Rheinische Post Viersen

Lazaros Traumtor ohne nützlichen Effekt

Valentino Lazaro erzielte in Leverkusen ein wunderbare­s Tor mit der Hacke. Er kann Torschütze des Jahres damit werden. Doch der Treffer hat einen Makel: Borussia verlor trotzdem 3:4. Die Niederlage wird dem Tor nicht gerecht.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Ganz egal, was in dieser Saison noch kommt, wo Borussia am Ende landet und welche Sensatione­n es noch gibt: Das Tor, das Valentino Lazaro am Sonntag in Leverkusen erzielt hat, ist eines für die Ewigkeit. Das ist keine bloße Schwärmere­i, keine Romantik, keine Borussia-Verklärung, sondern nüchtern aufgeschri­eben und ganz objektiv: Die Flanke von Patrick Herrmann, der akrobatisc­he Sprung, der Skorpion-artige Kick mit der Hacke – zauberhaft, irre, unfassbar, ein Kunststück der Extraklass­e.

„Ich habe den Weg in die Box gesucht für die Flanke. Ich habe gesehen, dass der Ball ein bisschen in den Rücken kommt. Ginni (Matthias Ginter, Amn.d.Red.) war noch davor und wollte ihn mit dem Kopf erwischen. Ich habe einfach geschrien ‚lass ihn‘, ich weiß nicht, ob er das gehört hat. Das gibt es natürlich nicht oft, dass das so funktionie­rt“, sagte Lazaro über den Moment, der ihn, nicht nur unter den Gladbach-Freunden gibt es da keinen Zweifel, zum Torschütze­n des Monats und des Jahres machen könnte.

Für Szenen wie diese schaut man Fußball, weil sie so überrasche­nd, verblüffen­d und bezaubernd sind, wie die Märchen aus 1001 Nacht. „Ich dachte erst, dass es vielleicht sogar ein Eigentor war“, sagte Borussias Trainer Rose über Lazaros Debüt-Tor. „Hinterher habe ich mir das Tor in der Kabine angeguckt. Ich muss sagen: Trotz der Niederlage freut mich das als Fußball-Liebhaber. Ich konnte dadurch ganz kurz schmunzeln, auch wenn das nach einer Niederlage nicht so einfach fällt. Das hat Tino einfach herausrage­nd gemacht.“Auch die Gegner zollten Respekt. „Ich habe keinen Hut auf dem Kopf“, sagte Leverkusen­s Torwart Lukas Hradecky und zog im Interview imaginär seine Kopfbedeck­ung, „aber Valentino, geiles Tor.“

Bislang gab es in der Gladbacher Historie nur einen berühmten Hacken-Kick. Das war der des unglücklic­hen Joachim Stadler, der am 9. November 1993 gegen den 1. FC Kaiserslau­tern auf dem Bökelberg den Ball aus 14 Metern im hohen Bogen ins eigene Tor beförderte. Ein Tor, das er, so heißt es in Borussias Chronik, „ewig an der Hacke hat“. So wird es auch bei Lazaro sein. Sein Tor ein „Weißt-du-noch“der Bundesliga. Aber eben nicht mit dem Makel des Eigentores wie bei Stadler, sondern mit dem Etikett „Traumtor“.

Das Problem ist aber: Es war ein Traumtor ohne Pointe. Beziehungs­weise: Natürlich ist da ein Effekt, die

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