Zurückhaltung beim Shopping mit Test
„Click and Collect“funktioniert, „Click and Meet“funktionierte auch. Doch von der Möglichkeit, mit negativem CoronaTest einzukaufen, machen bislang nur wenige Kunden Gebrauch. Händler hoffen, dass sich das bald ändert.
KREIS VIERSEN Die Frühjahrsmode liegt in den Geschäften, die ersten Sandalen könnten im Laden anprobiert werden. Doch wer macht vor dem Einkaufsbummel einen Schnelltest, um dann in der Stadt shoppen zu gehen? Von der Möglichkeit, mit Termin und negativem Corona-Test im Laden die Ware sehen, befühlen, anprobieren zu können, machen bislang nur wenige Kunden Gebrauch. Davon berichten Einzelhändler im Kreis Viersen.
„Click and Collect“, das Abholen nach Bestellung, funktioniere gut, berichtet Markus Kaenders vom Modehaus Kaenders in Kempen. Auch „Click and Meet“, der Einkauf im Laden nach Terminvereinbarung, habe gut funktioniert. „Aber als dann die Notbremse mit Test-Option kam, war das für uns ein abrupter Rückgang“, so Kaenders. Viele Kunden hätten anfangs nicht gewusst, dass sie mit negativem Schnelltest und Termin auch weiter im Geschäft einkaufen können. Das spiele sich langsam ein, einige Kunden kämen, „aber es gibt eine hohe Hemmschwelle bei den Tests, wir werden damit die Zahlen wie bei ,Click and Meet’ nicht erreichen“, sagt Kaenders. Er hofft, dass sich das bald ändert, wieder mehr Kunden kommen, und setzt auf das neue Testzentrum auf dem Viehmarkt: „Wir versuchen den Kunden zu sagen: Kommt doch einfach, der Test ist kostenlos und tut nicht weh.“Auch Gaby Siems, die das Modegeschäft Brooker in Kempen führt, ist gespannt, ob Kunden das neue Testzentrum annehmen. Noch seien viele zurückhaltend, holten eher Sachen vor dem Geschäft ab und probierten sie zu Hause an. Dabei haben Kaenders und Siems die gewohnten Öffnungszeiten beibehalten. Würde man verkürzen, sei das „nicht prickelnd für den Kunden“, sagt Siems. Stehe der Kunde vor geschlossenen Türen, „lernt er doch, dass es sich nicht lohnt, in die Stadt zu gehen“, sagt Kaenders, der deshalb für die Beibehaltung der Öffnungszeiten wirbt.
Auch Detlef Pimpertz stellt für seine Modehäuser in Anrath und St. Tönis eine Zurückhaltung bei den Kunden fest. Nur wenige seien bereit, für den Einkauf einen Corona-Test zu machen. Dabei sei das Interesse am Einkauf da: Kunden riefen an, fragten nach, wie sie einkaufen könnten. Entsprechend werde „Click and Collect“, also das Bestellen und Abholen, gut angenommen. Die Öffnungszeiten hat er reduziert, weil einfach zu wenige Kunden mit Schnelltest kommen. Für „Click and Collect“stehe man den Kunden aber auch außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung.
Das mangelnde Interesse am Shopping mit Schnelltest kann Petra Schlöter bestätigen. „Wenn zweimal am Tag jemand mit einem Schnelltest zu uns kommt und einkauft, ist das viel“, sagt die Mitarbeiterin
von Herrenmoden Robben in St. Tönis. Anders sieht das bei „Click and Collect“aus: „Wenn wir das nicht hätten, könnten wir schließen“, sagt Schlöter. Dass ein Test mit großem Zeitaufwand verbunden sei, habe sie selber schon festgestellt. Termin machen, Formulare ausfüllen, warten, noch ein Formular ausfüllen, testen lassen, wieder warten. All das kostet Zeit. Und für einen Einkauf scheuten viele Menschen diesen Aufwand.
„Wer dringend Kinderschuhe braucht, kommt mit Test für sich selber und entsprechend auch für die Kinder, wenn sie bereits schulpflichtig sind“, berichtet Nadine Herchenbach von 5-Zehen-Kinderschuhe in Vorst. Aber es sei definitiv ruhiger geworden als zuvor bei „Click and Meet“, als Kunden nach Terminvereinbarung ins Geschäft kommen konnten. Herchenbach hat auch festgestellt, dass es für Kunden teilweise schwierig ist, einen Test zu machen: „Eine Kundin aus einer benachbarten Großstadt würde erst in der übernächsten Woche in ihrer Stadt einen Termin erhalten. Sie hat sich jetzt für ,Click and Collect’ entschieden, was wir auch anbieten“, sagt die Mitarbeiterin des Kinderschuhfachgeschäfts.
Kein einziger Kunde war bislang mit Test da. Das berichtet Anja Hasenbeck vom Anrather Sternenhimmel. „Kein Mensch macht einen Schnelltest, um mal eben ein Kuscheltier oder ein Handtuch zu kaufen“, sagt Hasenbeck. Bei ihr greifen die Kunden ebenfalls auf „Click and Collect“zurück. Anders sieht das bei Frauenmode Mariechen in Willich aus: Laut Inhaberin Depke Heinrich kommt rund die Hälfte ihrer Kundinnen mit einem negativen Test einkaufen. Die andere Hälfte greift auf „Click and Collect“zurück. „Ich freue mich, dass ich überhaupt verkaufen darf“, sagt Heinrich. „Wobei ich jeden Morgen bei der Stadt anrufe und frage, was ich darf oder nicht darf. Bei dem ewigen Hin und Her und der unterschiedlichen Handhabung in den verschiedenen Städten und Gemeinden kommt doch keiner mehr mit.“