Vatersuche auf dem Kreuzfahrtschiff
Film Das Film Festival Cologne wird 30 – und feiert dieses Jubiläum vom 1. bis 8. Oktober. In verschiedenen Kölner Kinos werden herausragende internationale Dokumentar-, Spielfilme und Serien gezeigt. Das Festival beginnt am Donnerstag, 1. Oktober, mit dem Weltraum-Drama „Proxima“(2019) von Alice Winocour. Die Hauptrolle spielt Eva Green, die als Astronautin ein Jahr auf der Internationalen Raumstation verbringen soll – und dafür ihre siebenjährige Tochter zurücklassen muss. Auf dem Festival feiern zahlreiche Filme Premiere, etwa der Dokumentarfilm „I am Greta“von Nathan Grossman über die schwedische Aktivistin. Unter www.filmfestival.cologne.de gibt’s weitere Infos. Deborah Hohmann
Dub Stefan Schwander macht meistens Clubmusik, dann nennt er sich zum Beispiel Harmonious Thelonious, manchmal macht er aber auch Dub, und dann heißt er A Rocket In Dub. Anfang der 2000er-Jahre brachte der Düsseldorfer vier EPs unter diesem Alias heraus, instrumentaler Reggae war darauf zu hören. Und weil diese legendären Veröffentlichungen noch immer frisch klingen und diejenigen nicht loslassen, die sie einst begeisterten, fragte Michael Heiber bei Stefan Schwander an, ob er nicht Stücke von damals lizensieren dürfe, für eine Platte von heute.
Heiber, das sollte man wissen, hat das junge Label Krachladen in Düsseldorf gegründet, er ist Vinyl-Liebhaber und Musik-Auskenner. Und weil Stefan Schwander durch diese Anfrage neue Lust bekam auf seinen alten Sound, dachte er sich, ich gebe Heiber gar nichts von früher, also nichts, was die Leute bereits kennen. Sondern etwas Neues. Also vollendete er Stücke, die er zwischendurch begonnen und liegen gelassen hatte. Neun sind es insgesamt, ihre Form ist offen, die Atmosphäre versonnen und manchmal melancholisch: jamaican sadness.
Roman Dieses Buch ist so lustig und so tragisch, und wer noch keine Lektüre für die Herbstferien hat, möge es sich rasch besorgen. Jedenfalls hat Jana ihren Vater nie kennengelernt, sie weiß nur, dass er Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff ist. Und das klingt besser, als es ist, die MS Mozart schippert nämlich lediglich auf der schnöden Donau. Als Jana inkognito mitreist, fällt sie rasch auf, denn sie ist mit Abstand die jüngste Passagierin. Ilona Hartmann hat „Land in Sicht“geschrieben, es ist ihr erster Roman. Sie erzählt von Reiseleiter Jo, einer „gut gelaunten Ruine von schwer zu schätzendem Alter“, von Bordmusiker Bob, der am Keyboard „das Zweitbeste von gestern“spielt, und von Salons mit Kunstledersesseln, die beim Hinsetzen quietschen und beim Aufstehen schmatzen. Irgendwann begegnen Vater und Tochter einander, und das Grab von Falco spielt auch eine Rolle. Muss man lesen. Philipp Holstein
Ilona Hartmann:
A Rocket In Dub: Schön und hörenswert
Man findet sie nun gesammelt auf dem ziemlich tollen Album „Normal Dub“. Das kann man digital kaufen und hören, etwa auf der Bandcamp-Seite von Krachladen (am besten als erstes „Train Dub Version“hören: Es ist genial). Noch besser wäre aber, man kaufte es in der großartigen und aufwendigen Edition, die es bei krachladenrecords.de gibt: Dub funktioniert auf Schallplatte am besten, deshalb kommt das Album auf vier Vinyl-Singles verteilt. Die Platten liegen in einer Kartonbox, die hinten mit einem Magnet verschlossen wird und vorne von der Grafikerin Anne Fehse gestaltet wurde. Verpackung: bemerkenswert. Musik: super. Klang: ebenfalls.
„Normal Dub“markiert also ein Comeback: 17 Jahre nach seinen letzten Veröffentlichungen als A Rocket In Dub legt Stefan Schwander endlich neues Material vor. Philipp Holstein