Saigon: Anschlag auf die US-Botschaft
Im Frühjahr 1965 eskalierte in Südostasien der Vietnamkrieg. Im Verlauf der nächsten zwölf Monate wurde deutlich, dass aus dem Konflikt zwischen dem kommunistischen Norden und dem antikommunistischen Süden des Landes ein Stellvertreterkrieg geworden war, in dem sich auf der einen Seite die USA, auf der anderen die Sowjetunion und China eine Kraftprobe lieferten. Waren Anfang 1965 noch rund 23.500 US-Soldaten in Vietnam eingesetzt, waren es ein Jahr später fast 200.000. Mit der Operation „Rolling Thunder“startete US-Präsident Lyndon B. Johnson Anfang März die erste Luftoffensive gegen Nordvietnam, bei der auch Napalm und das Herbizid „Agent Orange“eingesetzt wurden. In dieser Situation gelang der „Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams“, auch Vietcong genannt, ein empfindlicher Schlag gegen die US-Amerikaner. Am 30. März 1965 detonierte vor der US-Botschaft in der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon eine Autobombe. 22 Menschen starben. Darunter waren zwei US-Amerikaner, 19 Vietnamesen und ein Angehöriger der US-Navy mit philippinischer Staatsbürgerschaft. Das Botschaftsgebäude wurde schwer beschädigt. Innerhalb kürzester Zeit beschlossen die USA einen Neubau an anderer Stelle. Der Kongress bewilligte dafür rund eine Million US-Dollar. Wenige Wochen später war der erste Spatenstich, zwei Jahre nach dem Anschlag konnte das Botschaftspersonal in die neuen Räume einziehen. Sie blieben acht Jahre: Es war diese zweite Botschaft, von deren Dach 1975 die letzten Amerikaner und Tausende vietnamesische Flüchtlinge mit Hubschraubern ausgeflogen wurden.