Neue Hinweise auf Wasser auf dem Mond gefunden
Ein Flugzeugteleskop hat die Entdeckung gemacht. Sie könnte weitreichende Konsequenzen für die bemannte Raumfahrt haben.
HONOLULU/BOULDER Bislang galt der Mond als knochentrocken. Wasser sollte es dort nicht geben – bei bis zu 230 Grad Celsius auf der von der Sonne beschienenen Oberfläche und im Vakuum. Schließlich hat der Mond keine Atmosphäre. Wasser müsste eigentlich sofort verdampfen und von der Strahlung im All buchstäblich zerlegt werden. Zumal man in dem Mondgestein, das die Astronauten von den Apollo-Missionen mitgebracht hatten, keine Feuchtigkeit entdeckt hatte.
Und doch ist es da: Ungefähr so viel wie in einer 0,33-Liter-Flasche, verteilt auf ein Fußballfeld. Entdeckt wurde es von „Sofia“. Dahinter verbirgt sich ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Nasa:
In eine Boeing 747 wurde ein Infrarot-Teleskop eingebaut, um in 15.000 Meter Höhe – fernab jeder störenden Strahlung auf der Erde – unter anderem Schwarze Löcher zu untersuchen. Zum ersten Mal hat das Teleskop seinen Blick zum Mond gerichtet und gleich die große Entdeckung gemacht.
Bislang galt nur als sicher, dass Eis in den kühlen, dunklen, tiefen Kratern beispielsweise am Mond-Südpol existiert. Auf der sonnenbeschienenen Oberfläche selbst sollte es bis auf Spuren von Wasserstoff-Atomen nicht vorkommen. Ungeklärt ist, wie es dahingekommen ist. Die Wissenschaftler sehen zwei Möglichkeiten: Meteoriten haben es bei Einschlägen zur Oberfläche transportiert. Oder: Mit dem
Sonnenwind kamen auch Wasserstoff-Atome zum Mond. Dort fanden dann chemische Reaktionen mit sauerstoffhaltigen Mineralien statt – Wasser bildete sich. Offen ist auch die Frage, wo genau es sich befindet. Ist es eingeschlossen in glasperlenartigen Strukturen, die sich durch die Hitze beim Einschlag von Mikrometeoriten gebildet haben? Oder findet es sich unter der Oberfläche zwischen den Körnern und Steinchen des Mondstaubs und -gesteins? Dann wäre es grundsätzlich leichter zugänglich. Aber wie tief unter der Oberfläche würde man es finden?
Antworten erhofft man sich vom Nasa-Rover „Viper“. Er soll im Dezember 2022 nahe dem lunaren Südpol landen und nach Eis suchen.
Dafür kann er mit einem Bohrer bis zu einem Meter tief in die Oberfläche vordringen. Nun wird er auch die Aufgabe haben, nach Wasser zu suchen und es gegebenenfalls zu kartografieren. Warum aber ist Wasser so entscheidend? Wir Menschen trinken es, und es ist lebensnotwendig. Aber daraus lässt sich auch Sauerstoff zum Atmen gewinnen – und sogar Raketentreibstoff.
Als Ressource für die Raumfahrt ist es darum extrem wertvoll. Je mehr Wasser es auf dem Mond gibt und je einfacher man es gewinnen kann, desto leichter lässt sich eine bemannte Mondbasis unterhalten. Und vor allem umso günstiger: Denn dann muss Wasser nicht erst von der Erde transportiert werden. Zudem könnte der Mond ein Tankund Versorgungsstopp sein – für den ersten bemannten Flug zum Mars.