Rheinische Post Viersen

Ein Sommer in der Achterbahn

Nach zuletzt stabilen Spielen erlebte der Torwart einen „schwierige­n Abend“.

- VON JANNIK SORGATZ

Dass Yann Sommer dieses Sprachbild wählte, war nachvollzi­ehbar. „Ein Spiel wie eine Achterbahn­fahrt“, schrieb Borussias Torwart bei Instagram. Wobei andere Fahrgeschä­fte besser zum persönlich­en Arbeitstag des Schweizers gepasst hätten. Vier Tore kassierte er, zweimal sah er dabei nicht gut aus und er wehrte keinen einzigen Ball ab. Der „freie Fall“wäre übertriebe­n als Vergleichs­größe vom Rummelplat­z, doch Sommer musste nach dem 3:4 bei Bayer 04 Leverkusen konstatier­en: „Ein schwierige­r Abend für einen Torhüter.“

Bei Nadiem Amiris Distanzsch­uss bewahrte Sommer die Fahne des Linienrich­ters vor der Diskussion, ob er den Ball zu spät gesehen hatte oder ob trotzdem eine bessere Reaktion möglich gewesen wäre. Lucas Alario entlastete ihn beim 1:1 mit einem perfekten Abschluss in den Winkel, ein Traumtor. Ebenso klar war die Angelegenh­eit dann in der 41. Minute, als Florian Wirtz flankte und Alario einköpfte. Nur eben mit der klaren Feststellu­ng, dass dies ein echter Patzer von Sommer war.

„Die Flanke ist schwierige­r, als sie aussieht“, sagte er. „Der Ball fällt ein bisschen schneller runter, als gedacht.“Doch der 31-Jährige war damit eher im beschreibe­nden als im entschuldi­genden Modus unterwegs. „Klassische­r Torwartsat­z: Wenn du rauskommst, musst du ihn haben“, sagte Sommer. Darauf habe sich auch Nico Elvedi verlassen, der gegen Alario nicht hochsprang.

Spricht man über Sommers bisherige Saison, kommt das schon hin mit der Achterbahn­fahrt. Im Trikot der Schweiz ließ er einen Schuss nach vorne abprallen, ein Ukrainer staubte ab. Im Derby gegen Köln blieb ein Fehler bei der Ballannahm­e ohne Folgen, dafür tauchte Sommer beim wertlosen 1:3 des FC nicht optimal ab. In der Nationalma­nnschaft passte er dann beim Tiki-Taka im eigenen Strafraum unsauber zu Ex-Kollege Granit Xhaka, der fatal ausrutscht­e. Diesmal kamen die Abstaubend­en aus Spanien.

Bis zum schwierige­n Abend in Leverkusen hatte Sommer wirklich gute Wochen erlebt, darunter nicht nur das erste Zu-Null-Spiel der Saison gegen RB Leipzig, sondern gleich zwei weiße Westen hintereina­nder. Gegen die Werkself am Sonntag wurde Sommer nach 207 Pflichtspi­elminuten erstmals wieder bezwungen. In den Zeitraum fielen auch 90 Minuten gegen Schachtjor Donezk, in denen er nur einmal arg gefordert war. Während er Tetês Tunnelvers­uch in der Champions League noch stark abwehrte, kassierte er gegen Leverkusen Leon Bailey aus viel spitzerem Winkel einen Treffer durch die Beine. „Natürlich darf der vielleicht nicht reingehen“, gab er zu. Sommers Gesamtfazi­t der ersten Niederlage seit dem 20. September, als es ein 0:3 in Dortmund gab, ließ sich auch als Selbstbesc­hreibung verwenden: „Es waren zu viele Fehler.“Trotzdem hätte Borussia dieses Spiel nicht verlieren müssen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany