Collagen im Schaufenster
Die Architektur des städtischen Projektraums EA 71 auf der Eickener Straße 71 ist in Zeiten der Kontaktbeschränkungen ein Segen: die großen Schaufensternischen erlauben Ausstellungen, die Interessierte problemlos von draußen anschauen können. Hier zeigt jetzt der c/o Künstler Karl-Josef Weiß-Striebe eine Zusammenstellung seiner bislang noch nicht ausgestellten Collagen aus dem Jahr 2015. Unter dem Motto „Passagen“fasst er die Arbeiten zusammen. Passagen bezeichnen vielerlei Möglichkeiten von Durchgängen und Wegen. „Das Thema trifft die Zeit, die wir gerade erleben“, sagt Weiß-Striebe.
„Und Schaufenster“, so der Künstler, „werden plötzlich so wichtig, weil die Läden geschlossen bleiben.“Geschlossen ist auch der Ausstellungsraum: Die Rollladen vor der Tür sind hinuntergelassen, die Fenster im oberen Teil mit Packpapier abgeklebt. So wird, erklärt Weiß-Striebe, der Blick auf die Bilder dahinter gelenkt.
In seinen Collagen verwendet der Künstler Fotografien und Zeitungsfragmente, er fügt eigene Zeichnungen hinzu und verbindet die entstandene Collage mit seiner Malerei. Eine vielfältige, sich chaotisch überlagernde Realität begegnet dem Betrachter, der sich seinen Weg durch die Bildwelt sucht. Auf den ersten Blick gehören die Dinge nicht zusammen, wie sie zusammen erscheinen.
Auch das, so Weiß-Striebe, ist ein Abbild unserer Gegenwart: der komplexe und verwirrende Alltag. Durch das Schaufenster erblickt der Passant die Bilder, im Glas des Fensters aber auch sich selbst, die Autos, die vorüberfahren und die Häuserreihe gegenüber. Zunächst habe ihn das gestört, erklärt der Künstler, dann habe er verstanden, dass das ein passender Nebeneffekt sei: Die Wirklichkeit trifft auf die Kunst und verbindet sich mit ihr.
Die „Passagen“sind ab sofort bis zum 25. April im Schaufenster des EA 71 auf der Eickener Straße 71 zu sehen. b-r