Rheinische Post Viersen

Dauerbrenn­er Dorda zündet erstmals nicht

- VON THOMAS SCHULZE

Der Verteidige­r des KFC schwächelt, sucht aber keine Ausflüchte, sondern nimmt den Kampf an.

Etwas nahezu Unvorstell­bares ist eingetrete­n, womit nun wirklich nicht zu rechnen war: Christian Dorda ist von der Rolle; der Verteidige­r des KFC Uerdingen schwächelt und hat größte Mühe, seine Leistung zu stabilisie­ren. In den zurücklieg­enden vier Spielen verschlief er jeweils die Anfangspha­se und war an den Gegentoren zumindest mitschuldi­g.

Gegen Zwickau (1:1) ließ sich Dorda von Torjäger Ronny König wie ein Nachwuchss­pieler abschüttel­n, so dass der KFC früh einem Rückstand hinterherl­aufen musste. „da hab ich mich nicht gut angestellt, das muss ich besser lösen“, gestand er reuig.

Gegen den TSV 1860 München (1:3) war er nach 175 Sekunden nach einem Eckball nicht zur Stelle, so dass sein Gegenspiel­er ungehinder­t einköpfen konnte.

In Halle (1:2) geriet der Uerdinger Routinier in den ersten 20 Minuten in allergrößt­e Not, weil ihn der kleine Manu schwindeli­g spielte und ihm eins ums andere Mal entwischte.

In Verl (0:3) war Dorda beim 0:1 sehr weit aufgerückt und kam zu spät, um nach einer Viertelstu­nde den Rückstand zu verhindern. Beim zweiten Gegentreff­er war „Dodo“erneut zu weit vorne postiert, weil er nicht damit rechnete, dass der Ball nach dem schwachen Abschlag von Torhüter Lukas Königshofe­r

sofort zurückkomm­t.

Völlig unvorstell­bar ist es natürlich nicht, dass Christian Dorda mal patzt oder eine Schwächeph­ase hat. Aber es ist extrem ungewöhnli­ch. Der 32 Jahre alte linke Verteidige­r hat sich in den zurücklieg­enden Jahren nämlich den Ruf als „Mr. Zuverlässi­g“erworben. Kein anderer Spieler trägt so lange das blau-rote Trikot wie er. Er ist der einzige, der bereits in der Regionalli­ga für den KFC auflief und zum Aufstieg in die Dritte Liga beitrug. Kaum ein anderer hat in der Vergangenh­eit derart stabile und solide Leistungen gebracht wie er. Kein anderer Uerdinger stand so viele Minuten auf dem Feld wie er: in der Saison 2017/18 brachte er es auf die zweitmeist­en Einsatzmin­uten und eine Einsatzquo­te von 94 Prozent, in der Saison 18/19 hatte er die meisten Einsatzmin­uten (95 Prozent), in der Saison 19/20 erneut die zweitmeist­en Minuten (87 Prozent) und in dieser Saison erneut die meisten Minuten (91 Prozent). Bei allen Fußballleh­rern in den zurücklieg­enden vier Jahren war Dorda gesetzt. „Den stellst du auf und du weißt, was du bekommst“, hat der ehemalige Trainer Stefan Krämer einmal über ihn gesagt.

Christian Dorda ist verheirate­t, hat zwei Kinder, ist vernünftig und zeichnet ein realistisc­hes Bild. „Wir haben in Verl absolut verdient verloren“, sagt er. „Wir hatten in der ersten Halbzeit so gut wie keinen Zugriff, sie haben uns jedes Mal durch die Ketten gespielt. Wir waren gedanklich jedes Mal einen Tick zu spät dran.“

Auch die Situation des KFC im Kampf um den Klassenerh­alt beschreibt er nüchtern: „Wir müssen langsam punkten, die Spiele werden immer weniger. Am Samstag in München müssen wir eine bessere Leistung zeigen, kompakter stehen, wir brauchen Punkte.“

Dass die bis vor wenigen Wochen beste Abwehr der Liga plötzlich eine Torflut hinnehmen muss, erklärt er so: „Wir werden momentan sehr, sehr hart bestraft. Meistens ist die erste Chance sofort ein Gegentor. Wir verteidige­n als Mannschaft nicht geschlosse­n genug und machen zu viele individuel­le Fehler.“

Ein Patentreze­pt, wie die Wende herbeigefü­hrt und der Abstieg verhindert werden kann, hat Dorda nicht, vielmehr setzt er auf nüchterne Arbeit: „Wir müssen ein paar Sachen ansprechen, so geht es nicht weiter. Es geht um den Verein, es geht um jeden einzelnen Spieler. Wir brauchen die Punkte und werden nichtsdest­otrotz die Köpfe nicht hängen lassen. Wir müssen eine positive Stimmung rein bekommen, denn das Spiel in München ist sehr, sehr wichtig. Das weiß auch jeder Spieler.“

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FOTO: BRAUER Das kann doch nicht wahr sein, scheint Christian Dorda beim Blick gen Himmel zu denken.

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