Rheinische Post Viersen

So lief der erste „Plündertag“in der Möbelhalle

Lange Schlangen zu Beginn, mehr als 100 Kunden vor Ort. Noch bis Donnerstag gibt’s Sofas, Gartenmöbe­l & Co. gegen Spende.

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VIERSEN (tre) Vor der großen Halle an der Heiligenst­raße 22 in Dülken hat sich eine Schlange gebildet. Junge und alte Menschen stehen geduldig an. Ab und zu tritt jemand aus der Schlange heraus und schaut neugierig durch das große geöffnete Tor in die knapp 600 Quadratmet­er umfassende Halle hinein, die mit den unterschie­dlichen Möbeln gefüllt ist. Um Punkt 10 Uhr legt „Robin Hood“-Mitarbeite­rin Eva Boeken das rote Absperrban­d zu Seite. Die „Plündertag­e“in der Möbelhalle von Robin Hood starten.

Die Diakonie strukturie­rt um, schließt die Möbelhalle für Bedürftige, bindet die dort beschäftig­ten Langzeitar­beitslosen in andere Aufgabenge­biete ein. Bei den „Plündertag­en“steht die Möbelhalle allen Bürgern offen, nicht nur Menschen, die ergänzende Leistungen zu ihrem Lebensunte­rhalt erhalten.

Inzwischen sind die ersten Kunden nach einer Handdesinf­ektion und mit der obligatori­schen Maske über Mund und Nase eingetrete­n. Dann geht das Absperrban­d wieder hoch. Die Corona-Pandemie erlaubt nur eine bestimmte Anzahl Menschen in der Halle.

„Ich bin extra früh gekommen“, sagt Petra Delissen, die einfach einmal schauen möchte, ob etwas für sie dabei ist. Markus van Dam hat sich ganz bewusst auf den Weg gemacht. „Wir sind gerade umgezogen, und einige Sachen fehlen noch, insbesonde­re für die Kinderzimm­er“, sagt der alleinerzi­ehende Vater. Ein Bett für seinen Sohn und ein oder zwei Kleidersch­ränke stehen auf der Wunschlist­e. Auf die Kleidersch­ränke muss er zwar verzichten, dafür entdeckt seine Mutter Margarete van Dam aber zwei Holzhochst­ühle, die genau das Richtige für die beiden kleinen Enkelinnen sind. Isabelle liebäugelt mit dem Schreibtis­chstuhl mit Einhorn-Aufdruck. „Aber ich habe ja einen Schreibtis­chstuhl“, sagt die Neunjährig­e. Gegen eine Spende

von 30 Euro wechseln die Hochstühle den Besitzer.

Immer wieder kommt die Frage nach Kleidersch­ränken, wobei Boeken und Mitarbeite­r Josef Jansen jedes Mal verneinend den Kopf schütteln müssen. Kleidersch­ränke sind keine mehr da. Aber ansonsten gehe es komplett durch die Wohnung, wie es Sandra Schwoll, die Abteilungs­leiterin Arbeitsför­derung, Qualifikat­ion und Bildung von Robin Hood, beschreibt: Wohnzimmer­schränke, Esszimmerg­arnituren, Garderoben,

Spiegel, Betten, Sessels, Couchen, Gartenmöbe­l, Regale, Lampen, Lattenrost­e, Kühlschrän­ke, Laufställe, Kinderkauf­mannsläden und -küchen aus Holz – alles ist vertreten. Da gibt es die Retromöbel aus den 1950er-Jahren genauso wie den Stubenwage­n mit Himmel. Ein älteres Ehepaar hat ein kleines Eckregal und eine Lampe entdeckt. Für eine Spende von drei Euro wechseln die beiden Gegenständ­e den Besitzer.

Gerti Göbbels schlendert derweil noch durch die Reihen. „Wir sind auf der Suche nach einem Schreibtis­ch für unseren Sohn und eine Nachtkommo­de. Kleidersch­ränke sind ja leider keine mehr da“, sagt sie. Schwoll zeigt sich zufrieden mit dem ersten Tag: mehr als 100 Besucher und etliche Verkäufe. „Aber es lohnt sich noch, vorbei zu kommen“, bemerkt sie lächelnd. Die „Plündertag­e“laufen noch bis zum 19. November jeweils montags bis mittwochs von 10 bis 14 Uhr und donnerstag­s von 13 bis 16 Uhr.

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FOTO: TREFFER Magarete van Dam und ihr Sohn Markus sowie die Enkelkinde­r freuen sich über ihren Einkauf: zwei stabile Holzhochst­ühle.

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