Gladbach hilft die Außenseiterrolle
In der Champions League hat Borussia ihre Spielweise verändert. Das funktioniert bis dato recht gut.
Die Zahl „1“war die wichtigste in der Halbzeit-Statistik der Borussen gegen Real Madrid. Einen Torschuss hatte das Team von Marco Rose bis zur Pause, einen Schuss auf das Tor der Königlichen und einen Schuss ins Gehäuse des Gastes aus Spanien. 1:0 stand es nach 45 Minuten. Effektiver geht es nicht.
Damit setzte Gladbach einen Trend fort, der sich schon in Mailand beim 2:2 zeigte. In der Champions League zeigt Borussia spielerisch ein ganz anderes Gesicht. Dem Vierten der vergangenen Bundesliga-Saison wird in der Hammer-Gruppe mit Real, Inter und Schachtar Donezk die Rolle des Außenseiters zugesprochen. Und in dieser fühlen sich die Gladbacher offenbar sehr wohl.
Denn obwohl Rose immer wieder den Faktor „Mut“hervorhebt, beschränkt sich Borussia bislang in den Spielen in der Königsklasse auf die Defensive. Das Spiel überlässt sie den starken Gegnern, die die Pflicht haben, die Gruppenphase zu überstehen. Während alles andere für Madrid und Mailand eine bittere Enttäuschung wäre, wäre es für Gladbach ein unglaublicher Erfolg.
Eine Chance auf den Einzug in die K.o.-Phase hatten die Borussen weder in der Saison 2015/16 noch ein Jahr später. Damals versuchte man es recht mutig, war aber gegen Teams wie Barcelona und Manchester City chancenlos.
In diesem Jahr ist die Herangehensweise eine andere. Es ist nicht der Hochgeschwindigkeits-Fußball, den Rose seinen Spielern anordnet, sondern eine eher konventionelle Art und Weise. Gut verteidigen und im richtigen Moment zuschlagen. Nun dürfte es zwei Betrachtungsweisen geben. Die eine Seite sagt, diese Maßnahme ist die richtige, da sie offenbar die Chancen gegen die internationalen Top-Gegner erhöht.
In Mailand gab es auf diese Art und Weise ein 2:2, hätte es das Tor von Romelu Lukaku in der 90. Minute nicht gegeben, wäre es sogar ein Sieg geworden. Und gegen Madrid sah zur Halbzeit wieder vieles nach einem Punkterfolg aus. Auf der anderen Seite stehen die, die sagen, dass zur Entwicklung gehört, dass man auch gegen solche Teams seinen Fußball durchzieht. Zwar ist dann wahrscheinlich die Gefahr größer, bittere Erfahrungen zu machen, diese könnten dann aber wichtige Lehren für die Zukunft sein.
Ob man es nun gut findet oder nicht, dass Borussia in der Champions League bislang eine andere fußballerische Art praktiziert, entscheidend sind die Ergebnisse. Und dass diese Spielweise die Wahrscheinlichkeit auf Erfolge erhöht, haben die ersten beiden Spiele gezeigt.
Dass auch beim 2:2 gegen Real wieder ein Tor kurz vor dem Abpfiff einen Dreier verhindert hat, zeigt, dass Borussia noch lernen muss.
Doch ärgern können sie diese. Ballgewinn, schneller Angriff, Kaltschnäuzigkeit – das waren auch die drei Komponenten beim 2:0, zum zweiten Mal traf Marcus Thuram an diesem Abend. Das Tür war ganz weit offen zum ersten Sieg in der Champions League gegen einen der ganz Großen. In den vorherigen Teilnahmen gab es je einen Erfolg gegen den FC Sevilla und bei Celtic Glasgow. Zwei hohe Bälle und zwei Abstauber haben diesen Traum zerplatzen lassen. Real hat in wenigen Minuten doch noch aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht. Da half die Außenseiterrolle nicht mehr. Und diese Rolle ändert auch nicht, wie ärgerlich das Ergebnis für Gladbach ist.