Hochschule hilft Studierenden mit Spenden
Viele haben Probleme, das Studium ohne Nebenjob weiter zu finanzieren. Der AStA und die Hochschule Niederrhein richteten mit privaten Spenden einen Hilfsfonds ein.
MÖNCHENGLADBACH Ein Studium ist fast immer ein finanzieller Drahtseilakt. Der Miete, Semestergebühren und den Kosten des alltäglichen Lebens stehen kaum Einnahmen gegenüber. Es geht für Studierende an die Ersparnisse, gelegentlich gibt es Unterstützung der Familie. Ein Segen ist da ein Nebenjob. Als Aushilfe arbeiten auf Messen, in der Gastronomie, im Büro oder auf Festivals – viele Studierende hat das durch das Studium gebracht. In Zeiten von Corona sind diese Jobs allesamt weggefallen. Die Auswirkungen bekommt auch der AStA der Hochschule Niederrhein zu spüren.
„Studierende haben sich vermehrt bei uns gemeldet, die coronabedingt in finanzielle Notlage geraten sind“, sagt Patrick Klaus Wendtland, Vorsitzender des AStA. Insbesondere mit den Gebühren für das anstehende Sommersemester habe sich für viele die Situation noch einmal verschärft – etliche Studierende gerieten mit ihrer Zahlung in Rückstand. Der AStA wandte sich daher an das Präsidium der Hochschule, zusammen richtete man einen Nothilfefonds für Studierende ein. „Keiner soll sich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten exmatrikulieren müssen“, sagt Wendtland. Als Ziel für den Fonds setzte man 50.000 Euro an, damit 100 Studierende jeweils mit einmalig und ohne Rückzahlungspflicht 500 Euro unterstützt werden konnten.
Auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gibt es eine Überbrückungshilfe, die monatlich beantragt werden kann – hier gab es zwischen 100 und 500 Euro, je nach Kontostand bei Antragsstellung. „Wer mehr als 500 Euro hat, bekommt nichts – egal ob da noch Miete und weitere Rechnungen anfallen“, sagt Thomas Schoger vom AStA-Vorstand. Eine Antragstellung lohne sich daher erst, wenn das Konto leer ist – was aber wiederum bedeute, ohne Reserven die Wochen bis zur Auszahlung überbrücken zu müssen. Ein Modell, was für viele Studierende nur schlecht funktioniere und zwangsläufig ins Minus führe. Ohnehin seien viele Studierende mit Geldproblemen durch das Raster der staatlichen Hilfe gefallen, berichtet der AStA. „Um Studierende in dieser Situation zu unterstützen, das ist untergegangen“, sagt Wendtland.
Die Nothilfe des AStA soll unproblematischer ausgezahlt werden. Die Hilfe bekommt aber nicht jeder Studierende: Es muss nachgewiesen werden, dass man coronabedingt den Job verloren hat oder derzeit den Semesterbeitrag nicht zahlen kann. Das Geld für den Hilfefonds kommt aus privaten Spenden von Mitarbeitern der Hochschule und Dozenten. Um die Spendenbereitschaft machte sich der AStA-Vorstand vorher keine Gedanken, „aber dass es so schnell ging und das Geld innerhalb von zwei Wochen zusammenkam, da waren wir doch überrascht.“, sagt Klaus. Auch Studierende und lokale Unternehmen spendeten am Ende für die Aktion. Im Februar startete der Fonds, seitdem sind 85 Anträge beim AStA eingegangen und 70 bewilligt worden.
Einer davon gehört Tyra Balsamo. Die 26-Jährige studiert Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule Mönchengladbach. „Das Geld war bereits drei Wochen später auf dem Konto – und ist dann sofort zurück an die Hochschule für den Semesterbeitrag gegangen, da ich im Rückstand war“, sagt Balsamo. Ansonsten hätte sie sich das Geld für den Beitrag leihen müssen. Bis November hatte sie einen Aushilfsjob in einem Restaurant in Düsseldorf. Dieser fiel mit dem zweiten Lockdown jedoch weg, in den vergangenen fünf Monaten hatte sie keine Einnahmen. „Das ist auf jeden Fall eine Belastung. Für die Hochschule macht man alles von zu Hause, hat die ganzen Abgaben und dazu noch die finanziellen Sorgen.“Ihr Freund übernahm die Miete für die gemeinsame Wohnung, auch ihre Eltern unterstützen sie. „Dadurch musste ich mich nicht verschulden“, sagt sie, „aber man möchte die Eltern ja auch nicht immer um Geld bitten. Aber das ging jetzt nicht anders.“
Auch Kiki Tusche musste die Nothilfe beantragen. Die 38-Jährige ist alleinerziehend und entschied sich vor zwei Jahren aufgrund besserer Berufschancen für ein Studium. Vor Corona gab sie Kurse in Modezeichnen, mit Corona fiel diese Verdienstquelle weg. Ihre bewilligte Nothilfe vom AStA floss ebenfalls direkt in den Semesterbeitrag. „Ohne das Geld hätte ich mein Studium beenden müssen. Ich bin alleinerziehend. Das Studium wäre nicht mehr finanzierbar gewesen“, sagt Tusche. Für sie ist es aber nur eine vorübergehende Hilfe bis zum nächsten Semester. Dann steht sie erneut vor der Finanzierungsfrage – und dürfte damit nicht alleine stehen. Das weiß man auch beim AStA. „Die Aktion läuft bis zum 30. April. Wir ziehen aber auch in Option, es zu verlängern. Denn vor allem, wenn die nächsten Semestergebühren ab August wieder fällig werden, wird es wieder bei einigen Probleme geben“, sagt Schoger vom AStA-Vorstand.