„Angebot der Arbeitgeber ist Provokation“
Für Montag und Dienstag ruft die Dienstleistungsgesellschaft Verdi erneut zum Warnstreik auf.
KREIS VIERSEN Für Montag und Dienstag ruft die Dienstleistungsgewerkschaft erneut die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst zu Warnstreiks im Kreis Viersen auf. Dominik Kofent, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Linker Niederrhein, über den vierten Warnstreik in drei Wochen.
Was plant Verdi am Montag? Und was am Dienstag?
DOMINIK KOFENT Am Montag wird ganztägig im Öffentlichen Personennahverkehr gestreikt – das betrifft im Kreis Viersen in erster Linie die NEW Mobil und aktiv. Wir gehen davon aus, dass in Viersen selbst kein Bus fährt und es auch in den anderen Städten und Gemeinden des Kreises zu massiven Einschränkungen beim Fahrdienst kommen wird. So wird auch in Mönchengladbach und Krefeld davon ausgegangen, dass der Nahverkehr zum Erliegen kommt. Der Schienenverkehr wird nicht betroffen sein.
Und am Dienstag?
KOFENT Am Dienstag rufen wir – analog zum 14. Oktober – die Beschäftigten in der Viersener Stadtverwaltung
und der Kreisverwaltung Viersen zum Warnstreik auf. Gut möglich, dass da erneut auch die eine oder andere städtische Kita bestreikt wird. Ebenso sind die Mitarbeiter des Niersverbandes, der Schwalmtalwerke, der LVR-Klinik in Süchteln und der Willicher Stadtverwaltung zum Warnstreik aufgerufen. Der Dienstag ist ein landesweiter Warnstreik, auch der ÖPNV wird in ganz NRW betroffen sein.
Durch die Corona-Krise sind Menschen in Kurzarbeit oder haben ihren Job verloren. Eltern betreuten ihre Kinder wochenlang im Homeoffice, verzichteten auf Urlaub. Jetzt gibt’s den vierten Warnstreik in drei Wochen – und das, obwohl mittlerweile ein Angebot der Arbeitgeber vorliegt. Haben Sie Verständnis für die Menschen, die kein Verständnis für den Warnstreik haben?
KOFENT Ja, das habe ich. Allen, die mit Unverständnis auf unseren Warnstreik reagieren, kann ich nur sagen: Dieses Angebot der Arbeitgeber ist kein Angebot, es ist eine Provokation. Ganze sechs Nullmonate bis März 2021, dann sollen Steigerungen von einem Prozent folgen, und gleichzeitig weitreichende Verschlechterungen, zum Beispiel bei den Einruppierungsmerkmalen. Das macht unterm Strich Verluste, die die Beschäftigten in einem Jahrzehnt nicht aufholen werden. Dieses „Angebot“der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber ist nicht mehr als eine Provokation für die Beschäftigten, die in den letzten Monaten und auch schon davor den Laden am Laufen gehalten haben. Deshalb bleibt uns kein anderes Mittel, als vor der dritten Runde der Verhandlungen ab 22. Oktober noch einmal ordentlich Druck in den Kessel zu bringen.
Dennoch: Wäre es nicht richtiger, erstmal mit den Arbeitgebern über deren Angebot zu verhandeln – und wenn das nichts bringt, zu streiken? Oder haben Sie Sorge, dass Sie nicht die erforderlichen 95 Prozent Zustimmung der Arbeitnehmer bei einer Urabstimmung für einen echten Streik bekommen?
KOFENT Als das Angebot der Arbeitgeber, das ja kein Angebot ist, publik wurde, war der Unmut unter den Beschäftigten im öffentlichen Dienst enorm. Wir hatten uns mit den Arbeitgebern vor der Tarifrunde zusammengesetzt und angeboten, die Verhandlungen auf 2021 zu verschieben, damit die idealerweise gerade nicht mit den Corona-Einschränkungen kollidieren. Es gab dazu zwei größere Verhandlungsrunden. Die kommunalen Arbeitgeber haben eine Verschiebung aber abgelehnt.