Trotz Lockdown den Laden öffnen?
David Stum hatte sich mit seinem DSL-Shop in Lobberich der Krefelder Initiative „Wir machen auf“angeschlossen. Doch jetzt zögert er, weil es zu wenig Unterstützung gab. Inzwischen sucht er für seinen Laden einen Nachfolger.
LOBBERICH In Krefeld machte die Ankündigung von Mecet Uzbay, am Montag seinen Laden wieder zu öffnen, bundesweit Schlagzeilen. Er hatte auf der Chatplattform Telegram den Kanal „Wir machen auf – Kein Lockdown mehr“ins Leben gerufen und in kurzer Zeit mehr als 56.000 Unterstützer gefunden. Auf einer Liste anderer Händler, die sich der Aktion anschließen wollten, tauchte auch der DSL-Shop auf der Breyeller Straße in Lobberich auf.
Eigentümer David Stum hat seinen Laden bisher noch nicht aufgemacht. Er stand im Dezember mit dem Ordnungsamt in Kontakt. Aktuell waren Mitarbeiter des Ordnungsdienstes der Stadt am Montag dreimal zu verschiedenen Zeiten vor Ort, aber das Geschäft war ja weiter geschlossen. Der Shop ist Ansprechpartner mehrerer Mobilfunk-Anbieter und bietet auch telefonische Beratung an. Da sein Laden zur Telekommunikationsbranche zählt, darf er nach den Bestimmungen des Landes nicht öffnen. David Stum kann nicht verstehen, dass ein benachbartes Versicherungsbüro geöffnet hat, sein Laden aber nicht, obwohl er genauso nur berate, eine Plastik-Trennscheibe habe und den Zugang auf eine Person beschränken könne.
Die Initiative des Krefelder Geschäftsmannes sei toll gemeint, aber es sei sinnlos, als einziger mitzumachen. Sein Shop sei seit dem 16. Dezember geschlossen. Die Initiative gegen den Lockdown versteht er auch als Hilferuf einer gesamten Branche. Da er keine Einnahmen mehr erziele, wisse er nicht, wie er am 15. die Miete bezahlen solle. Inzwischen hat er auf Ebay eine Anzeige „Nachfolger gesucht“aufgegeben. Im Shop arbeite er ganz allein, im Grunde genommen sei er pleite. Sechs Jahre lang habe er alle Herausforderungen geschafft, aber jetzt seien alle Rücklagen verbraucht. In Nettetal lebten etliche Einzelhändler über dem Laden in ihrer eigenen Immobilie, hätten vielleicht weitere Immobilien vermietet, so dass sie eine Durststrecke leichter wegstecken könnten.
Für den Einzelhandel sei es eine Minute vor zwölf. Stum hätte es begrüßt, wenn 80 Prozent der Einzelhändler in Krefeld, Mönchengladbach und Nettetal am Montag aufgemacht hätten. Aber als einziger in Lobberich aufzumachen, bringe ja gar nichts. „Da ist ja auch kein Kunde, der kommt.“Die meisten Geschäftsinhaber hätten Angst vor hohen Strafen.
Gegen den Lockdown rührt sich auch im benachbarten Ausland Widerstand. Stum verweist auf die Niederlande, wo einige Gastronomen angekündigt haben, wieder zu öffnen, wenn der Lockdown über den 17. Januar verlängert werden sollte. Auch in Österreich, wo laut Deutscher Presseagentur der Lockdown bis 24. Januar verlängert werden soll, gab es Proteste. Stum wartet ab, was die anderen Händler ab 18. Januar machen. Vorerst bleibt sein DSL-Shop weiter geschlossen.
Mit der Querdenker-Szene, die auf die Krefelder Ankündigung reagierte, hat Stum kein Problem. Er bestätigt, am 18. November auf der Querdenker-Demo in Berlin gewesen zu sein. Für Stum war es die erste Demonstration überhaupt, an der er teilgenommen habe – übrigens in Begleitung eines befreundeten Polizisten. Es sei eine friedliche Demonstration gewesen, niemand habe Flaschen oder Steine geworfen. Trotzdem habe die Polizei Wasserwerfer eingesetzt. Rechtsradikale will Stum auf der Demo keine gesehen haben. Was dann abends im Fernsehen darüber berichtet worden sei, habe er selber nicht erlebt.