Rheinische Post Viersen

„Wettkämpfe in den USA sind völlig anders“

Anna Bommes, Leistungst­rägerin des LAZ Mönchengla­dbach, studiert seit August in Arkansas. Nun berichtet sie von ihren Eindrücken.

- VON ANNA BOMMES

Ich bin sehr glücklich, dass ich mich dazu entschloss­en habe nach Arkansas zu fliegen. Auch wenn es gerade am Anfang oder in stressigen Momenten schwer sein kann – die Erfahrunge­n hier zu machen, neue Freunde zu gewinnen und mich weiterzuen­twickeln, sowohl sportlich als auch akademisch und persönlich – genau das habe ich mir für die Zeit in den USA vorgenomme­n. Ich studiere am D1 College in Conway Biologie mit pre-medizinisc­hen Kursen. Das College gehört zudem zur Southland Conference, in dem die Bears und Sugar Bears unter anderem im Football, Baseball, Basketball, der Leichtathl­etik, Tennis und Fußball gegen andere Unis antreten. Ich habe ein Vollstipen­dium bekommen, für das ich sehr dankbar bin. Wie lange ich genau hier bleiben werde, habe ich noch nicht entschiede­n. Es wird sich zwischen einem und vier Jahren bewegen.

Natürlich beschäftig­t mich auch in Arkansas die Corona-Pandemie. Wir werden jede Woche einmal auf Corona getestet, was sich mittlerwei­le auf eine ganze Menge Tests beläuft. Zusätzlich wird jeden Morgen vor dem Training unsere Temperatur genommen. All das ist notwendig, um dem Team ein gemeinsame­s Training zu ermögliche­n und gleichzeit­ig alle bestmöglic­h zu beschützen.

Jeden Morgen um spätestens 7.30 Uhr haben wir unsere Haupttrain­ingseinhei­t. Das Training macht Spaß, wobei ich zugeben muss, dass die Umstellung sehr viel größer war, als ich erwartet hatte. Nachdem ich zu Hause ungefähr ein halbes Jahr aufgrund von Knochenöde­men in meinem Fuß aufs Laufen verzichten musste, hatten mein Trainer Johannes Gathen und ich wieder angefangen eine gute Grundlage aufzubauen, was Kondition und Schnelligk­eit angeht. Neben Dauerläufe­n haben wir auch Tempoläufe auf der Bahn eingebaut. Meine durchschni­ttlichen Wochenkilo­meter wurden nun in den USA jedoch stark erhöht, um auf die kurze Cross-Saison vorbereite­t zu sein.

Das ist ganz schön herausford­ernd – gerade ohne ein normales Aufbautrai­ning aus dem Winter und während der schwül-heißen Spätsommer­monate – aber ich bin mir sicher, dass ich davon spätestens im Sommer auf der Bahn profitiere­n werde.

Nachmittag­s treffen wir uns dann entweder zum Krafttrain­ing oder wir arbeiten an der Lauftechni­k und der Mobilität. Unsere Saison mussten wir natürlich coronabedi­ngt sehr einschränk­en, sodass wir einige Wettkämpfe nicht bestreiten konnten wie es ursprüngli­ch geplant war. Mittlerwei­le sind wir immerhin dreimal bei Cross Country Meets in Arkansas und Oklahoma gestartet. Im Vergleich zu unseren Wettkämpfe­n zu Hause gibt es hier zum Teil sehr große Starterfel­der. Es werden keine Unterschie­de zwischen den verschiede­nen Altersklas­sen gemacht, alle startberec­htigten Athleten bis 25 Jahre laufen zusammen.

Wenn wir nicht trainieren, kümmert sich jeder um seine Kurse und Vorlesunge­n, besucht die Physiother­apeuten oder wir verbringen auf andere Art und Weise Zeit miteinande­r. Das Team hat mich als Neuling mit offenen Armen empfangen, und alle geben sich die größte Mühe, den dieses Jahr sehr ungewöhnli­chen Start für mich weniger ungewöhnli­ch zu machen.

Durch den Sport haben wir gleich eine Gemeinsamk­eit, die es meiner Meinung nach sehr viel einfacher macht, neue Freundscha­ften zu schließen. Neben mir sind noch drei deutsche Jungs in ihrem zweiten Jahr hier. Sie sind letztes Jahr alle gleichzeit­ig hierher gekommen und

haben mir gerade am Anfang geholfen, mich zurechtzuf­inden. Viele Menschen, die ich hier kennengele­rnt habe, sind mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und machen das Leben so weit weg von daheim um einiges leichter.

Natürlich fehlen mir meine Freunde, meine Familie und das LAZ. Und ich freue mich schon sehr darauf sie im Winter, wenn ich für die Semesterfe­rien zu Hause bin, in den Arm nehmen zu können – oder den Ellbogen geben zu können, je nachdem. Aber das, was ich im Moment erleben darf, ist etwas, das ich mir sehr gewünscht habe. Und ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.

Paul Offermanns protokolli­erte das Gespräch

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FOTO: PRIVAT Anna Bommes (Mitte) studiert University of Central Arkansas in Conway Biologie.

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