Schlag auf Schlag in der Bundesliga
Die Fußball-Saison steht kurz vor dem Abschluss – am drittletzten Spieltag können weitere Entscheidungen fallen.
DÜSSELDORF Ein paar Entscheidungen sind bereits gefallen, weitere können in der englischen Woche dazukommen. Was alles wichtig werden kann.
Kann der FC Bayern München ganz offiziell Meister werden? Ja, gewinnen die Bayern ihr Auswärtsspiel in Bremen, sind sie Meister. Gleiches gilt, wenn Borussia Dortmund gegen Mainz verliert, dann ist es egal, wie Bayern spielt. Spielt der FCB unentschieden und Dortmund gewinnt nicht, steht der Titel für den Rekordmeister ebenfalls fest. Bei einer Niederlage der Bayern und einem Sieg des BVB würde die Entscheidung bis mindestens zum Wochenende aufgeschoben. Traditionell sind an den letzten beiden Spieltagen alle Partien samstags um 15.30 Uhr, um möglichst Wettbewerbsverzerrung zu verhindern.
Schaffen die Münchner noch zwei Rekordmarken? Gewinnen die Bayern die letzten drei Spiele, wiederholen sie die beste Rückrunde aller Zeiten in der Bundesliga aus der Saison 2012/13 mit 49 Punkten, die aus 16 Siegen und einem Remis resultieren. Zudem kann das Team von Hansi Flick den Torrekord des Klubs für eine Saison toppen. Bislang liegt er bei 101 (Saison 1971/72); zehn Tore fehlen, um das zu überbieten.
Wer kommt in die Champions League? Die Bayern (als Meister) und der BVB werden definitiv dabei sein, RB Leipzig (62 Punkte) fast sicher mit sechs Punkten Vorsprung auf den Fünften Gladbach (56). Es wird also in den letzten drei Spielen ein rheinisches Fernduell zwischen Bayer (57 Punkte) und Gladbach geben. Dass die rheinischen Klubs mindestens in der Europa League spielen werden in der nächsten Saison, ist sicher. Doch in die Champions League kann nur einer kommen, weil Leipzig sich sicher nicht von beiden abfangen lassen wird. Beide haben noch zwei Heimspiele und eines in der Fremde, beide waren zuletzt wankelmütig und verpassten es jeweils, sich vom anderen abzusetzen. Bayer geht mit dem Vorteil in die Schlussphase, die Qualifikation für die Königsklasse selbst in der Hand zu haben. Theoretisch könnte Bayer sich in der englischen
Woche entscheidend absetzen.
Wie sieht es im Tabellenkeller aus? Rechnerisch ist selbst für den SC Paderborn noch eine kleine Chance da. Dazu müssten die Ostwestfalen allerdings auf jeden Fall gegen den Aufsteiger Union Berlin gewinnen, und Fortuna Düsseldorf (in Leipzig) sowie Werder Bremen (gegen die Bayern) dürften keine drei Punkte holen. „Ich will Charakter von uns sehen. Jedes Spiel soll ein Feuerwerk von uns werden. Wir wollen nicht resignieren, sondern die Saison mit erhobenem Haupt zu Ende bringen. Das erwarte ich jetzt“, sagt Trainer Steffen Baumgart, der auch im Abstiegsfall bleiben soll. „Wir genießen es noch einmal richtig.“
Wie stehen Fortunas Chancen im Kampf um den Klassenerhalt? Uwe Rösler, Trainer der Düsseldorfer, betont immer wieder den Vorteil seines Teams, die Rettung in der eigenen Hand zu haben. Rechnerisch stimmt das nicht ganz, denn selbst bei drei Siegen in den ausstehenden Spielen in Leipzig, gegen Augsburg und bei Union Berlin könnte Fortuna theoretisch direkt absteigen. Dazu bedürfte es allerdings einiger Kapriolen wie zum Beispiel klarer Siege von Werder gegen die Bayern sowie von Mainz 05 in Dortmund und in Leverkusen. Mit einem Dreier beim Spitzenteam Leipzig ist am Mittwoch jedoch kaum zu rechnen, und so brauchen die Düsseldorfer auf der Zielgeraden der Saison
schon einige passende Resultate der Konkurrenz, um Fünfzehnter zu werden. Der Relegationsplatz sollte mit Siegen gegen Augsburg und in Berlin zu halten sein.
Können die Düsseldorfer die vielen späten Rückschläge mental verkraften? Die Antwort darauf wird die entscheidende im Abstiegskampf sein. Beim 2:2 in Köln und beim 1:1 gegen Frankfurt verspielte Fortuna in den Schlusssekunden wichtige Siege, am Samstag traf Dortmunds Erling Haaland in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 0:1. Rösler und die Spieler sind überzeugt, diese Nackenschläge abgehakt zu haben. Den Beweis gilt es jetzt anzutreten.
Setzt die Liga eine ewige Rekordmarke für Auswärtssiege? Bereits jetzt ist die alte Saisonbestmarke von 102 Siegen für die Gastmannschaften aus der Spielzeit 2010/11 deutlich übertroffen. Nach 31 Spieltagen stehen 106 Auswärtssiege zu Buche, und man benötigt keine Glaskugel, um in den ausstehenden 27 Partien weitere zu erwarten. Das Coronavirus machte es möglich, denn die Statistik beweist ohne jeden Zweifel, dass der Heimvorteil in den Geisterspielen des deutschen Oberhauses keiner mehr ist. In den 55 Partien seit dem Bundesliga-Restart gewann nur elfmal das Heimteam, aber 28 Mal der Gast. Vieles spricht dafür, dass der Rekord von 2019/20 lange Zeit halten wird.