Rheinische Post Viersen

Papierkorb-Abbau sorgt für Diskussion­en

Ist die Idee gut oder Müll? Zu den Folgen der abgebauten Mülleimer in Brüggener Naherholun­gsgebieten gibt es unterschie­dliche Einschätzu­ngen. Die Initiatori­n CDU sieht es als Erfolg, doch es gibt Kritik. Wie es jetzt weitergeht.

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND PAUL OFFERMANNS

BRÜGGEN In Brüggen geht nach den ersten wärmeren Tagen die verbale Auseinande­rsetzung um die abgebauten Papierkörb­e in Naherholun­gsgebieten und an den Seen weiter. Während die CDU von einem Erfolg ihres Vorschlags spricht, wird das Vorgehen in den sozialen Netzwerken wie Facebook kontrovers diskutiert und auch zunehmend scharf kritisiert. „Überall dort, wo sich vorher Unrat um die Mülleimer herum auftat, fanden wir diesmal saubere Stellen vor“, sagte der CDU-Fraktionsv­orsitzende Klaus Lamers nach dem ersten Wochenende ohne Mülleimer. „So stellen wir uns den Umgang mit unserer Natur vor.“Die Wählergeme­inschaft „Wir“erneuerte ihre Kritik: „Ich habe eine Dokumentat­ion des Unrates an die Verwaltung geschickt“, sagte Wir-Ratsherr Ulrich Siebert aus Born. Mehr Müll liege jetzt am Wegesrand, was sicherlich zusätzlich Arbeit für den Bauhof sei, diesen einzusamme­ln.

Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU) ruft erstmal zu mehr Gelassenhe­it bei dem viel diskutiert­en Thema auf: „Wir haben ein Experiment gestartet, das in anderen Regionen erfolgreic­h läuft.“Laut Gellen solle man diesem Versuch erstmal eine Chance geben, wie er sich bewährt. Nach seiner Einschätzu­ng sieht es zurzeit an den Seen wie dem Borner See und dem Dahmensee sowie in Naherholun­gsgebieten „gut“aus; die Menschen würden zunehmend akzeptiere­n, dass Papierkörb­e

abgebaut worden seien. Die befürchtet­e Zunahme der wilden Abfallberg­e gebe es, so auch die Rückmeldun­g aus dem Bauhof, nicht. Laut Gellen sei direkt nach dem Abfallkörb­e-Abbau mehr Müll an den vorherigen Standorten der Behälter gefunden worden: „Dies war wohl eine Protestakt­ion“, so der Bürgermeis­ter. Dieses Problem gebe es nach seiner Kenntnis inzwischen aber weniger.

Die Reaktionen von Spaziergän­gern, Hundebesit­zern und Erholungss­uchenden fallen unterschie­dlich aus. Eine Hundebesit­zerin, die den Hundekotbe­utel nun um den See tragen musste, fragt: „Warum zahle ich überhaupt Hundesteue­r?“Allerdings: Steuern sind nicht zweckgebun­den. Ein anderer Hundebesit­zer meint: „Ich habe die Hinterlass­enschaft

meines Hundes aus Protest dort abgelegt, wo vorher ein Müllbehält­er befestigt war.“Dort lag auch ein Stoffbeute­l mit leeren Flaschen, die am See ein beliebtes Strandgut sind. An anderer Stelle mit Blick auf den Borner See lagen ebenfalls Flaschen und ein leeres Fässchen Bier, das vorher im See schwamm.

Das Experiment „Weniger Müllberge

durch weniger Abfalleime­r“läuft seit wenigen Wochen – und ist bereits mit einer Panne gestartet: Denn der kommunale Bauhof entfernte die Abfallbehä­lter, ohne die vorgesehen­en Hinweissch­ilder aufzustell­en, die auf das Mitnehmen des Mülls aufmerksam machen sollten. Dafür hatte das Bauhof-Team im Gemeindera­t auch vom Antragstel­ler CDU herbe Kritik einstecken müssen; Bauamtslei­ter Dieter Dresen kündigte in der Sitzung ein „klärendes Gespräch“mit den Verantwort­lichen an. Wie es zu der Panne kommen konnte, blieb allerdings unklar.

Der Entscheidu­ng des Gemeindera­tes folgend, hat der Bauhof neun Papierkörb­e im Brachter Wald, zehn Behälter am „Weißen Stein“, sechs am Dahmensee sowie zwölf am Borner See demontiert. Inzwischen befinden sich dort auch 40 kleinforma­tige Schilder, etwa an Bänken, und an laut Gellen relevanten Plätzen wurden 20 großflächi­ge Schilder aufgestell­t. Dadurch sollen die Menschen motiviert werden, ihren Abfall wieder mit nach Hause zu nehmen. Das Team des Bauhofs brachte im Nachgang hauptsächl­ich am See und an der Schwalm Schilder an. Darauf ist zu lesen: „Gemeinsam...halten wir die Burggemein­de Brüggen sauber!“Unter verschiede­nen Zitaten ist auch eines des Dalai Lama zu finden: „Die Erde ist nicht nur unser gemeinsame­r Erbe, sie ist auch die Quelle unseres Lebens“, heißt es. Die Sprüche auf den Schildern sind in Deutsch und Niederländ­isch zu finden.

Bürgermeis­ter Frank Gellen betonte, dass die Demontage der Papierkörn­e nicht endgültig sei: „Es ist ein Experiment. Wenn wir merken, dass es nicht funktionie­rt, dann werden wir die Abfallbehä­lter wieder anbringen.“Dass die große Bewährungs­probe noch aussteht, das sieht auch Brüggens Bürgermeis­ter so. Dies sei zu erwarten, sobald bei warmen Wetter wieder mit mehr Menschen zusammen gefeiert werden kann. Der Dahmensee und der Borner See sind dafür beliebte Treffpunkt­e.

„Einen Versuch gestartet, der woanders erfolgreic­h läuft“Frank Gellen CDU-Bürgermeis­ter

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FOTO: P. OFFERMANNS Nach dem Oster-Wochenende entstand diese Aufnahme am Borner See; darin schwamm zuvor das Bierfass. Andere Abfallbehä­lter waren mit Hundekotbe­uteln gefüllt, Mülltüten hingen daneben.
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FOTO: K. LAMERS Nach dem ersten Wochenende ohne Mülleimer am Borner See machte CDU-Fraktionsc­hef Klaus Lamers dieses Foto.
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