Niederrhein-Theater plant acht „Möwe“-Aufführungen
Verena Bill und Michael Koenen vom Brüggener Niederrhein-Theater wollen Tschechows „Die Möwe“inszenieren. Ein außergewöhnliches Projekt.
BRÜGGEN Verena Bill und Michael Koenen planen großes Theater: Ihr Niederrhein-Theater wird ab Juli Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“inszenieren. Mit zehn Schauspielern, großem Bühnenbild und zeitgetreuen Kostümen. Für jeweils 80 Zuschauer ist der Theatergenuss kostenfrei – und corona-konform. „Wir wollen uns damit beim Publikum bedanken“, sagt Michael Koenen. Für Regisseurin und Schauspielerin Verena Bill erfüllt sich mit diesem Projekt ein „Herzenswunsch“.
Möglich werden die kostenfreien Aufführungen durch eine hohe fünfstellige Förderung, die das Niederrhein-Theater erhalten hat: vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem NRW-Landesbüro
Freie Darstellende Künste sowie dem NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Ursprünglich war die Aufführung der „Möwe“erst für 2022 geplant. Allerdings sei die Finanzierung noch unsicher gewesen.
Für den Sommer sind acht Aufführungen unter freiem Himmel geplant: sieben im Hof der Burg Brüggen, die letzte im Grefrather Freilichtmuseum (Samstag, 11. September, 19 Uhr). Auf die Premiere am Mittwoch, 14. Juli, 20 Uhr, folgen in Brüggen sechs Aufführungen: am Freitag, 16. Juli, Samstag, 17. Juli, Mittwoch, 28. Juli, Donnerstag, 29. Juli, Freitag, 30. Juli und Samstag, 31. Juli. Da die Entwicklung der Corona-Pandemie unklar ist, wurde unter Corona-Bedingungen geplant: „Die Burg bleibt geschlossen, wetterunabhängig wird unter freiem Himmel gespielt, Regenschirme sind nicht erlaubt“, erläutert
Bill. Auf eine Bewirtung in der Pause wird verzichtet; eigene Getränke können mitgebracht werden.
Zum Ensemble gehören sieben
Schauspieler, mit denen Bill und Koenen bereits zusammengearbeitet haben, wie etwa Nadine Schaub oder Dannie Lennertz. „Christina
Wouters und Sophia Mutschler haben unsere Sommerakademie besucht und eine Schauspielausbildung begonnen“, erzählt Verena Bill. Ein Part ist noch zu vergeben. Die ersten Proben haben bereits begonnen.
„Die Möwe“erzählt im Russland des 19. Jahrhunderts die Geschichte der jungen Nina (Christina Wouters), die als Schauspielerin von Ruhm träumt und Schicksalsschläge verkraften muss. Ein Gut in der russischen Provinz: Wie bringt man seine Bewohner dem heutigen Publikum nahe? „Das ist einfach“, meint Verena Bill, die ihre Magisterarbeit über Tschechow geschrieben hat. Der Autor habe Menschen mit Sehnsüchten geschaffen, die jeder kenne; sein Werk sei menschlich zeitlos.
Als Beispiele nennt sie den jammernden Hypochonder, die alternde Schauspielerin und den stets rechthaberischen Lehrer. Die Zuschauer würden mitten im Geschehen sitzen, dafür nutzen die Darsteller verschiedene Orte im Innenhof der Burg.
Während die Uraufführung 1896 ein Fiasko war, planen Bill und Koenen ein mitreißendes Theaterfest mit Botschaft: „In der Corona-Zeit trotz vieler Rückschläge weiterzumachen, fordert viel.“Auch sie als Schauspieler würden aktuell trotz schlechter Bedingungen ihrer Berufung folgen – so wie viele Menschen in unterschiedlichen Situationen: „Doch alle eint die Hoffnung und der Mut, weiterzugehen. So wie Nina.“
Info Karten gibt es ausschließlich online über „www.niederrheintheater.de“. Dort können sich Zuschauer anmelden und erhalten danach drei E-Mails.