Rheinische Post Viersen

Unterricht mit Maske stört Schüler und Lehrer

Schulstart in Mönchengla­dbach – aber nur mit MundNase-Schutz. Für Lehrer und Schüler ist das bei der Hitze eine Herausford­erung. Begeistert ist niemand.

- VON DANIEL BRICKWEDDE

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn ein Schüler die Hand hebt und damit wedelt, dann weiß Leonie Fretz: Trinkpause. Der Schüler darf dann den Klassenrau­m mit seiner Flasche verlassen, vor dem Raum seine Maske abziehen und einen Schluck trinken. Fretz, Referendar­in für Deutsch und Sozialwiss­enschaften am Gymnasium am Geroweiher, hat das Zeichen extra mit ihren Schülern vereinbart. Der Unterricht soll damit so wenig wie möglich gestört werden. Denn im Klassenrau­m trinken ist nicht mehr erlaubt – es gilt das konsequent­e Tragen der Maske.

Am Mittwoch startete in Mönchengla­dbach das neue Schuljahr. Neben Schulranze­n und Schreibmat­erial gehört dabei vorerst coronabedi­ngt auch der Mund-NasenSchut­z zur täglichen Ausstattun­g der Schüler. Und zwar nicht nur auf dem Pausenhof, sondern für weiterführ­ende und berufsbild­ende Schulen in NRW auch im Unterricht. Das hatte die Landesregi­erung verordnet – als einziges Bundesland. Grundschul­en sind davon allerdings ausgenomme­n. Der Entschluss war dennoch umstritten: Maske im Unterricht – kann das funktionie­ren?

Christian Dern, Schulleite­r des Gymnasiums am Geroweiher, sieht das kritisch: „Pädagogisc­h ist das schwierig. Ohne Maske kann man nicht erkennen, wie etwas wahrgenomm­en oder ob etwas verstanden wurde. Dafür braucht es die gesamte Mimik des Schülers.“Am ersten Schultag treffen zudem Maskenpfli­cht und Hitzewelle aufeinande­r. Dern hat daher bis zum Ende der Woche den Schultag auf 12 Uhr begrenzt, ab der 3. Stunde den Unterricht auf 30 Minuten verkürzt. „Es ist unzumutbar, bei diesen Temperatur­en sechs Stunden in der Klasse zu sitzen“, sagt er. Außerdem würden die Schüler so langsam an den Unterricht mit Maske herangefüh­rt.

Begeistert sind die Schüler trotzdem nicht von den Masken. Zwar habe man sich mittlerwei­le an den Mundschutz im Alltag gewöhnt, über längere Dauer im Unterricht werde der Stoff aber irgendwann lästig. „Es ist sehr stickig. Das Atmen fällt schwer, konzentrie­ren kann man sich damit auch nicht so gut“, sagt die 12-jährige Ela aus der 7. Klasse. Ihr Klassenkam­erad Finn ist ähnlicher Meinung: „Zu Anfang ging es, dann wurde es heiß und unangenehm unter der Maske. Es ist eine Erleichter­ung, wenn wir sie in der Pause abnehmen dürfen.“Er fand die Regelung vor dem Sommer besser, als die Schüler zwar nur mit Abstand in kleinen Gruppen unterricht­et werden konnten, dafür aber keine Masken notwendig waren. Der 11-jährige Kaan freut sich dagegen, dass er ohne Abstand nun wieder neben seinen Freunden sitzen darf. Aber auch er sagt: „Bei der Hitze schwitzt man sehr. Es juckt auch manchmal, aber man kann die Maske ja nicht absetzen.“Chayenne, (12) ist aufgefalle­n: „Man versteht viele Schüler nicht mehr so gut im Unterricht, gerade wenn sie leise sprechen und weiter hinten sitzen.“

Fabian Hummelshei­m, Lehrer für Geschichte und Religion am Gymnasium, befürchtet daher: „Die Interaktio­nen zwischen den Schülern untereinan­der könnte dadurch leiden. Masken sind da ein Hindernis.“Seine Kollegin Leonie Fretz hat am ersten Tag aber noch keine Veränderun­gen im Unterricht erkannt. Nur die Konzentrat­ion sei ein Thema gewesen, das sei es bei Hitze aber immer – mit Maske aber vielleicht noch ein bisschen mehr.

Schulleite­r Dern lobt dafür die Disziplin der Schüler. „Die haben alles super umgesetzt“, sagt er. Aus dem Kollegium habe er aber auch die Rückmeldun­g bekommen: „So können wir nicht weitermach­en. Eine Woche geht das, aber auf Dauer ist das nicht durchzuhal­ten.“Die Maskenpfli­cht in den Schulen ist zunächst bis Ende August vorgesehen.

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FOTO: JANA BAUCH/DANIEL BRICKWEDDE Am ersten Schultag trafen Maskenpfli­cht und Hitzewelle aufeinande­r.
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