Iran spricht von Terrorakt in wichtigster Atomanlage
TEHERAN (ap) Der Iran hat den Vorfall in der Atomanlage Natans in der Nacht zum Sonntag als Terrorakt bezeichnet. „Wir verurteilen den Terrorakt in Natans als einen Versuch der Feinde des Irans den nuklearen Fortschritt im Land zu verhindern“, sagte der Chef der Atomorganisation AEOI und Vizepräsident Ali Akbar Salehi am Sonntag. Ein weiteres Ziel des Angriffes sei es gewesen, die Atomverhandlungen in Wien zu sabotieren, teilte Salehi in einer Presseerklärung mit.
AEOI-Sprecher Behrus Kamalwandi hatte zuvor von einem „Zwischenfall“in einer Werkstatt außerhalb der Anlage gesprochen. Ursache und Ausmaß müssten noch untersucht werden. Es sei niemand ums Leben gekommen, und die Anlage selbst habe ihre Arbeit wieder aufgenommen. Zuvor war auch von einem Stromausfall die Rede gewesen, und ein Sabotageakt wurde nicht ausgeschlossen. Die „Jerusalem Post“meldete den Verdacht, ein Cyberangriff Israels könne eine Explosion ausgelöst haben.
In Natans werden neue iranische Zentrifugen zur Urananreicherung hergestellt und es wird dort Uran angereichert – derzeit bis auf 20 Prozent. Die Anlage war mehrfach Ort von Vorfällen oder Anschlägen, die Israel zugeschrieben wurden, das eine atomare Bewaffnung des Irans verhindern will. Am Samstag hatte der Iran die Inbetriebnahme von 164 Zentrifugen vom Typ IR-6 in Natans bekannt gegeben. Er begann auch, Tests mit Zentrifugen vom Typ IR-9, die Uran nach iranischen Angaben 50 Mal schneller anreichern können, genannt IR-1. Das 2015 abgeschlossene Atomabkommen erlaubt der Islamischen Republik nur den Einsatz der IR-1. Nachdem die USA 2018 aus dem Abkommen ausstiegen, hat der Iran gegen alle Beschränkungen verstoßen, die es ihm für Uranbestände auferlegt.
Am Dienstag werden in Wien die Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf verbliebenen Partnern – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland – fortgesetzt. Dabei geht es um die Rückkehr der USA und des Irans zu den Vereinbarungen von 2015.