Rheinische Post Viersen

Sein Credo: Bratwurst, Bier und Leidenscha­ft

Der Unternehme­r Werner Tellers ist gerade dabei, den designiert­en Regionalli­gisten FC Wegberg-Beeck gehörig umzukrempe­ln.

- VON MARIO EMONDS

FUSSBALL Seine Selbsteins­chätzung, was er in Beeck vornehmlic­h macht, fällt kurz und knapp aus: „Ich bin der Mann, der hier die Bratwurst isst.“Das tut Werner Tellers im Waldstadio­n zwar in der Tat sehr gerne, ist aber natürlich bei weitem noch nicht einmal die halbe Wahrheit. Denn der 54-jährige gebürtige Heinsberg-Kirchhoven­er, der 1996 sein eigenes Straßenbau-Unternehme­n gründete, mit dieser Firma und 50 Angestellt­en in Waldfeucht-Haaren ansässig ist und oft auch im Mönchengla­dbacher Raum arbeitet, ist beim FC weit mehr als der Mann für den klassische­n kulinarisc­hen Stadiongen­uss.

Schon seit 2008 ist Tellers Sponsor bei den Kleeblätte­rn – lange Zeit im kleineren Rahmen. Das änderte sich gehörig im Mai 2017. Da zeichnete sich deutlich ab, dass der FC zum zweiten Mal nach 2015 in die Regionalli­ga aufsteigen könnte. Problem: Der jahrzehnte­lange Mäzen und Vorsitzend­e Günter Stroinski, Ende Februar dieses Jahres verstorben, erklärte, die im Vergleich zur Mittelrhei­nliga erheblich höheren Fixkosten nicht mehr alleine stemmen zu können – der Aufstieg hing also am seidenen Faden. Da trat Tellers auf den Plan, erklärte, für diesen beträchtli­chen Mehraufwan­d aufzukomme­n. Hintergrun­d: Tellers’ Tochter Lisa ist schon seit einigen Jahren mit Beecks langjährig­em Stammkeepe­r Stefan Zabel liiert, der seit 2013 im Verein ist.

Beeck stieg nach einer mehr als passablen Hinrunde am Ende zwar direkt wieder ab, das Feuer in Tellers war aber entfacht. Der hemdsärmel­ige Unternehme­r nennt dafür sein Schlüssele­rlebnis: „Das war am 18. August 2017 das Regionalli­ga-Heimspiel gegen den KFC Uerdingen. Wie wir da mit unseren Feierabend­fußballern den Vollprofis in der Schlusspha­se zugesetzt haben, uns an deren Strafraum festgesetz­t haben und kurz davor waren, noch das 2:2 zu schaffen, da habe ich in Flammen gestanden“, erzählt er. So sehr, dass Tellers auf der anschließe­nden Fahrt in sein Wochenendh­äuschen nach Holland in der Euphorie in gleich drei Radarfalle­n tappte. „Eigentlich weiß ich ja, wo die dort stehen“, räumt er schmunzeln­d ein.

Auch nach dem Abstieg fuhr Tellers sein Engagement also nicht wieder runter – im Gegenteil. In Beeck habe er die Freude am Fußball wiedergefu­nden, die ihm als einst glühender Fan von Borussia Mönchengla­dbach (seit 2003 ist er auch dort Sponsor) in den vergangene­n Jahren ein wenig abhanden gekommen sei. „Bundesliga ist mir mittlerwei­le zu viel Zirkus und Show. In Beeck dagegen ist es Fußball pur – mit Bratwurst, Bier und Leidenscha­ft. Das schätze ich über alles“, sagt Tellers.

Er ist aber nicht einfach nur ein Fußball-Romantiker, sondern verfolgt auch sehr klare Ziele. In erster Linie zusammen mit Geschäftsf­ührer Thomas Klingen und dem Sportliche­n Leiter Friedel Henßen ist er gerade dabei, den Verein umzukrempe­ln, ihm auf allen Ebenen neue Strukturen zu geben. So arbeiten die drei Abteilunge­n Senioren, Junioren und Verwaltung nun getrennt voneinande­r mit einem jeweils eigenen Etat, mit dem sie zwingend auch auskommen müssen.

„Wir müssen vieles einfach kostengüns­tiger machen“, erläutert er. Was auch die Erste Mannschaft betreffe. Eines betont er dabei mit Nachdruck: „Alle Spieler liegen bei der monatliche­n Aufwandsen­tschädigun­g unter 1000 Euro – und zwar ohne Ausnahme.“

Tellers investiert aber nicht nur in Beine, sondern auch kräftig in Steine. Das neue und mehr als doppelt so große Stadionzel­t samt Kanalisati­on und Behinderte­n-Toilette ist auch sein Werk. „Im alten Zelt ohne richtige Heizung war dem Günter und mir im Winter einfach immer scheißekal­t“, führt er dazu launig als Begründung an. Dazu hat er soeben den Stadion-Parkplatz komplett asphaltier­en lassen. Die völlige Umgestaltu­ng des Sponsoring­s sowie Etablierun­g von Social-Media-Elementen nennt er als weitere Aufgabenfe­lder. „Wir müssen einfach mit der Zeit gehen. Denn einen Satz mag ich überhaupt nicht: Das haben wir immer schon so gemacht.“

Dazu gibt es ein passendes chinesisch­es Sprichwort: „Wenn die Winde

der Veränderun­g wehen, bauen die einen Mauern – und die anderen Windmühlen.“Tellers: „Das gefällt mir sehr.“Keine Frage, zu welcher Fraktion er sich dabei selbst zählt.

Seine Gesamtmoti­vation in Beeck bringt Tellers so auf den Punkt: „Wie man ein Unternehme­n führt, weiß ich. Es reizt mich sehr, dass nun auch bei einem Verein zu machen und die Mitarbeite­r auch hier zu motivieren.“Zum Abschluss nimmt Tellers eine Anleihe beim früheren Schalke-Macher Rudi Assauer: „Entweder ich schaffe den FC Wegberg-Beeck – oder der FC Wegberg-Beeck schafft mich.“

 ?? FOTO: NIPKO ?? Werner Tellers investiert in Beeck nicht nur in Beine, sondern auch in Steine. Das Waldstadio­n ist für den 54-jährigen Unternehme­r aus Waldfeucht-Haaren zu seiner sportliche­n Heimat geworden.
FOTO: NIPKO Werner Tellers investiert in Beeck nicht nur in Beine, sondern auch in Steine. Das Waldstadio­n ist für den 54-jährigen Unternehme­r aus Waldfeucht-Haaren zu seiner sportliche­n Heimat geworden.

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