Borussias Konkurrenten sind andere
In der vergangenen Saison war Mönchengladbach Vierter in der Bundesliga-Tabelle. Nun stehen Wolfsburg und Frankfurt da oben. Borussia liegt zurück im Europa-Rennen. Gegner Hertha ist indes noch weiter hinter den Ambitionen zurück.
MÖNCHENGLADBACH Wenn die Formel mit dem Geld und dem Erfolg so einfach wäre, dann wäre die Welt von Hertha BSC Berlin eine andere. Der Unternehmer Lars Windhorst hat mit dem Hauptstadtklub ein Investitions-Volumen von 374 Millionen Euro bis zum Sommer 2021 vereinbart, von denen 290 Millionen seit 2019 schon geflossen sind, um aus der wackligen „alten Dame“einen „Big City Club“zu machen. Doch der Blick auf die Bundesliga-Tabelle zeigt: Das hat noch nicht funktioniert. Hertha ist im Abstiegskampf, und der neue alte Trainer Pal Dardai soll die Sache noch irgendwie hinbiegen. Glanz und Gloria ist nicht, im Fußball ist es eine mühselige Angelegenheit nach oben zu kommen. Denn Geld muss auch einen guten Nährboden haben.
Zwar ist bekannt, dass es mit ambitionierten Projekten in Berlin so eine Sache ist, zumal, wenn es darum geht, Höhenflüge zu starten. Doch dass die Hertha derartige Wachstumsstörungen haben würde, das hat auch Max Eberl, der Manager von Borussia Mönchengladbach, nicht gedacht. „Der Verein hat große finanzielle Möglichkeiten bekommen und hat dann auch sehr große Transfers getätigt. Dann müssen Transfers aber auch erstmal zusammenpassend funktionieren. In dieser Saison hat es bei der Hertha – aus welchem Grund auch immer – noch nicht so gut funktioniert“, sagte Eberl im Vorfeld des Spiels seines Klubs in Berlin am Samstag (15.30 Uhr).
Doch Eberl sieht die von ihm vermutete Konkurrenzerweiterung im oberen Tabellendrittel nur aufgeschoben. „Der Verein wird diese Saison überstehen, um dann nächstes Jahr einen weiteren Schritt zu gehen, um dorthin zu kommen, wo sich der Klub selbst sieht und wo ich Hertha eigentlich auch sehe – im Kampf um
Europa“, sagte Eberl. In dem hatte Gladbach vergangene Saison die Nase vorn im Vergleich mit Leverkusen. Es stand zu vermuten, dass sich Borussia erstmal einsortiert hätte auf Augenhöhe mit Bayer als vierte Kraft im Lande nach den Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig, das das Red Bull-Geld im Vergleich zu Hertha und ihren Windhorst-Millionen weit erfolgreicher einsetzt.
Doch hatte Eberl auch immer gewarnt, andere Konkurrenten aus dem Blickfeld zu verlieren, die er wie Borussia nicht als „Jäger der Bayern“(BVB, Leipzig, Bayer), sondern als „Jäger der Europapokalplätze“definiert: den VfL Wolfsburg, der VW im Hintergrund hat, und die Frankfurter Eintracht, 2018 DFB-Pokalsieger und 2019 Europa-League-Halbfinalist, die sich, wie Gladbach, ohne
Gaben von Investoren oder Firmen nach vorn gearbeitet habe.
Wolfsburg wie Frankfurt nutzen in dieser Saison weidlich aus, dass nicht nur Borussia schwächelt, sondern auch noch der BVB und Bayer: Wolfsburg ist Dritter, Frankfurt Vierter und das schon mit einigem Abstand. Vergangene Saison waren die Gladbacher diesen Konkurrenten noch deutlich enteilt.
Eberl indes sieht an der Stelle ebenso wenig eine endgültige Neusortierung der Verhältnisse, wie es in der vorigen Spielzeit eine gab. Denn der nächste Schritt, den die Teilnahme an der Champions League bedeutet, hat auch seine Tücken. Klar, es kommt viel Geld rein, doch steigen damit auch die Ansprüche und Erwartungen. „Damit umzugehen ist eine Herausforderung, die jetzt auf die anderen Klubs zukommt“, sagte Eberl.
Er und seine Borussen haben diese Erfahrung in dieser Saison gemacht. In der Königsklasse ging es bis ins Achtelfinale, im Alltag lief es aber mau, Borussia wurde wieder neu einsortiert, aus vorne weg ist hinten dran geworden im Zirkel der Europa-Aspiranten. „Aber wir sind noch im Reigen dabei“, stellte Eberl klar. Das haben die Gladbacher der reichen Hertha aus Berlin deutlich voraus.