So funktioniert die Impfung im Bus
Am Dienstag ab 10 Uhr werden die ersten Patienten des medizinischen Versorgungszentrums Schwalmtal-Waldniel geimpft. Sie gehen nicht in die Praxis, sondern steigen in einen umgebauten Linienbus. Wie der Ablauf geplant ist.
SCHWALMTAL Im Linienbus braucht man eine Fahrkarte, in „Lisas Impfbus“eine Versichertenkarte und einen Termin. Am Dienstag, 20. April, wird gegen 10 Uhr im Impfbus vor dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) an der Dülkener Straße 70 die erste Spritze mit der Corona-Schutzimpfung gesetzt. „Für Dienstag haben 20 Patienten einen Termin für eine Impfung im Bus“, kündigt der Mediziner Johannes Arens an. Arens gehört zu den Inhabern des Brüggener Hausarztzentrums, das MVZ in Schwalmtal-Waldniel mit vier niedergelassenen Ärzten ist eine Tochter davon.
Bis zu 120 Menschen täglich können laut Arens in dem umgebauten Linienbus geimpft werden – sobald ausreichend Impfstoff für die Hausärzte bereit steht. Allein in Waldniel würden 3500 Menschen über 18 Jahre leben, jeder würde zwei Impftermine brauchen. In fünf Minuten ist laut Arens eine Impfung abzuwickeln. „Wir sind froh, dass die Impfungen vor Ort starten können“, erklärte Bernd Gather als allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU).
Warum gibt es einen Impfbus?
Die Räume des Medizinischen Versorgungszentrums in Waldniel seien zu klein, um dort ein sicheres Impfen für möglichst viele Menschen zu ermöglichen. „Deshalb haben wir nach einer Alternative gesucht und sie bei Elmar van der Forst gefunden“, schildert Johann Arens. Am Donnerstag vor zwei Wochen habe es das erste Gespräch gegeben, 24 Stunden später habe der Umbau des Linienbusses, der zur Fuhrpark-Rerserve beim „Kraftverkehr Schwalmtal“gehört, bereits begonnen, erläutertet Geschäftsführer Elmar von der Forst. Warum er sich engagiert und das Fahrzeug kostenfrei zur Verfügung stellte: „Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen in Schwalmtal schnell geimpft werden können.“
Wie wurde der Bus umgebaut?
In dem 18 Meter langen Gelenkbus finden mehr als 50 Passagiere Platz, mehr als zehn Plätze wurden jetzt entfernt. „Es gibt drei Bereiche“, erläutert Iris Lohmann, Impfmanagerin an Bord. „Einen administrativen, einen Impf- und einen Warte-Bereich.“Die Patienten würden in einer Richtung eine Impfstraße durchlaufen. Wie bei einer normalen Busfahrt steigen sie vorne ein, melden sich bei einer Mitarbeiterin an, können sich im mit Vorhängen abgetrennten Impfbereich impfen lassen und danach die empfohlenen 15 Minuten auf Sitzplätzen im hinteren Abschnitt warten. „Für den Umbau mussten wir einen Tisch und eine Liege montieren“, erläutert Elmar von der Forst.
Zudem wurden neue Vorhänge angebracht und eine Beklebung, die zu Ein- und Ausgang führt. „Alle, die Rollstuhl oder Rollator nutzen, können in den Bus über eine ausfahrbare Rampe gelangen“, erklärt er. Der Bus werde vorerst nicht bewegt, sei permanent an Strom angeschlossen und werde beheizt. Warum der Impfbus Lisas Namen trägt? „Das war die erste Praxismitarbeiterin vor Ort“, erzählt der KVS-Geschäftsführer. Eigentlich könne er besser so heißen wie die Impfmanagerin, doch die stört es nicht, in Lisas Namen zu impfen.
Wie werden die Impftermine für das MVZ und den Impfbus vergeben?
Zurzeit werden Menschen gegen Corona geimpft, die zur Prioritätengruppe 2 (hohe Priorität) gehören: Dies sind alle über-70-Jährigen, Menschen mit Vorerkranken wie etwa Diabetes, Demenz oder Krebs, medizinisches oder Pflege-Personal, Lehrer oder Erzieher. „Wir haben unsere Patienten nach Auswertung der Statistiken angerufen“, schildert Gaby Janssen, Praxismanagerin im Brüggener Hausärztezentrum. Drei Mitarbeiter kümmern sich um die Impforganisation. Per E-Mail können Patienten ihren Impfwunsch sowie persönliche Daten wie Namen, Geburtsdatum, Handynummer und E-Mail-Adresse mitteilen (für Schwalmtal an: info@mvsn.de) und werden angerufen, sobald ein Impftermin für sie frei ist. Im Bus werde montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr geimpft, zudem montags und dienstags von 18 bis 19 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.
Wie groß ist die Impfbereitschaft bisher?
Längst seien noch nicht alle geimpft, bei denen dies laut Priorität bereits theoretisch möglich gewesen wäre. „Von unseren älteren Patienten haben sich erst rund die Hälfte im Impfzentrum in Viersen-Dülken einen Impftermin geben lassen, die übrigen gehen lieber zum Hausarzt“, schildert Arens.
Wie viele Impfdosen wird es für MVZ Schwalmtal geben?
In dieser Woche hat das MVZ Schwalmtal-Waldniel laut Johann Arens knapp 50 Impfdosen erhalten: 30 Astrazeneca und 18 Biontech: „Bestellt haben wir aber 150“, sagt der Mediziner. Er geht davon aus, dass die Zahl der Impfdosen in der kommenden Woche steigen wird. Allerdings wird im MVZ nicht der gesamte zur Verfügung stehende Impfstoff im Impfbus genutzt: „Wir machen außerdem Hausbesuche und impfen bettlägrige Patienten“, erklärt der Mediziner.