Rheinische Post Viersen

Ein Kunst-Katalog zum 80. Geburtstag

Das Künstlerpa­ar Hans Brög und Barbara Wichelhaus: Er gibt ein Buch über ihre überarbeit­eten Fotografie­n heraus.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R.

VIERSEN „Wir haben einen Hang, viel zu machen und viel zu verwahren.“Wir, das sind die Künstler Barbara Wichelhaus und Hans Brög. Seit fast 40 Jahren leben sie im Alten Wasserturm am Aachener Weg, dessen reich gefüllte Etagen eine wahre Fundgrube an Kunst- und Sammelobje­kten sind. Eigenes und Fremdes leben in harmonisch­er Nachbarsch­aft nebeneinan­der.

„Ich kenne niemanden, der so schlampig ist wie wir“, sagt Brög. Was er damit meint: „Ich möchte nicht zum unlustigen Archivar der eigenen Sache werden.“Während Künstlerko­llegen von Anfang an Buch über ihre künstleris­chen Arbeiten geführt und ein Werkverzei­chnis angelegt haben, sucht man das bei Hans Brög oder Barbara Wichelhaus vergebens.

Was es stattdesse­n gibt, sind Bücher über die Kunst sowohl von Hans Brög als auch von Barbara Wichelhaus, für die die Bezeichnun­g Katalog viel zu nüchtern klingt. Soeben ist unter der Regie von Hans Brög das fünfte Buch über die Arbeiten von Barbara Wichelhaus fertig geworden.

„Wichelhaus Barbara Photos – copygraphi­ert lasiert coloriert collagiert“lautet der Titel des Buches, das für 38 Euro unter www. artconnect­ion-goch.de zu erwerben ist. Eine Fülle von Bildmateri­al, dessen Basis immer ein Foto ist, wurde lose in Kapitel wie „Bäume“, „Lamäng“oder „Ephemere StrandSand-Bilder“eingeordne­t. Kurze Texte von Klaus Bushoff, Manfred Schneckenb­urger, Hans Brög, Manfred Vogel und anderen beschreibe­n, beleuchten oder ergänzen literarisc­h die Fotografie­n.

Das Buch ist auch ein vorgezogen­es Geburtstag­sgeschenk für Barbara Wichelhaus, die im Oktober 80 Jahre alt wird. Ebenso wie der gelungene Versuch, „Teile eines Werkes zusammenzu­schließen, das über die Jahre hinweg entstanden ist“, wie Brög beschreibt.

Vor einem Jahr begann Brög mit den Vorarbeite­n für eine Publikatio­n

über die eigene Kunst. Auf der Suche nach Material stieß er auf Fotografie­n von Barbara Wichelhaus. Das eigene Projekt wurde verschoben. Was gezeigt wird, sind Fotografie­n der Künstlerin, besser gesagt, wie sie die Fotografie­n künstleris­ch weiter entwickelt hat. Wichelhaus hat Negative übermalt, Fotografie­n fotokopier­end verändert, Überarbeit­ungen wieder kopiert oder fotografie­rt, sie hat collagiert. Ganze

Schuber und Aktenordne­r hat Barbara Wichelhaus mit ihren Fotoarbeit­en gefüllt. Das bedeutete vor allem, eine gute Auswahl zu treffen. Das geschah gemeinsam. Durchaus auch kontrovers. „Mein Blick ist sehr am Motiv orientiert, während Hans Brögs Blick formal stringente­r ist“, erklärt Barbara Wichelhaus. „Er erinnerte sich an vieles, was ich vor Jahren gemacht, aber bereits vergessen hatte.“

Die Bilder aus dem Sella-Massiv beispielsw­eise: Eine Planierrau­pe war im Begriff, die Piste Abfahrttau­glich zu machen und hinterließ feine regelmäßig­e Rillen im Schnee. Die mehrfach überarbeit­eten Fotografie­n von Wichelhaus verwandeln sie in abstrakte, uneindeuti­ge, an Wolken und Wasser erinnernde Bilder. Das Thema Baum zieht sich wie ein roter Faden durch das künstleris­che Werk von Wichelhaus. Da gibt es die umgedrehte­n Astgabeln, die an Körper erinnern, da gibt es die Baumritzun­gen, die – nach der Bearbeitun­g von Wichelhaus – an prähistori­sche Höhlenzeic­hnungen denken lassen. So wird das Buch zur Fundgrube, in der sich auch nach mehrmalige­n Blättern Neues entdecken lässt.

 ?? KNAPPE FOTO: JÖRG ?? Hans Brög hat ein Buch über das Werk seiner Frau Barbara Wichelhaus herausgebr­acht. Das Buch ist auch ein vorgezogen­es Geschenk zu ihrem 80. Geburtstag im Oktober.
KNAPPE FOTO: JÖRG Hans Brög hat ein Buch über das Werk seiner Frau Barbara Wichelhaus herausgebr­acht. Das Buch ist auch ein vorgezogen­es Geschenk zu ihrem 80. Geburtstag im Oktober.

Newspapers in German

Newspapers from Germany