Papierkorb-Abbau sorgt für Diskussionen
Ist die Idee gut oder Müll? Zu den Folgen der abgebauten Mülleimer in Brüggener Naherholungsgebieten gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Die Initiatorin CDU sieht es als Erfolg, doch es gibt Kritik. Wie es jetzt weitergeht.
BRÜGGEN In Brüggen geht nach den ersten wärmeren Tagen die verbale Auseinandersetzung um die abgebauten Papierkörbe in Naherholungsgebieten und an den Seen weiter. Während die CDU von einem Erfolg ihres Vorschlags spricht, wird das Vorgehen in den sozialen Netzwerken wie Facebook kontrovers diskutiert und auch zunehmend scharf kritisiert. „Überall dort, wo sich vorher Unrat um die Mülleimer herum auftat, fanden wir diesmal saubere Stellen vor“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Lamers nach dem ersten Wochenende ohne Mülleimer. „So stellen wir uns den Umgang mit unserer Natur vor.“Die Wählergemeinschaft „Wir“erneuerte ihre Kritik: „Ich habe eine Dokumentation des Unrates an die Verwaltung geschickt“, sagte Wir-Ratsherr Ulrich Siebert aus Born. Mehr Müll liege jetzt am Wegesrand, was sicherlich zusätzlich Arbeit für den Bauhof sei, diesen einzusammeln.
Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (CDU) ruft erstmal zu mehr Gelassenheit bei dem viel diskutierten Thema auf: „Wir haben ein Experiment gestartet, das in anderen Regionen erfolgreich läuft.“Laut Gellen solle man diesem Versuch erstmal eine Chance geben, wie er sich bewährt. Nach seiner Einschätzung sieht es zurzeit an den Seen wie dem Borner See und dem Dahmensee sowie in Naherholungsgebieten „gut“aus; die Menschen würden zunehmend akzeptieren, dass Papierkörbe
abgebaut worden seien. Die befürchtete Zunahme der wilden Abfallberge gebe es, so auch die Rückmeldung aus dem Bauhof, nicht. Laut Gellen sei direkt nach dem Abfallkörbe-Abbau mehr Müll an den vorherigen Standorten der Behälter gefunden worden: „Dies war wohl eine Protestaktion“, so der Bürgermeister. Dieses Problem gebe es nach seiner Kenntnis inzwischen aber weniger.
Die Reaktionen von Spaziergängern, Hundebesitzern und Erholungssuchenden fallen unterschiedlich aus. Eine Hundebesitzerin, die den Hundekotbeutel nun um den See tragen musste, fragt: „Warum zahle ich überhaupt Hundesteuer?“Allerdings: Steuern sind nicht zweckgebunden. Ein anderer Hundebesitzer meint: „Ich habe die Hinterlassenschaft
meines Hundes aus Protest dort abgelegt, wo vorher ein Müllbehälter befestigt war.“Dort lag auch ein Stoffbeutel mit leeren Flaschen, die am See ein beliebtes Strandgut sind. An anderer Stelle mit Blick auf den Borner See lagen ebenfalls Flaschen und ein leeres Fässchen Bier, das vorher im See schwamm.
Das Experiment „Weniger Müllberge
durch weniger Abfalleimer“läuft seit wenigen Wochen – und ist bereits mit einer Panne gestartet: Denn der kommunale Bauhof entfernte die Abfallbehälter, ohne die vorgesehenen Hinweisschilder aufzustellen, die auf das Mitnehmen des Mülls aufmerksam machen sollten. Dafür hatte das Bauhof-Team im Gemeinderat auch vom Antragsteller CDU herbe Kritik einstecken müssen; Bauamtsleiter Dieter Dresen kündigte in der Sitzung ein „klärendes Gespräch“mit den Verantwortlichen an. Wie es zu der Panne kommen konnte, blieb allerdings unklar.
Der Entscheidung des Gemeinderates folgend, hat der Bauhof neun Papierkörbe im Brachter Wald, zehn Behälter am „Weißen Stein“, sechs am Dahmensee sowie zwölf am Borner See demontiert. Inzwischen befinden sich dort auch 40 kleinformatige Schilder, etwa an Bänken, und an laut Gellen relevanten Plätzen wurden 20 großflächige Schilder aufgestellt. Dadurch sollen die Menschen motiviert werden, ihren Abfall wieder mit nach Hause zu nehmen. Das Team des Bauhofs brachte im Nachgang hauptsächlich am See und an der Schwalm Schilder an. Darauf ist zu lesen: „Gemeinsam...halten wir die Burggemeinde Brüggen sauber!“Unter verschiedenen Zitaten ist auch eines des Dalai Lama zu finden: „Die Erde ist nicht nur unser gemeinsamer Erbe, sie ist auch die Quelle unseres Lebens“, heißt es. Die Sprüche auf den Schildern sind in Deutsch und Niederländisch zu finden.
Bürgermeister Frank Gellen betonte, dass die Demontage der Papierkörne nicht endgültig sei: „Es ist ein Experiment. Wenn wir merken, dass es nicht funktioniert, dann werden wir die Abfallbehälter wieder anbringen.“Dass die große Bewährungsprobe noch aussteht, das sieht auch Brüggens Bürgermeister so. Dies sei zu erwarten, sobald bei warmen Wetter wieder mit mehr Menschen zusammen gefeiert werden kann. Der Dahmensee und der Borner See sind dafür beliebte Treffpunkte.
„Einen Versuch gestartet, der woanders erfolgreich läuft“Frank Gellen CDU-Bürgermeister