Unterricht mit Maske stört Schüler und Lehrer
Schulstart in Mönchengladbach – aber nur mit MundNase-Schutz. Für Lehrer und Schüler ist das bei der Hitze eine Herausforderung. Begeistert ist niemand.
MÖNCHENGLADBACH Wenn ein Schüler die Hand hebt und damit wedelt, dann weiß Leonie Fretz: Trinkpause. Der Schüler darf dann den Klassenraum mit seiner Flasche verlassen, vor dem Raum seine Maske abziehen und einen Schluck trinken. Fretz, Referendarin für Deutsch und Sozialwissenschaften am Gymnasium am Geroweiher, hat das Zeichen extra mit ihren Schülern vereinbart. Der Unterricht soll damit so wenig wie möglich gestört werden. Denn im Klassenraum trinken ist nicht mehr erlaubt – es gilt das konsequente Tragen der Maske.
Am Mittwoch startete in Mönchengladbach das neue Schuljahr. Neben Schulranzen und Schreibmaterial gehört dabei vorerst coronabedingt auch der Mund-NasenSchutz zur täglichen Ausstattung der Schüler. Und zwar nicht nur auf dem Pausenhof, sondern für weiterführende und berufsbildende Schulen in NRW auch im Unterricht. Das hatte die Landesregierung verordnet – als einziges Bundesland. Grundschulen sind davon allerdings ausgenommen. Der Entschluss war dennoch umstritten: Maske im Unterricht – kann das funktionieren?
Christian Dern, Schulleiter des Gymnasiums am Geroweiher, sieht das kritisch: „Pädagogisch ist das schwierig. Ohne Maske kann man nicht erkennen, wie etwas wahrgenommen oder ob etwas verstanden wurde. Dafür braucht es die gesamte Mimik des Schülers.“Am ersten Schultag treffen zudem Maskenpflicht und Hitzewelle aufeinander. Dern hat daher bis zum Ende der Woche den Schultag auf 12 Uhr begrenzt, ab der 3. Stunde den Unterricht auf 30 Minuten verkürzt. „Es ist unzumutbar, bei diesen Temperaturen sechs Stunden in der Klasse zu sitzen“, sagt er. Außerdem würden die Schüler so langsam an den Unterricht mit Maske herangeführt.
Begeistert sind die Schüler trotzdem nicht von den Masken. Zwar habe man sich mittlerweile an den Mundschutz im Alltag gewöhnt, über längere Dauer im Unterricht werde der Stoff aber irgendwann lästig. „Es ist sehr stickig. Das Atmen fällt schwer, konzentrieren kann man sich damit auch nicht so gut“, sagt die 12-jährige Ela aus der 7. Klasse. Ihr Klassenkamerad Finn ist ähnlicher Meinung: „Zu Anfang ging es, dann wurde es heiß und unangenehm unter der Maske. Es ist eine Erleichterung, wenn wir sie in der Pause abnehmen dürfen.“Er fand die Regelung vor dem Sommer besser, als die Schüler zwar nur mit Abstand in kleinen Gruppen unterrichtet werden konnten, dafür aber keine Masken notwendig waren. Der 11-jährige Kaan freut sich dagegen, dass er ohne Abstand nun wieder neben seinen Freunden sitzen darf. Aber auch er sagt: „Bei der Hitze schwitzt man sehr. Es juckt auch manchmal, aber man kann die Maske ja nicht absetzen.“Chayenne, (12) ist aufgefallen: „Man versteht viele Schüler nicht mehr so gut im Unterricht, gerade wenn sie leise sprechen und weiter hinten sitzen.“
Fabian Hummelsheim, Lehrer für Geschichte und Religion am Gymnasium, befürchtet daher: „Die Interaktionen zwischen den Schülern untereinander könnte dadurch leiden. Masken sind da ein Hindernis.“Seine Kollegin Leonie Fretz hat am ersten Tag aber noch keine Veränderungen im Unterricht erkannt. Nur die Konzentration sei ein Thema gewesen, das sei es bei Hitze aber immer – mit Maske aber vielleicht noch ein bisschen mehr.
Schulleiter Dern lobt dafür die Disziplin der Schüler. „Die haben alles super umgesetzt“, sagt er. Aus dem Kollegium habe er aber auch die Rückmeldung bekommen: „So können wir nicht weitermachen. Eine Woche geht das, aber auf Dauer ist das nicht durchzuhalten.“Die Maskenpflicht in den Schulen ist zunächst bis Ende August vorgesehen.