Wie komme ich ins Impfzentrum?
Gebrechliche Ältere machen sich Sorgen, wie sie nach Viersen-Dülken kommen sollen. Einen ShuttleService bietet der Kreis nicht an. In anderen Landkreisen wird an Lösungen für die Senioren gearbeitet.
KREIS VIERSEN (mrö) Viele ältere Bewohner des Kreises Viersen machen sich Sorgen: Sie wollen sich impfen lassen, sind aber nicht mobil. Wie sollen gebrechliche Menschen beispielsweise aus den Grenzland-Gemeinden das Impfzentrum in Viersen-Dülken erreichen?
Der Kreis Viersen hatte bereits im Dezember klargestellt, dass es keinen Shuttle-Service zum Impfzentrum geben wird. Die Kreisverwaltung verweist darauf, dass die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für den Transport bei mobilitätseingeschränkten Personen übernimmt. Und Kreis-Sprecherin Anja Kühne erklärte: „Wir haben Absprachen mit der NEW mobil, dass in den Bussen ausreichend Platz sein wird, um eine sichere Anreise zu ermöglichen.“Aber: Die NEW betreibt nicht alle Buslinien im Kreis Viersen, vor allem nicht im östlichen Kreisgebiet. Die Frage, wie ältere Menschen von dort zum Impfzentrum gelangen sollen, beschäftigte bereits vor gut einem Monat die Politik in Willich. „Es gibt noch Nachsteuerungsbedarf“, sagte der Willicher Bürgermeister Christian Pakusch (CDU).
Das Problem der weiten Wege zum Impfzentrum haben auch andere ländlich geprägte Kreise. Die beiden Kreise Wesel und Kleve loten bereits Möglichkeiten aus, wie gerade gebrechliche Ältere den Weg zum Impfzentrum schaffen können. So setzt die Klever Landrätin Silke Goriße auf ehrenamtliche Mitfahrbörsen. Die Idee ist mit den Bürgermeistern der kreisangehörigen Kommunen abgesprochen, hat aber nicht nur Freunde: „Wir sprechen hier von einer Impfung gegen ein hoch ansteckendes Virus, und jetzt sollen auf einmal fremde Menschen ohne jegliche Schutzvorrichtungen zusammen in einem privaten Pkw zum Impfzentrum gefahren werden. Dies kann doch nicht sein“, sagt beispielsweise Stefan Vollert von der Taxi Niederrhein GmbH. „Hier werden doch Verbrechern Tür und Tor geöffnet. Einfacher kann man doch nicht an ältere Menschen kommen. Denken Sie doch einfach mal an den Enkeltrick.“
Auch die Stadt Kleve hält von den ehrenamtlichen Mitfahrbörsen wenig. Sie wird stattdessen Berechtigungsscheine für eine Hin- und Rückfahrt mit einem Taxiunternehmen an alle Senioren über 80 Jahre ausgeben, die sich impfen lassen wollen, aber keine andere Möglichkeit haben, das Impfzentrum zu erreichen. Noch einen Schritt weiter ist man im Kreis Wesel. Der dortige Landrat Ingo Brohl fordert die Errichtung eines zweiten Impfzentrums in seinem Landkreis. Seit Wochen setze er sich bei der Landesregierung dafür ein, erklärte er. „Der Kreis Wesel versucht beim Land Offenheit für ein zweites Impfzentrum zu erreichen, damit ein solcher Standort auch rechtlich abgesichert ist und bestenfalls durch das Land finanziert wird.“Eine entsprechende Empfehlung – ländlich geprägte Kreise sollten ein zweites Impfzentrum erhalten – hatte auch der Landkreistag abgegeben.
Doch auch in Wesel ist klar: Selbst wenn das Land NRW grünes Licht für ein zweites Impfzentrum geben und auch die Finanzierung übernehmen würde – seinen Betrieb könnte es wohl erst deutlich nach dem 1. Februar aufnehmen.