Frauenpower für den Hegering
Mit der Viersenerin Nicole Janßen ist erstmals eine Frau an die Spitze des Hegerings Alt-Willich getreten. Aber nicht nur das: Die 45-Jährige ist auch die erste Frau in der Kreisjägerschaft Viersen, die einen Vorsitz übernimmt.
VIERSEN Das Klischee ist alt: Beim Stichwort „Vorsitz in einem Hegering“denken viele an einen Senior, der bereits in Rente ist und Zeit für das Amt hat. Im Hegering Alt-Willich ist das allerdings anders. Die neue Vorsitzende ist ein Frau und gerade einmal 45 Jahre alt. Die Viersenerin Nicole Janßen steht als Chemikantin beim Niersverband im Berufsleben und hat Familie. Sie kümmert sich mit Begeisterung um die Hege und Pflege im eigenen Vorster Revier, jagt in Alt-Willich und ist mit ihrem neuen Amt seit diesem Monat zudem die Sprecherin für die 105 Mitglieder im Hegering Alt-Willich.
„Ich bin vor einem Jahr gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, die Nachfolge von Friedhelm Nolden anzutreten“, erinnert sich Janßen. Sie konnte – und ist damit die erste Frau in der Kreisjägerschaft Viersen, die den Vorsitz eines Hegeringes innehat. Die 45-Jährige löst Friedhelm Nolden ab, der acht Jahre lang als Vorsitzender im Amt war. „Ich durfte mich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl aufstellen lassen. Die Satzung sieht vor, dass man ab 70 Jahren nicht mehr für eine neue Periode antreten darf, und damit war das der Schlussstrich für mich“, sagt Nolden. Mit 68 Jahren übernahm er nochmals für vier Jahre den Vorsitz, doch mit nun 72 Jahren legt er das Amt nieder. „Es war eine Aufgabe, die ich gerne übernommen habe. Es war eine schöne Zeit, und ich freue mich, dass nun eine engagierte Frau an der Spitze des Hegerings Alt-Willich steht“, sagt Nolden.
Nicole Janßen kam über ihren Mann zur Jagd. „Ich bin oft mit auf die Jagd gegangen, und als ich das Führen unseres Jagdhundes ,Focus’ übernahm, fiel der Entschluss, selbst den Jagdschein zu machen“, erzählt Janßen. Ebenfalls über ihren Mann bestand der Kontakt zum Hegering Alt-Willich schon zu Zeiten, als sie noch keinen Jagdschein hatte, sondern die Jagd nur begleitete.
Die 105 Mitglieder des Hegerings Alt-Willich betreuen sechs Reviere von jeweils rund 400 Hektar Größe. „Wir vertreten aber nicht die Reviere, sondern die Jäger. Wobei der Hegering die kleinste Organisation im Jagdwesen ist. An der Spitze steht der Landesjagdverband, dem folgen die Kreisjägerschaften“, erklärt Janßen.
Die Informationen vom Landesjagdverband werden über den Hegering an die Mitglieder weitergegeben, was auch für Auszeichnungen der Mitglieder gilt.
Auf der anderen Seite kümmert sich der Hegering-Vorsitzende darum, dass Anregungen, Probleme und Wünsche seitens der Mitglieder dem Landesjagdverband zugetragen
werden und gegebenenfalls auch gewünschte Projekte seitens des Hegeringes umgesetzt werden. Ein Beispiel ist es, sich um die Erlaubnis der Unteren Jagdbehörde für die Bejagung von Tauben zu kümmern. „Nicole Janßen ist in ihrem neuen Amt im Rahmen des Landesjagdverbandes so etwas wie eine Abteilungsleiterin in einer Firma“, sagt Nolden.
Ab 16 Jahren kann der sogenannte Jugendjagdschein abgelegt werden. Wer einen Jagdschein sein eigen nennt, darf dann aber nicht automatisch auf die Jagd gehen. Er oder sie benötigt außerdem einen Jagdpächter, der quasi zur Jagd einlädt. Ein Jagdpächter kann wiederum nur jemand werden, der mindestens drei Jahre über einen Jagdschein verfügt und danach ein Revier anpachtet. Die zuständigen Städte und Gemeinden legen Flächen der verschiedenen Besitzer, die über entsprechende Ländereien verfügen, zu einem Jagdrevier zusammen. Die Mindestgröße eines solchen Reviers beträgt 150 Hektar. Die Besitzer der einzelnen Flächen sind sogenannte Jagdgenossen, auch wenn sie keine Jäger sind. Über die Jagdpacht, die ein Pächter eines Reviers an die Jagdgenossenschaft zahlt, erhalten die Jagdgenossen einen entsprechenden Obolus dafür, dass ihre Flächen zur Jagd begangen werden dürfen.