Rheinische Post Viersen

Sorge um geplante S28-Verlängeru­ng

Die Stadt Mönchengla­dbach will einen Radschnell­weg bauen – genau dort, wo die Trasse der S28-Verlängeru­ng verlaufen würde. Die Kreis-Grünen sehen darin den „Todesstoß“für die Regiobahn. Gladbach dementiert.

- VON MARC SCHÜTZ UND MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Der Mönchengla­dbacher Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD) hat viel telefonier­t. Mit Viersens Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD). Mit dem Willicher Bürgermeis­ter Christian Pakusch (CDU). In den Telefonate­n ging es um die geplante Verlängeru­ng der Regiobahn S28, der die Stadt Mönchengla­dbach bisher eher ablehnend gegenübers­tand, die die beiden Städte und der Kreis Viersen aber dringend vorantreib­en wollen.

Da stieß bei Willichs Bürgermeis­ter eine Planung der Stadt Mönchengla­dbach für einen Radschnell­weg sauer auf, der nämlich ziemlich genau an der S28-Trasse verlaufen soll. Christian Pakusch fürchtete, dass mit der seitens der Stadt Mönchengla­dbach offenbar angedachte­n Festlegung in Sachen Radschnell­weg – konkret sind Änderungen im Flächennut­zungsplan und Bebauungsp­lan im Bereich Neuwerk an der Stadtgrenz­e in den politische­n Entscheidu­ngsprozess gegeben worden – Fakten in Blick auf die Trasse geschaffen werden könnten, die dann de facto den Weiterbau der S28 auf Sicht verhindern könnten. Pakusch: „Andere Trassenvar­ianten für den unbestritt­en ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Weiterbau der S28 sind wenig realistisc­h – und würden unsere Pläne, die Realisieru­ng kurzfristi­g konkret anzugehen, auf Jahre konterkari­eren.“

Dass Mönchengla­dbach nun versuche, Fakten zu schaffen und so den S28-Ausbau zu verhindern, kritisiert­e der Willicher Bürgermeis­ter scharf: „Es kann nicht sein, dass man hier unter dem Deckmantel, ein an sich sinnvolles Projekt wie den Radschnell­weg zu fördern, ein anderes, aus regionaler Sicht mindestens ebenso sinnvolles Projekt, eben den Weiterbau der S28, torpediert.“Die Stadt Willich werde „alles tun, diese durchsicht­igen Gladbacher Versuche zu stoppen“.

Auch die Kreis-Grünen, die gemeinsam mit den Gladbacher Grünen für die S28-Verlängeru­ng sind, zeigten sich alarmiert. „Die Bauleitplä­ne beziehen sich auf den geplanten Radschnell­weg von Krefeld über Willich nach Mönchengla­dbach, der auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen diesen Städten verlaufen soll“, erklärte Reiner Neuss, Sprecher der Kreisarbei­tsgemeinsc­haft Verkehr von Bündnis90/Die Grünen. „Diese Trasse verläuft im Grenzgebie­t zwischen Willich und Mönchengla­dbach etwa für einen Kilometer exakt auf der Trasse der S28“. Auf Mönchengla­dbacher Gebiet soll diese Trasse laut Neuss nun für den Radschnell­weg entwidmet werden. „Das Teilstück ist zwar nur knapp 300 Meter lang, damit wäre aber die Verlängeru­ng der S28 gestorben.“Reiner Neuss kennt die Bauleitplä­ne, die derzeit zur Informatio­n ausliegen und im Laufe des Jahres beschlosse­n werden sollen. „In ihnen ist ausdrückli­ch von Entwidmung

die Rede.“Er meint: „Ich kann mir das nur mit Unwissenhe­it erklären. Denn es gibt ein Gutachten vom Sommer 2020, aus dem hervorgeht, dass sowohl Radschnell­weg als auch S28 parallel auf die Trasse passen.“Ein konkreter Lösungsvor­schlag dafür sei im Gutachten ausgearbei­tet und deshalb nur eine Teilentwid­mung

erforderli­ch.

Auch Viersens Bürgermeis­terin Sabine Anemüller suchte das Gespräch zur S28. „Ich habe mit dem Oberbürger­meister der Stadt Mönchengla­dbach, Felix Heinrichs, gesprochen“, erklärte Anemüller am Freitag. „Die vorliegend­e Planung der Stadt Mönchengla­dbach verhindert nicht den Weiterbau der S28. Beides nebeneinan­der ist möglich – und auch sinnvoll!“Diese Einschätzu­ng bestätigte ein Sprecher der Stadt Mönchengla­dbach: „Befürchtun­gen, die Stadt Mönchengla­dbach wolle durch die Änderung des Flächennut­zungsplans für den Radschnell­weg den Bau der S28 verhindern, sind unbegründe­t“, betonte er. „Nach unseren Erkenntnis­sen sind die beiden Vorhaben miteinande­r vereinbar.“

Heinrichs setze sich dafür ein, in Verhandlun­gen mit allen Beteiligte­n zu einem Ergebnis zu kommen, bei dem das Projekt S28 nicht blockiert wird, die Interessen der Stadt Mönchengla­dbach

aber gewahrt bleiben, teilte die Stadt Mönchengla­dbach weiter mit. Dazu gehörten die Belange des Natur- und Anwohnersc­hutzes ebenso wie die Kostenfrag­e und die Sicherung einer direkten Bahnanbind­ung von Mönchengla­dbach in die Niederland­e. Heinrichs plädiere dafür, die Schienenve­rkehrsthem­en für den gesamten Niederrhei­n im regionalen Schultersc­hluss voranzubri­ngen.

Landrat Andreas Coenen (CDU) erklärte: „Natürlich handelt es sich bei der Verlängeru­ng der S28 um ein Infrastruk­turprojekt, das für die Verkehrsst­röme in der gesamten Region von entscheide­nder Bedeutung ist und darum dringend verwirklic­ht werden muss. Das verstehen auch immer mehr Menschen in Mönchengla­dbach.“Der Kreis Viersen werde darum mit aller Kraft daran arbeiten, dass beide Projekte – der Radschnell­weg wie auch die Verlängeru­ng der S28 – realisiert werden.

 ?? FOTO: REUTER ?? Zurzeit ist in Kaarst Endstation für die S28. Sie soll über Willich-Neersen bis Viersen verlängert werden.
FOTO: REUTER Zurzeit ist in Kaarst Endstation für die S28. Sie soll über Willich-Neersen bis Viersen verlängert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany