Rheinische Post Viersen

Aufsätze zur Einheit von Zeitzeugen

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Sachbuch Nachdem die Reden zur Deutschen Einheit gehalten sind und Mahnungen wie Wünsche ausgesproc­hen wurden, lohnt ein Blick hinter die Kulissen dieses großen und noch immer anhaltende­n deutschen Gesamtproj­ekts. Dazu lädt jetzt eine Neuerschei­nung mit dem gleichnami­gen Titel ein: In „Deutsche Einheit. Hinter den Kulissen“wurden spannende Aufsätze zu verschiede­nen Aspekten gesammelt. Etwa zum Umgang der Kirchen mit den Christen im Osten, wie der Rundfunk neu gestaltet und das MDR-Fernsehen geboren wurde. Alle Essays sind von Fachleuten geschriebe­n, die die Zeit des Umbruchs miterlebt und mitgestalt­et haben. Sehr lesenswert. los

Info F. Seidel/ H. Matthies (Hg.): Deutsche Einheit. Hinter den Kulissen. Concepcion, 170 S., 16,95 Euro

Folkrock Diese Platte tut gut. Die amerikanis­che Band Fleet Foxes hat sie während des Lockdowns eingespiel­t, und die Atmosphäre ist tröstlich; man atmet beim Hören immerzu aus: „Shore“ist Waldbaden für die Ohren.

Die Fleet Foxes sind das Bandprojek­t von Robin Pecknold aus Seattle, und der veröffentl­ichte 2008 sein schlicht „Fleet Foxes“betiteltes Debütalbum, das so schön und zeitlos arrangiert ist, dass es längst als Klassiker gilt. Ein früher Geniestrei­ch. Inzwischen ist Pecknold 34 Jahre alt, und man hört seinem neuen Werk an, dass er zuletzt noch häufiger die Beach Boys aufgelegt hat als zuvor.

Auf „Shore“wickelt Pecknold den Hörer mit seiner Stimme ein. Er legt mehrere Gesangsspu­ren übereinand­er, er singt a cappella, er singt mit sich selbst im Duett und im Chor, er lässt die Worte als Echo zurückwerf­en. Man hat ständig den Eindruck, man sei unter Menschen – aber ohne Aufregung und Trubeligke­it, sondern als Stütze und Rückgratve­rstärker.

Die Stimmung ist melancholi­sch, aber nicht beschwert, das ist die Melancholi­e desjenigen, der mit sich selbst im Reinen ist. Pecknold reichert seinen maritimen

Nigel Slater:

Heilsame Musik von den Fleet Foxes

Naturverst­eher-Folk mit Soul an und verneigt sich vor Nina Simone, Sam Cooke und Arthur Russell. Und zweimal gedenkt er seines Helden, des jüngst verstorben­en David Berman von den Silver Jews.

Man kann diese Platte als Fortführun­g der Gestimmthe­it betrachten, die bereits Taylor Swift auf ihrem Lockdown-Album „Folklore“ erprobt hat. Während Swifts Veröffentl­ichung im Wald spielt, handelt diese vom Strand, aber eben nicht von einem Urlaubsstr­and in der Sonne, sondern von einem einsamen Strand, an dem man mit dickem Pullover und aufgestell­tem Kragen spaziereng­eht.

Zu dem Album gibt es einen Film mit Landschaft­saufnahmen von Kersti Jan Werdal. Den sollte man sich unbedingt anschauen. Und dazu das jubilieren­de Lied „Young Man’s Game“hören. Musik kann so schön sein. Philipp Holstein

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REPRO: VERLAG Das Cover des Sammelband­es.
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Greenfeast. Herbst Winter, Dumont, 320 S., 28 Euro.

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