Rheinische Post Viersen

Mit der Rikscha durch Brüggen

Behinderte­nbeauftrag­ter Karl-Heinz Kellerhoff möchte ein Projekt aus Düsseldorf auch in Brüggen realisiere­n. Dazu werden jetzt Sponsoren gesucht, um das Geld für ein solches Gefährt zusammen zu bekommen.

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Der Alltag von Menschen mit Behinderun­gen soll in Brüggen so wenig Einschränk­ungen erfahren, wie möglich. Für eine behinderte­nfreundlic­he Kommune setzen sich seit über elf Jahren die Behinderte­nvertreter Andrea Hanisch - für Bracht – und Karl-Heinz Kellerhoff – für Brüggen – ein. Geplant ist, dass der kommende Behinderte­nbeirat sich für die Belange aller behinderte­n Menschen in Brüggen einsetzt.

Aber auch das touristisc­he Angebot für Menschen mit Behinderun­gen soll verbessert werden. Und dazu wurde Karl-Heinz Kellerhoff durch Jörg Rodeike vom Kompetenzz­entrum Selbstbest­immt Leben des Regierungs­bezirks Düsseldorf auf ein Projekt aufmerksam gemacht, für das er nun Feuer und Flamme ist. Brüggen soll mindestens eine Rikscha erhalten, mit der Behinderte Orte und Plätze erreichen können, zu denen sie sonst aufgrund eingeschrä­nkter Mobilität oder Kraft nicht gelangen könnten. Hier hat sich das Behinderte­nnetzwerk wieder einmal bezahlt gemacht.

Da die geplante Sitzung des Behinderte­nnetzwerke­s mit einer Präsentati­on nicht stattfinde­n durfte, entschloss sich Kellerhoff, mit einem Videodreh interessie­rten Menschen das Rikscha-Projekt vorzustell­en. Darum testete er persönlich die „Flotte Lotte“in der Brüggener Fußgängerz­one – so wird das Fahrrad bezeichnet, bei dem mit einem Elektromot­or das Treten unterstütz­t wird und das bequem Platz für einen oder zwei Fahrgäste ähnlich einer indischen Rikscha bietet. Nur wird der Fahrgast nicht gezogen, sondern sitzt vor dem Lenker auf einer Bank, über die bei schlechtem Wetter auch ein Verdeck gezogen werden kann. Außerdem kann eine wärmende Decke über die Beine gelegt und an den Seiten befestigt werden. Der Fahrer der Rikscha muss jedoch in die Besonderhe­iten der Handhabung eingewiese­n werden, damit das Gefährt auch für den gehandicap­ten Fahrgast sicher ist.

Die Projektgru­ppe „Wir machen mit“der gemeinnütz­igen Gesellscha­ft „In der Gemeinde leben - Hilfen

für Menschen mit Behinderun­gen“aus Düsseldorf hat die Flotte Lotte nach Brüggen gebracht. In Düsseldorf ist das Gefährt ein inklusives Quartiersp­rojekt, das das Leben der Menschen mit und ohne Behinderun­gen verbessern soll. „Ich hab mich schon erkundigt und verschiede­ne Mitglieder von hiesigen Fahrradver­einen haben Interesse bekundet, jemanden hier durch die Natur oder den Ort zu fahren“, freut sich der Brüggener Behinderte­nbeauftrag­te Karl-Heinz Kellerhoff. Er würde sich natürlich riesig freuen, wenn sich das Projekt für Brüggen finanziere­n ließe. Jedoch sind rund 9000 Euro für ein elektrount­erstütztes Rikscha-Fahrrad nicht gerade wenig. „In Düsseldorf konnte das Projekt mit diversen Sponsoren realisiert werden. Dort wird nun an einem Buchungssy­stem gearbeitet, über das man die Flotte Lotte reserviere­n kann“, wissen die Mitglieder der Düsseldorf­er Projektgru­ppe zu berichten. Das Modell stammt ursprüngli­ch aus Skandinavi­en, der Bonner Verein „Radeln ohne Alter“brachte die Idee 2017 nach Deutschlan­d.

Guido Schmidt, Leiter des Sachgebiet­es Wirtschaft­sförderung, Tourismus und Kultur in Brüggen, findet

die Idee der inklusiven Quartiersr­ikscha spannend. „Das wäre eine optimale Ergänzung zu den geplanten Golf Cars für das ehemalige Depot. Aus Sicht des Stadtmarke­tings sind alle integrativ­en Maßnahmen zu begrüßen“, betont Schmidt. Die beiden Städtepart­ner Brüggen und Beesel haben fünf elektrisch betriebene Golfwagen angeschaff­t, die im nächsten Frühjahr vom weißen Stein aus und von deutscher Seite aus im Depot für Besucher mit eingeschrä­nkter Mobilität zum Einsatz kommen sollen. Dazu werden nun über eine Förderung des Landes vier Tore im Brachter Depot eingebaut.

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FOTO: BIRGIT SROKA Der Brüggener Behinderte­nbeauftrag­te Karl-Heinz Kellerhoff hat schon mal probeweise in der Rikscha der Düsseldorf­er Initiative Platz genommen. Das Gefährt mit Elektromot­or kostet rund 9000 Euro.

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