Jede Windenergieanlage ist für sechs Millionen Euro errichtet worden, insgesamt wurden 24 Millionen Euro investiert. Die Finanzierung auf dem Kapitalmarkt ist zurzeit günstiger als die versprochenen fünf Prozent für das Crowd-Funding in Niederkrüchten. Es ist eine bewusste Unternehmensentscheidung, auf diese Weise die Menschen vor Ort einzubinden. Dazu gehört auch eine Stiftung, die aus den laufenden Erträgen der Anlage gespeist wird und einmal im Jahr Unterstützungen an die lokalen Vereine ausschüttet. Die Auswahl soll über die Gemeinde getroffen werden. Geschäftsführer Nitzschke verspricht auch, dass vom ersten Jahr an Gewerbesteuer bezahlt werde.
Ursprünglich wollte man vor Wochen einen Baustellentag anbieten und ein Windfest feiern. Doch in Corona-Zeiten wurde darauf verzichtet. Die Bauarbeiten sind nahezu abgeschlossen, die Rotoren installiert. Jetzt soll der Probebetrieb beginnen. Ende Juli wird der Windpark in Betrieb genommen, der Strom wird bei Westnetz eingespeist.