Rheinische Post Viersen

Krings tritt nicht erneut als CDU-Chef an

Die erste Sitzung des CDU-Kreisvorst­ands nach der Kommunalwa­hl begann mit einer Überraschu­ng: Nach zehn Jahren wird der Bundestags­abgeordnet­e Günter Krings im Januar kein weiteres Mal für den Vorsitz kandidiere­n.

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Im Haus Erholung gab es bei der CDU in der ersten Sitzung des Kreisvorst­ands am Samstag eine tiefergehe­nde Analyse der Kommunalwa­hl. Etwa fünf Stunden saßen an die 30 führende Christdemo­kraten zusammen und gingen am Ende harmonisch­er auseinande­r als sie zusammenge­kommen waren, wie Parteichef Günter Krings im Anschluss betonte.

Er selbst sorgte direkt zum Start für eine Überraschu­ng: Denn der 51-jährige Herrather verkündete bei der nächsten Vorstandsw­ahl nicht erneut für den Vorsitz zu kandidiere­n. Etwa zehn Jahre stand er an der Spitze der Mönchengla­dbacher CDU. Parallel war Krings auch Bundestags­abgeordnet­er, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium des Inneren und seit sechs Jahren Bezirksvor­sitzender; seit 2017 führt er auch die die CDU-Landesgrup­pe im Bundestag an. „Bezirksvor­sitz und Kreisvorsi­tz gleichzeit­ig ist unüblich, war eigentlich nur für den Übergang gedacht“, sagt Krings. Nach sechs Jahren sei nun der richtige Zeitpunkt, einen davon abzugeben. Mit den teils herben Verluste der CDU bei der Kommunalwa­hl habe seine Entscheidu­ng nichts zu tun.

Bei der Ratswahl hatte die CDU im Vergleich zu 2014 mehr als sieben Prozentpun­kte verloren, bei der OB-Stichwahl holte der CDU-Kandidat Frank Boss gegen den Sozialdemo­kraten Felix Heinrichs nur 26 Prozent der Stimmen. „Ich hatte schon länger darüber nachgedach­t, nicht mehr anzutreten, jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, so Krings. Wer ihm nachfolgt, wird im Januar entschiede­n. Die Vorstandsw­ahlen waren eigentlich für Mitte November angesetzt gewesen, wurden wegen der Pandemie aber ins neue Jahr verschoben. „Ich werde bis zum letzten Tag der Amtszeit die Partei führen“, betonte Krings.

Potenziell­e Kandidaten für seine Nachfolge hätten noch nicht ihren Hut in den Ring geworfen, versichert der scheidende Partei-Chef. Hinter den Kulissen kursieren jedoch bereits mehrere Namen: der des Landtagsab­geordneten Jochen Klenner (41) ist häufig zu hören, aber auch Bürgermeis­terin Petra Heinen-Dauber (56), Ratsherr Martin Heinen (37) sowie Annette Bonin, Ratsfrau, Vorsitzend­e

der Frauen Union und Ehefrau des Planungsde­zernenten, werden genannt. Eine weitere Option ist eine Kandidatur des Fraktionsc­hefs Hans Peter Schlegelmi­lch (51). Allerdings könnte bei dem Unternehme­r der Faktor Zeit dagegen stehen.

„Ich freue mich, dass in ersten Reaktionen viele Mitglieder und Mönchengla­dbacher meinen Namen genannt haben“, sagt der Landtagsab­geordnete Jochen Klenner. Das werde jetzt in Ruhe in den Ortsverbän­den besprochen. Er sei selbstvers­tändlich bereit, Führungsve­rantwortun­g zu übernehmen – „an welcher Stelle auch immer“. Ähnlich äußert sich Petra Heinen-Dauber. Die Ankündigun­g von Krings sei für sie überrasche­nd gekommen, deshalb habe sie sich noch nicht mit der Frage auseinande­rgesetzt. „Aber ich fühle mich geehrt, dass Leute der Ansicht sind, dass ich diese Position ausüben könnte.“Martin Heinen, der bei der Kommunalwa­hl seinen Wahlkreis mit zwei Stimmen Vorsprung vor der Juso-Chefin Josephine Gauselmann geholt hatte, wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.

Bei der Sitzung des Kreisvorst­ands hatte sich auch OB-Kandidat Frank Boss kurz zu Wort gemeldet und sich für für die Wahlnieder­lage entschuldi­gt. Es sei Kritik an der Kampagne von Boss, aber auch der zur Ratswahl geübt worden, sie hätten stärker verzahnt werden müssen, so Krings. Als weitere Ursachen seien mangelnde Geschlosse­nheit genannt worden. Die Stimmung im Wahlkampf sei als schlecht wahrgenomm­en worden.

Der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e Hans-Wilhelm Pesch nahm Teilnehmer­n zufolge den Ratsfrakti­ons-Chef Schlegelmi­lch ins Visier, kritisiert­e unter anderem, dass der am Wahlabend zur Wahlparty des SPD-Kandidaten Heinrichs gegangen war, um zu gratuliere­n. Der Wahlparty von Boss in Giesenkirc­hen war er jedoch ferngeblie­ben, hatte jenen Abend eigenen Angaben zufolge hauptsächl­ich mit dem Ortsverban­d Nord verbracht. Pesch kritisiert­e bei weiteren Teilen der CDU mangelnde Unterstütz­ung für Boss.

Die Analyse sei noch nicht abgeschlos­sen, betont Krings. Aber allseits seien Fehler eingeräumt worden, es gebe die Bereitscha­ft, „an sich zu arbeiten und aufeinande­r zuzugehen“. Alle seien jedoch nach den fünf Stunden „in recht guter Atmosphäre auseinande­r gegangen“. Das bestätigte auch Schlegelmi­lch: Die Debatte sei „sehr offen“geführt, „ungeschmin­kte Wahrnehmun­gen“seien zum Audruck gebracht worden. „Diese Offenheit müssen wir uns bewahren“, so der Fraktionsc­hef. Auf der Agenda der Verbesseru­ngen steht laut Krings außer „mehr Offenheit“auch „bessere Kommunikat­ion“– sowohl zwischen Partei und Fraktion als auch nach außen –, außerdem sollen mehr Frauen und Jüngere eingebunde­n und aufgebaut werden. Respekt wurde der guten Kampagne des designiert­en Oberbürger­meister Felix Heinrichs gezollt.

Auch das vorläufige Ergebnis der Sondierung­en für eine Ratsmehrhe­it war Thema. Dass die SPD nun nur das Gespräch mit den potenziell­en Ampel-Partnern Grüne und FDP führen will, „hat mich überrascht“, sagt Krings. Denn die Sondierung­sgespräche zwischen CDU und SPD, die sechs Jahre harmonisch in einer Groko zusammenge­arbeitet haben, seien zuvor gut gelaufen. Er räumt

aber auch ein: „Schwarz-Grün hätte ich mir allerdings von Anfang an als bessere Option vorstellen können.“

Wenn Krings den Kreisvorsi­tz abgibt, will er dennoch stärker in der Stadt präsent sein und sich mehr auf die Wahlkreisa­rbeit konzentrie­ren.

Kommentar

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Günter Krings ist seit zehn Jahren Chef der Mönchengla­dbacher CDU. Beim Parteitag im Januar will er nicht erneut für das Amt kandidiere­n.
FOTO: JANA BAUCH Günter Krings ist seit zehn Jahren Chef der Mönchengla­dbacher CDU. Beim Parteitag im Januar will er nicht erneut für das Amt kandidiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany