Das Problem einer „normalen“AfD
Mit einer scheinbar harmlos-sympathischen Botschaft will die AfD vor die Wähler treten: „Deutschland. Aber normal.“Zu ihrem Wahlslogan hat sie einen Imagefilm vorbereitet. Entspannt miteinander umgehende Leute im Kontrast zu im Lockdown weggesperrten Stühlen. Ein emotionaler Treffer: Sehnen sich nicht alle nach Normalität in diesen von Erschrecken, Angst und Frust geprägten Krisenzeiten?
Die Botschaft ist tückisch. Ein sorgloser Umgang mit der lediglich „herbeigetesteten Pandemie“(so AfD-Rechtsausleger Björn Höcke) ist verhängnisvoll in einer Phase mit mutierten Viren und immer mehr jungen Menschen auf den Intensivstationen. Nicht minder problematisch ist das Wort „normal“angesichts der Versuche, lange Zeit Unsagbares in den „normalen“Diskurs der Gesellschaft einzuführen. Positionen und Formulierungen, die das Klima des Miteinanders mit Migranten und Minderheiten zerstören, dürfen nicht „normal“werden.
Und nicht zuletzt ist das Spiel mit dem Wort „normal“als Versuch zu werten, sich als „normale“Partei zu inszenieren, im Wahljahr also auf eine Selbstverharmlosung einzuschwenken. Die AfD schaffte nach ihrer Gründung die Zweistelligkeit bei den meisten Landtagswahlen, weil sie sowohl unzufriedene bürgerliche Wähler als auch heimatloses radikales bis extremistisches Potenzial bediente. Sie blinkt wechselseitig in beide Richtungen und bewegt sich damit ständig im Grenzbereich zwischen legitimer Opposition und verfassungsfeindlichen Strömungen. Der Programmparteitag in Dresden hat deutlich werden lassen, welches radikale Potenzial bei denen lauert, die in der Person von Höcke nun immer mehr Einfluss auf die Partei auch offen zeigen – und wohin sie die AfD treiben wollen.
BERICHT HÖCKES PARTEITAG, POLITIK