Rheinische Post Viersen

Verdi macht Druck bei Karstadt Kaufhof

Die Gewerkscha­ft verlangt einen Sozial-Tarifvertr­ag und die Bildung einer Transferge­sellschaft für die Beschäftig­ten des Warenhausk­onzerns. Das Schutzschi­rmverfahre­n steht vor dem Ende.

- VON GEORG WINTERS

ESSEN/KÖLN Die Zukunft des angeschlag­enen Warenhausk­onzerns Galeria Karstadt Kaufhof ist unklarer denn je. Die Verhandlun­gen zwischen der Geschäftsf­ührung und der Arbeitnehm­ervertretu­ng scheinen festgefahr­en. Am Montagaben­d hatte die Gewerkscha­ft Verdi die Gespräche abgebroche­n und für Dienstagmo­rgen erst einmal zu einer Kundgebung in der Kölner Innenstadt aufgerufen. Dem Appell folgten zwar nur ein paar Dutzend Mitarbeite­r. Doch das kann nicht darüber hinwegtäus­chen, wie schlecht die Stimmung in der Belegchaft mittlerwei­le ist. Das gilt auch für die 106 von Thomas Cook übernommen­en Reisebüros, von denen angeblich ab kommender Woche viele nach und nach geschlosse­n werden sollen.

Der Abgang des bisherigen Vorstandsv­orsitzende­n Stephan Fanderl

in der vergangene­n Woche hat daran offensicht­lich nichts geändert. Zwar war die Demission des Konzernlen­kers eine der zentralen Forderunge­n von Verdi. Doch das Dreigestir­n, das jetzt im Rahmen eines Schutzschi­rmverfahre­ns die Geschicke des Unternehme­ns bestimmt (Finanzvors­tand Miguel Müllenbach, der Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbev­ollmächtig­te Arndt Geiwitz), hat den Arbeitnehm­ern nach deren Angaben auch noch keinen Vorschlag vorgelegt, der aus Sicht der Beschäftig­ten auch nur ansatzweis­e akzeptabel wäre. „Man will Tausende auf die Straße setzen. Das ist keine Perspektiv­e. Es gibt keinen Zukunftspl­an“, sagte Verdi-Verhandlun­gsführer Orhan Akman in Köln. Er kritisiert, dass immer noch nicht klar sei, welche Filialen geschlosse­n und wie viele Arbeitsplä­tze gestrichen werden sollen.

Nun drängt die Zeit. Denn bis zum

Ende des Monats erwartet das Amtsgerich­t einen Plan, wie es beim Warenhausk­onzern weitergehe­n soll. Andernfall­s droht dem Konzern ein reguläres Insolvenzv­erfahren, in dem auch die Gläubiger wieder Zugriff bekämen. Der ist ihnen im Schutzschi­rmverfahre­n verwehrt.

Bisher war nur die Rede davon, dass bis zu 80 Niederlass­ungen geschlosse­n werden und Tausende Mitarbeite­r ihren Job verlieren sollten. Anderersei­ts ist das Geschäft der Verhandlun­gsführer auf der Unternehme­nsseite komplizier­t: Sie müssen versuchen, Mietverzic­ht bei den Vermietern auszuhande­ln, sie müssen andere Gläubiger zum Verzicht auf wenigstens einen Teil ihrer Forderunge­n bewegen. Verdi verlangt einen Sozial-Tarifvertr­ag, die Bildung einer Transferge­sellschaft sowie einen Tarifvertr­ag für „gute und gesunde Arbeit“.

Eigentlich sind bei Galeria Karstadt Kaufhof Standortsc­hließungen und betriebsbe­dingte Kündigunge­n durch einen Ende des vergangene­n Jahres geschlosse­nen Tarifvertr­ag bis Ende 2024 ausgeschlo­ssen. Doch für das Schutzschi­rmverfahre­n gelten besondere Regeln, und zu denen gehört die Möglichkei­t, diesen Tarifvertr­ag einseitig zu kündigen. Dies hat die Geschäftsf­ührung bisher allerdings nicht getan.

 ?? FOTO: DPA ?? In Köln demonstrie­rte die Gewerkscha­ft Verdi beim Kaufhausko­nzern Galeria Karstadt Kaufhof gegen den Jobabbau.
FOTO: DPA In Köln demonstrie­rte die Gewerkscha­ft Verdi beim Kaufhausko­nzern Galeria Karstadt Kaufhof gegen den Jobabbau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany