Outdoor-Sport-Betreiber sind verzweifelt
Der Kletterwald Niederrhein und die Minigolfanlage „Tortuga Adventure Golf“müssen ab Montag geschlossen bleiben.
NETTETAL In der vergangenen Woche herrschten bei Jörg Brockes, Betreiber des Kletterwaldes Niederrhein in Hinsbeck, und der Nettetaler Schaustellerfamilie Smikalla, die die Minigolfanlage „Tortuga Adventure Golf“am De Witt See ins Leben gerufen hat, Erleichterung und Freude. Der sofortigen Öffnung der beiden Anlagen stand nichts mehr im Wege.
Nachdem die Stadt Nettetal zunächst die Öffnung sowohl des Kletterwaldes als auch der Minigolfanlage untersagt hatte, weil sie die Anlagen unter Paragraph 10 der Coronaschutzverordnung des Landes NRW gestellt hatten und sie damit als Freizeitanlagen deklarierten, durften beide Anlagen ab Mittwoch, 14. April, öffnen. Jörg Brockes hatte gegen die Ordnungsverfügung der Stadt Nettetal geklagt und die Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf gewonnen. Damit wurden sowohl der Kletterwald als auch die Minigolfanlage dem Paragraph 9 (Sport) der Coronaschutzverordnung des Landes NRW zugeordnet.
Bereits im vergangenen Jahr fiel der Kletterwald unter den Paragraph 9 und war damit eine Sportstätte, die trotz der Corona-Pandemie geöffnet werden durfte. „Ich war mehr als erleichtert, öffnen zu dürfen. Daran hängt nicht nur meine Existenz, sondern auch der Verdienst von insgesamt 120 Minijobbern“,
sagt Brockes.
Auch Anke Smikalla fiel ein Stein vom Herzen. Die Nettetaler Schaustellerfamilie hatte sich vor dem Hintergrund, dass das Schaustellergeschäft schon seit März 2020 vollkommen auf Eis liegt, dazu entschlossen, ein zweites Standbein aufzubauen. Sie kauften den Minigolfplatz am De-Witt-See und investierten dort eine sechsstellige Summe über einen Kredit, um die alte Anlage in eine „Tortuga Adventure
Golf“-Anlage zu verwandeln. „Wir haben all unsere Hoffnungen in die neue Minigolfanlage gesetzt. Wir waren voller Mut und Zuversicht. Damit wollten wir unser Geld verdienen, nachdem uns dies als Schausteller aufgrund von Corona nicht mehr möglich ist“, sagt Anke Smikalla.
Die gesamte Familie ging davon aus, dass vor dem Hintergrund eines Outdoor-Sports, eines ausgeklügelten Hygienesystems und Besucherzahlen-Einschränkung
einer Öffnung nichts im Wege stehen würde. Umso härter traf es die Betreibere, als ihnen beim Besuch von Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne), der zusammen mit der Wirtschaft- und Tourismusförderung die Anlage kurz vor der Fertigstellung besucht hattee, mitgeteilt wurde, sie dürften nicht öffnen.
Die Freude, als dann doch eine Eröffnung angekündigt wurde, war unermesslich. „Wir hatten die ersten
Besucher da, die voll des Lobes waren. Alle waren einfach nur froh, draußen eine sportliche Betätigung ausüben zu können“, berichtet Anke Smikalla von den ersten erfolgreichen Öffnungstagen. „Jeder einzelne hielt sich genau an die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. Alles lief bestens.“
Am Donnerstag kaufte sie im Großhandel ein. Dann kam am Freitag die unerwartete Wende. In die Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus des Landes NRW wurden Kletterwälder und Minigolfanlagen jetzt explizit im Paragraph 10 aufgenommen und damit als Freizeit- und Vergnügungsstätten deklariert. Sie werden nun, ganz neu, zusammen mit Freizeitparks, Indoor-Spielplätzen und Hochseilgärten, die bereits vorher in diese Kategorie fielen, genannt. „Für uns bricht damit eine Welt zusammen. Wir wissen nicht mehr weiter“, sagt Anke Smikalla verzweifelt.