Stadt sieht kaum Probleme am Marienplatz
Anwohner klagen über pöbelnde Drogenkonsumenten, die Marienkirche werde als Abort genutzt, berichtet Pfarrer Klaus Hurtz. Der Kommunale Ordnungsdienst kann aber laut Stadt „kaum ordnungswidriges Verhalten“feststellen. Offenbar gibt es Verbindungen zu eine
RHEYDT/ ODENKIRCHEN Der Rheydter Marienplatz und die Wohnanlage „Zur Burgmühle“in Odenkirchen sind Bereiche, die Bürgern wegen der Angst vor Kriminalität und im Fall Odenkirchen auch wegen Ärgers über Ruhestörung besonders Sorgen machen. Erkenntnisse von Polizei und Kommunalem Ordungsdienst (KOS) deuten darauf hin, dass es zwischen der Wohnanlage und dem Geschehen auf dem Marienplatz eine Verbindung gibt. Das geht zumindest aus einem Bericht hervor, den die Stadtverwaltung der Bezirksvertretung Süd am Mittwoch präsentiert.
Der von etlichen Bürgern als Angstraum empfundene Bereich Marienplatz sei vom KOS mit der „höchsten Priorität versehen“und werde „intensiv in den Blick genommen“, versichert die Stadtverwaltung. 2019 habe es dort 108 Streifen gegeben, 2020 dann 122 Präsenzstreifen, in diesem Jahr bisher 26. Fazit der Stadtverwaltung: „Tatsächlich gab die Situation vor Ort nur in wenigen Fällen Grund zum ordnungsbehördlichen Einschreiten. Ordnungswidriges Verhalten konnte kaum festgestellt werden.“Am bedeutsamsten seien Verstöße gegen Masken- und Abstandspflicht gewesen.
Für manchen Anwohner stellte sich das Bild jedoch auch nach Dutzenden von Streifen im vorigen Jahr noch ganz anders dar. „Im Bereich kleiner Marienplatz und im näheren Umfeld werden Bürger durch junge Leute aus Drogenkreisen Tag und Nacht gestört und angepöbelt. Diese Menschen bilden Gruppen vor unseren Haustüren, werfen Zigaretten und Müll herum, spucken auf den Boden verrichten ihre Notdurft (Pinkeln usw.) vor unseren Hauseingängen, dem Kindergarten und der Familienbildungsstätte“, lautete beispielsweise noch Ende Oktober eine Beschwerde. Und: „Junge Leute können täglich völlig unbesorgt vor unseren Augen mit Drogen dealen, kiffen und uns den Mittelfinger zeigen, wenn wir sie darauf hinweisen, dass es nicht in Ordnung ist.“In der Regel sei niemand da, der so etwas ahnde.
Regionalvikar Klaus Hurtz hält den Marienplatz auch aktuell noch für ein „heißes Pflaster“. „Es gibt im Umfeld der Marienkirche Ecken, in die würde ich im Dunkeln nicht gerne alleine gehen. Dass am helllichten Tag keiner Dame die Tasche entrissen wird, wenn eine Streife unterwegs ist, wundert mich nicht. Es sollte mal zu dunklen Zeiten in den dunklen Ecken Patrouillen gemacht werden“, sagt Hurtz. Das Umfeld der Kirche und des Öfteren auch der Eingangsbereich werde häufiger als Abort benutzt. „Mir tut der Küster leid, der die Hinterlassenschaften beseitigen muss“, sagt der Regionalvikar.
Eine Drogenszene gibt es offenbar nicht nur am Marienplatz, sondern auch an der Wohnanlage „Zur Burgmühle“in Odenkirchen. „Teilweise wird wahrgenommen, dass das Problemklientel bei Verfolgungsdruck zum Beispiel am Marienplatz unter anderem zur dortigen Wohnanlage ausweicht“, schildert die Stadtverwaltung die Sicht der Polizei. Die Situation in und an der Wohnanlage wird als „äußerst problematisch“eingestuft. Etwa 400 Personen sind dort laut Stadt gemeldet. Wie viele sich wirklich in dem großen Gebäudekomplex aufhalten, ist jedoch unklar. Es sei von einer hohen Fluktuation auszugehen, unter anderem weil Wohnungen auch von einigen Arbeitgebern als „Massenunterkünfte“für Zuwanderer aus Osteuropa genutzt würden. Der Zoll ermittele.
Massive Ruhestörungen, „Hinweise auf Prostitution, Drogenhandel und diverse andere Straftaten“– wegen dieses Spektrums begibt sich der KOS „aus Gründen der Eigensicherung“nur in Begleitung von Polizisten
in den Bereich „Zur Burgmühle“. Bei Beschwerden gebe es „in aller Regel“und „zeitnah“einen gemeinsamen Einsatz von KOS und Polizei, sagt die Stadt. Sie schränkt allerdings ein: Die gemeinsamen Einsätze erfolgten „unter Berücksichtigung der personellen Situation und aktuellen Auftragslage. Insofern ist es dem KOS nicht immer möglich, unverzüglich einen gemeinsamen Einsatz mit der Polizei zu absolvieren.“
Über solche Einsätze hinaus seien Polizisten des Bezirksdienstes „regelmäßig mehrfach pro Woche“in der Wohnanlage, sagt die Stadtverwaltung. Es gebe regelmäßigen „Austausch“mit vielen Bewohnern und auch mit dem Hausmeister. Dass dieser in der Anlage wohne, habe Vorteile, aber auch Nachteile, „wegen möglicher Repressalien bei konsequentem Vorgehen gegen einzelne Bewohner“. Problematisch sei aus Sicht der Polizei „die Vielzahl der Eigentümer und das offenbar mangelnde Interesse der Hausverwaltung an dem Objekt“.