Sorge um geplante S28-Verlängerung
Die Stadt Mönchengladbach will einen Radschnellweg bauen – genau dort, wo die Trasse der S28-Verlängerung verlaufen würde. Die Kreis-Grünen sehen darin den „Todesstoß“für die Regiobahn. Gladbach dementiert.
KREIS VIERSEN Der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) hat viel telefoniert. Mit Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD). Mit dem Willicher Bürgermeister Christian Pakusch (CDU). In den Telefonaten ging es um die geplante Verlängerung der Regiobahn S28, der die Stadt Mönchengladbach bisher eher ablehnend gegenüberstand, die die beiden Städte und der Kreis Viersen aber dringend vorantreiben wollen.
Da stieß bei Willichs Bürgermeister eine Planung der Stadt Mönchengladbach für einen Radschnellweg sauer auf, der nämlich ziemlich genau an der S28-Trasse verlaufen soll. Christian Pakusch fürchtete, dass mit der seitens der Stadt Mönchengladbach offenbar angedachten Festlegung in Sachen Radschnellweg – konkret sind Änderungen im Flächennutzungsplan und Bebauungsplan im Bereich Neuwerk an der Stadtgrenze in den politischen Entscheidungsprozess gegeben worden – Fakten in Blick auf die Trasse geschaffen werden könnten, die dann de facto den Weiterbau der S28 auf Sicht verhindern könnten. Pakusch: „Andere Trassenvarianten für den unbestritten ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Weiterbau der S28 sind wenig realistisch – und würden unsere Pläne, die Realisierung kurzfristig konkret anzugehen, auf Jahre konterkarieren.“
Dass Mönchengladbach nun versuche, Fakten zu schaffen und so den S28-Ausbau zu verhindern, kritisierte der Willicher Bürgermeister scharf: „Es kann nicht sein, dass man hier unter dem Deckmantel, ein an sich sinnvolles Projekt wie den Radschnellweg zu fördern, ein anderes, aus regionaler Sicht mindestens ebenso sinnvolles Projekt, eben den Weiterbau der S28, torpediert.“Die Stadt Willich werde „alles tun, diese durchsichtigen Gladbacher Versuche zu stoppen“.
Auch die Kreis-Grünen, die gemeinsam mit den Gladbacher Grünen für die S28-Verlängerung sind, zeigten sich alarmiert. „Die Bauleitpläne beziehen sich auf den geplanten Radschnellweg von Krefeld über Willich nach Mönchengladbach, der auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen diesen Städten verlaufen soll“, erklärte Reiner Neuss, Sprecher der Kreisarbeitsgemeinschaft Verkehr von Bündnis90/Die Grünen. „Diese Trasse verläuft im Grenzgebiet zwischen Willich und Mönchengladbach etwa für einen Kilometer exakt auf der Trasse der S28“. Auf Mönchengladbacher Gebiet soll diese Trasse laut Neuss nun für den Radschnellweg entwidmet werden. „Das Teilstück ist zwar nur knapp 300 Meter lang, damit wäre aber die Verlängerung der S28 gestorben.“Reiner Neuss kennt die Bauleitpläne, die derzeit zur Information ausliegen und im Laufe des Jahres beschlossen werden sollen. „In ihnen ist ausdrücklich von Entwidmung
die Rede.“Er meint: „Ich kann mir das nur mit Unwissenheit erklären. Denn es gibt ein Gutachten vom Sommer 2020, aus dem hervorgeht, dass sowohl Radschnellweg als auch S28 parallel auf die Trasse passen.“Ein konkreter Lösungsvorschlag dafür sei im Gutachten ausgearbeitet und deshalb nur eine Teilentwidmung
erforderlich.
Auch Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller suchte das Gespräch zur S28. „Ich habe mit dem Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach, Felix Heinrichs, gesprochen“, erklärte Anemüller am Freitag. „Die vorliegende Planung der Stadt Mönchengladbach verhindert nicht den Weiterbau der S28. Beides nebeneinander ist möglich – und auch sinnvoll!“Diese Einschätzung bestätigte ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach: „Befürchtungen, die Stadt Mönchengladbach wolle durch die Änderung des Flächennutzungsplans für den Radschnellweg den Bau der S28 verhindern, sind unbegründet“, betonte er. „Nach unseren Erkenntnissen sind die beiden Vorhaben miteinander vereinbar.“
Heinrichs setze sich dafür ein, in Verhandlungen mit allen Beteiligten zu einem Ergebnis zu kommen, bei dem das Projekt S28 nicht blockiert wird, die Interessen der Stadt Mönchengladbach
aber gewahrt bleiben, teilte die Stadt Mönchengladbach weiter mit. Dazu gehörten die Belange des Natur- und Anwohnerschutzes ebenso wie die Kostenfrage und die Sicherung einer direkten Bahnanbindung von Mönchengladbach in die Niederlande. Heinrichs plädiere dafür, die Schienenverkehrsthemen für den gesamten Niederrhein im regionalen Schulterschluss voranzubringen.
Landrat Andreas Coenen (CDU) erklärte: „Natürlich handelt es sich bei der Verlängerung der S28 um ein Infrastrukturprojekt, das für die Verkehrsströme in der gesamten Region von entscheidender Bedeutung ist und darum dringend verwirklicht werden muss. Das verstehen auch immer mehr Menschen in Mönchengladbach.“Der Kreis Viersen werde darum mit aller Kraft daran arbeiten, dass beide Projekte – der Radschnellweg wie auch die Verlängerung der S28 – realisiert werden.