Rasche Massenproduktion von FFP2-Masken scheint möglich
DÜSSELDORF Ab Montag gilt in Bayern die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske im Handel und im öffentlichen Nahverkehr. Gleichzeitig nimmt die Debatte Fahrt auf, ob NRW oder der ganze Bund folgen. Sollte es so kommen, werde es zumindest nicht an zu geringen Kapazitäten scheitern, sagt der Marktexperte Marc Kloepfel, Sollte eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in NRW im ÖPNV und in Geschäften kommen, wären mit einem Vorlauf von zwei oder drei Wochen „auch sicher genügend Masken da, um in NRW alle Bürger zu versorgen“, meint der Betriebswirt.
Kloepfel weiß, wovon er spricht. Sein Düsseldorfer Unternehmen Kloepfel Group hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten unter anderem für die NRW-Landesregierung und den Bund mehr als 50 Millionen FFP2und vergleichbare KN95-Masken besorgt. Die Unternehmensgruppe mit rund 250 Beschäftigten arbeitet auch mit großen Handelsunternehmen zusammen und betreibt eine eigne Fabrik für FFP2-Masken. „Es gibt mittlerweile in Europa sowie der Türkei sehr große Kapazitäten von mehr als 50 Fabriken, um FFP2-Masken herzustellen“, sagt Kloepfel. „Wenn NRW oder gar der Bund eine Pflicht zum Tragen der Masken beschließen würden, wäre der Handel handlungsbereit. Viele Hundert Millionen FFP2-Masken wären schnell da.“
Derzeit gebe es in manchen Geschäften in NRW allerdings keine FFP2-Masken: „Die Drogerieketten schicken die Ware aktuell nach Bayern, wegen des dortigen sehr hohen Bedarfs. Wenn sich dagegen hier eine neue Nachfrage abzeichnet, geht die Welle wieder in eine andere Richtung.“Laut Kloepfel wäre auch denkbar, dass der Staat die Masken in großen Mengen zentral aufkauft und dann vom Handel oder anderen Institutionen an alle Bürger verteilen lässt: „Der Lockdown kostet unsere Volkswirtschaft wöchentlich viele Milliarden Euro“, sagt er.
Das Ansteckungsrisiko würde seiner Ansicht nach so stark im Vergleich zu Alltagsmasken und den dünnen OP-Masken gesenkt, „dass sich die Investition allein finanziell schon lohnen würde“. Auch wenn die Bürger die Masken selber bezahlen müssen, könnten sich seiner Ansicht nach die Kosten in Grenzen halten. „Die Herstellungskosten einer FFP2-Maske liegen bei maximal 50 Cent. Wenn ich also große Gebinde mit hoher Stückzahl anbiete, ist ein Verkaufspreis von rund einem Euro pro Stück alles andere als Zauberei, wie wir an Angeboten mancher Firmen schon sehen.“
So würden Drogeriemärkte oder der Discounter Aldi aktuell zwei Masken für 4,90 Euro anbieten, den Preis von über fünf Euro pro Stück in vielen Apotheken hält er für überzogen – und für das falsche Signal: „Da kosten dann Verpacken und Verwalten deutlich mehr Geld als der Produktionspreis. Es sollten also eher größere Gebinde verkauft werden.“
Falls der Staat auf das breit angelegte, kostenlose Verteilen verzichte und nur eine Maskenpflicht einführe, könnte die Ausgabe der Masken indirekt ohne Weiteres für ärmere Bevölkerungsgruppen subventioniert werden, ist Kloepfel überzeugt: „Ich bin zwar kein Politiker, aber das ist eine einfache Rechnung“, sagt er. „Wenn ich für die Zeit der Pandemie Renten, Hartz-IV-Zahlungen, Kurzarbeitergeld oder auch Kindergeld und Bafög um beispielsweise 40 Euro im Monat erhöhe, hätten wir für sehr breite Bevölkerungsgruppen doch die Kosten der Masken ausgeglichen“, so seine Rechnung. Für alle anderen Bevölkerungsgruppen wäre es in seinen Augen „eine gute Investition für ihren Gesundheitsschutz“.
Das sehen auch viele Pandemieexperten so. Die NRW-Landesregierung prüft dagegen noch, wie sie mit dem Thema FFP2-Masken umgeht. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist zurückhaltend – unter anderem deshalb, weil er fürchtet, dass Bürger die Maske falsch, also nicht eng anliegend tragen, und dann ein „falsches Sicherheitsgefühl“haben.