Der Henkel-Chef begrüßt Trumps Abwahl
Das dritte Quartal lief für Henkel unerwartet gut. Nun hofft Konzernchef Knobel auf das Ende der Handelskriege.
DÜSSELDORF Ungewohnt deutliche Worte vom Konzernchef Carsten Knobel. Der Lenker des Düsseldorfer Dax-Konzerns Henkel, begrüßt ausdrücklich, dass in den USA mit Joe Biden ein neuer Präsident die Führung übernehmen wird. „Das Ergebnis der Wahl macht Hoffnung auf einen politischen Kurswechsel“, sagte der Henkel-Chef am Dienstag in einer Telefonkonferenz zur Vorstellung der Quartalszahlen und fügte hinzu: „Es ist zu wünschen, dass die USA wieder zu einem konstruktiven Kurs bei Handelspolitik und Klimapolitik zurückkehren.“
Auch zu den Perspektiven im Kampf gegen Covid-19 hat Knobel eine klare Meinung, nachdem die Mainzer Firma Biontech große Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes vermeldet: „Das sind ermutigende Nachrichten für besonders gefährdete Menschen.“Er hoffe auf Fortschritte beim Kampf gegen die Pandemie. Wann dies jedoch zu besseren Geschäften für Henkel führe, darauf wollte er sich noch nicht festlegen lassen.
Dabei lief das dritte Quartal des Jahres für Henkel relativ gut. Der Umsatz sank zwar um 1,5 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Rechnet man jedoch den Effekt der Abwertung vieler Währungen sowie Verkäufe einiger Marken hinaus, kommt der Konzern auf ein Plus von 3,9 Prozent. Während das zweite Quartal wegen der Corona-Krise noch einen herben Umsatzeinbruch von elf Prozent gebracht hatte, konnte nun jede der drei Sparten Klebstoffe (Adhesive Technologies), Körperund Haarpflege (Beauty Care) und Waschmittel (Laundry & Home Care) ihren Umsatz erhöhen. Auch die Henkel-Aktie hat sich deutlich erholt. Im März notierte sie noch bei 65 Euro, jetzt bei 93 Euro.
Anfang Oktober hatte Knobel bereits erste Zahlen zum dritten Quartal genannt und für das Gesamtjahr ein organisches Umsatzminus von bis zu zwei Prozent prognostiziert. Auch jetzt sorgt er sich noch um und das Jahresendergebnis: „Die Unsicherheit hat mit den neuen Lockdowns wieder zugenommen.“Auch wegen der Pandemie stieg der Anteil der digital bestellten Produkte. Bereits jetzt werden 15 Prozent des Geschäftes digital erwirtschaftet, Anfang des Jahres lag der Anteil bei etwas mehr als zehn Prozent. Wegen Corona ändern sich nicht nur die Vertriebswege, auch der Produktmix verschiebt sich: Um fast acht Prozent legte das Waschmittelgeschäft im dritten Quartal zu. Desinfektionsmittel sind weiterhin ein Renner, Persil verkauft sich gerade in den USA immer besser. Wegen immer neuer Lockdowns kauften die Kunden viel mehr Geschirrspülmitttel, berichtete Knobel, weil sie häufiger zu Hause kochten. Um mehr als zehn Prozent hätten Produkte der Markenfamilien Pril, Bref und Somat jeweils zugelegt. Die Körperund Haarpflegesparte wuchs insgesamt um 4,3 Prozent. Der Bereich Styling inklusive Haarsprays lag dagegen unter dem Vorjahr. Knobel erklärt sich dies damit, dass die
Menschen weniger in Bars oder Diskotheken gehen.
Bei der mit Abstand größten Sparte Adhesive Technologies legte der organische Umsatz wieder um rund 1,3 Prozent zu, nachdem er im zweiten Quartal um fast 20 Prozent eingebrochen war. „Das ist eine sehr positive Entwicklung“, sagte dazu Jella Benner-Heinacher, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Das Geschäft mit Verpackungen legte im dritten Quartal ebenfalls deutlich zu. Der Bereich Handwerk und Bau profitierte von einem zweistelligen Wachstum beim Verkauf an Hand- und Heimwerker. Einzig die ausbleibenden Aufträge aus der Automobilindustrie schmerzen laut Knobel.
Aktionärschützerin Benner-Heinacher gibt sich dennoch optimistisch, sagt aber: „Früher lag die Henkel-Aktie weit über 120 Euro, jetzt noch immer deutlich unter 100 Euro. Da erhoffen wir uns schon mehr Bewegung.“