Händler fordern klare Ansagen
Der verlängerte Lockdown trifft die Einzelhändler besonders. Bestellungen können die Verluste kaum kompensieren.
MÖNCHENGLADBACH Es ist eine schwere Zeit für den Einzelhandel: Lockdown kurz vor Weihnachten, jetzt die Verlängerung bis Ende Januar. Nicht nur Ralf Winkels, Juwelier aus Rheydt, fordert deshalb eine klare Ansage der Politik, wann und unter welchen Umständen Schließungen auch in Zukunft zu erwarten sind. Denn schon das Weihnachtsgeschäft war anders, als es sich die Einzelhändler noch vor ein paar Wochen gewünscht hätten. Die Händler versuchen, mit Lieferangeboten oder dem sogenannten „Click und Collect“, bei dem Kunden Waren online bestellen und dann vor Ort abholen können, wenigstens einen Teil der Einbußen auszugleichen.
Für Jan Kaiser, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Mönchengladbach des Handelsverbandes NRW-Rheinland, ist das auch der Tenor dessen, was ihm die Einzelhändler berichten. Die wenigsten der betroffenen Händler können ihre Umsätze aus dem Jahr 2019 halten. „Dabei muss man ganz klar unterscheiden zwischen denen, die von den Schließungen tatsächlich betroffen sind, und denen, die weiterhin geöffnet bleiben dürfen“, sagt er.
Iris Degenhardt ist als Buchhändlerin ebenfalls von den Schließungen betroffen. Sie bietet einen Abholservice für ihre Kunden an, daneben telefonische Beratungen und sogar Lieferungen. „Es läuft ganz gut bei uns“, sagt sie, „unsere Kunden halten uns auch weiterhin die Treue.“Degenhardt blickt hoffnungsvoll in die Zukunft, auch mit dem verlängerten Lockdown käme sie klar. „Wir bleiben optimistisch, aber wir tun auch was“, sagt sie.
Optimistisch bleiben und Initiative zeigen ist auch die Devise von Ralf Winkels, Juwelier in Rheydt. „Unser Jahr war okay, aber wir haben auch sehr schnell reagiert“, sagt er. Ihm hätten es die unbürokratischen und schnell ausgezahlten Überbrückungshilfen im ersten Lockdown in Kombination mit dem Kurzarbeitergeld ermöglicht, seine Angestellten weiterhin voll zu bezahlen. Kurzfristige Initiativen wie ein Projekt des Landes NRW zur Förderung von digitalem Einzelhandel hätten für ihn wenig gebracht. „Da ist bis heute nichts angekommen“, sagt Winkels. Vielmehr wünscht er sich klare Ansagen von der Politik, wann der Einzelhandel unter welchen Bedingungen wieder öffnen kann.
Ähnliches berichtet Gregor Eicker von der Spieleoase an der Friedrichstraße. „Wir hoffen, dass wir auch weiterhin die Abholung von bestellten Waren anbieten können, es stimmt uns optimistisch, wie gut das von den Kunden angenommen wurde“, sagt er. Eicker sieht lediglich die Gefahr, dass durch das Bestellsystem nur noch bekannte und bewährte Waren nachgefragt werden könnten. Nischenprodukte und Neuheiten fänden dadurch weniger Beachtung. Für ihn heißt es jetzt: „Augen zu und durch.“Er hofft, dass die Geschäfte bald wieder öffnen können. Sonst sieht er die Vielfalt in den Innenstädten in Gefahr.
Das ist auch die Sorge der Industrieund Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Bereits im Dezember warnte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz:
„Wenn wir nach der Corona-Pandemie weiterhin Innenstädte mit Aufenthaltsqualität haben möchten, reichen die bisherigen Überbrückungshilfen nicht aus.“Denn gerade inhabergeführte Läden leiden unter den Maßnahmen.
Das bestätigt auch Kaiser: „Viele Händler wünschen sich mehr Hilfen, wie beispielsweise die Gelder für die Gastronomie, die 75 Prozent des Vorjahresumsatzes umfasst.“Zwar gebe es zahlreiche Maßnahmen, wie Kurzarbeitergeld oder steuerliche Erleichterungen, doch das alles sei oft nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Zumal sich viele Auswirkungen erst dann zeigen werden, wenn die lokale Wirtschaft wieder an- und die staatlichen Hilfen auslaufen. „Erst dann werden wir uns ein Bild darüber machen können, wie groß der Schaden tatsächlich ist“, sagt Kaiser.