Rheinische Post Viersen

Neue Kita in Haus Gorissen öffnet später

Am Markt in Schwalmtal-Waldniel wird das denkmalges­chützte Haus Gorissen gerade umgebaut und um einen Anbau erweitert. Warum der Starttermi­n 2021 für den Waldorf-Kindergart­en nicht gehalten werden kann.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

SCHWALMTAL Das Denkmal Haus Gorissen wird zurzeit umgebaut: Die Sanierung des Daches ist abgeschlos­sen, im hinteren Bereich sind isolierver­glaste Fenster eingebaut. Jetzt geht es laut Besitzerin Ute Overlack mit weiteren Arbeiten im Innern, etwa an der Heizung und an der Elektrik, weiter. In das markante Gebäude neben dem alten Rathaus wird Schwalmtal­s erster Waldorf-Kindergart­en einziehen. Allerdings deutlich später als geplant.

Warum kann der Einzugster­min 2021 nicht gehalten werden?

Das hat unterschie­dliche Gründe. Zum einen haben sich laut Ute Overlack die Umbauarbei­ten wegen der Corona-Pandemie verzögert. Zum anderen gab es Verzögerun­gen bei der Bauplanung. So musste noch am Verkehrsko­nzept und an der Raumplanun­g gefeilt werden, erklärt Bernd Gather, Leiter des Fachbereic­hs Planung bei der Gemeinde, auf Anfrage. „Der Einzug war ursprüngli­ch bereits für 2021 geplant, das war ein sehr ambitionie­rter Plan“, erläutert Gather. Er geht davon aus, dass das Planverfah­ren noch im Laufe diesen Jahres abgeschlos­sen sein wird. Deshalb hält er zurzeit eine Realisieru­ng des Vorhabens im Jahr 2022 für möglich.

Wie wird Haus Gorissen genutzt?

„Wir wollen das Lachen auf den Markt zurückhole­n“, sagt Ute Overlack, die das denkmalges­chützte Gebäude zusammen mit ihrem Mann im Sommer 2019 erworben hat. Gekauft habe man es mit dem Ziel, dort einen Waldorf-Kindergart­en einzuricht­en; der Kontakt zu dem Verein sei über einen Architekte­n zustande gekommen. Er habe gefragt ,Wäre das nichts für euch?’ und Familie Overlack konnte sich für die Idee begeistern, erzählt Ute Overlack. Nach dem ursprüngli­chen Konzept sollte die Gemeindebi­bliothek in das Haupthaus einziehen. Der hintere Gebäude- und Scheunenbe­reich soll saniert und um einen Anbau erweitert werden. Dieser gesamte Bereich soll im Erdgeschos­s für zwei Kita-Gruppen genutzt werden; bei Bedarf soll eine dritte Gruppe im Obergescho­ss untergebra­cht werden.

Wird die Gemeindebi­bliothek in Haus Gorissen einziehen?

„Das sieht zurzeit nicht so aus“, sagt Ute Ovrlack. Bei der ersten Vorstellun­g des Konzepts im August 2020 hatte sich Bibliothek­sleiterin Uta Krüger zu diesem Vorschlag zurückhalt­end geäußert. Zurzeit ist die Bibliothek in angemietet­en Räumen am Markt 2-8 untergebra­cht; dort steht eine Nutzfläche von 172 Quadratmet­ern zuzüglich Eingang, WC und Lager zur Verfügung; im sanierten Haus Gorissen wäre die Fläche

mit 153 Quadratmet­ern kleiner, zudem auf mehrere, kleinere Räume aufgeteilt.

Wofür könnte das Erdgeschos­s genutzt werden?

„Man kann sich viel vorstellen“, sagt Ute Overlack. Etwa ein Café, eine Weinstube, einen Ort der Begegnung. Das würde für eine Belebung des Marktplatz­es sorgen und gut zu der Geschichte der Hauses passen. Der Bau des dreiflügel­igen Fachwerk-Hofs wurde 1726 vom damaligen Bürgermeis­ter und Likörfabri­kanten Johann Peillers und seiner Frau begonnen. Anfang des 19. Jahrhunder­ts übernahm die Kaufmannsf­amilie Kirschkamp das Haus, sie betrieb dort Brennerei, Destilleri­e und Likörfabri­k. 1817 baute die Familie nebenan ein Kaufmannsh­aus, das heutige alte Rathaus. 1921 wechselte der Besitz zu Familie Gorissen.

Wie sehen die Pläne für den Waldorf-Kindergart­en aus?

„Wir würden uns wünschen, schon 2022 starten zu können, aber vermutlich wird es erst 2023“, sagt Cathy Tappeser, die den Verein „Haus der Sonne“mitgegründ­et; er ist Träger des künftigen Waldorf-Kindergart­ens. Geplant war für 2021 der Start mit einer Gruppe (20 Kinder). Zurzeit geht Tappeser davon aus, dass die Einrichtun­g mit zwei Gruppen starten wird. „Eine Anmeldung ist noch nicht möglich, dazu ist es noch zu früh. Wir haben aber eine Warteleist­e für Interessen­ten“, sagt sie. Kontakt ist möglich über eine E-Mail an: „hausderson­ne@magenta.de“.

Was bedeutet die Verzögerun­g für die Kitaplatz-Planung der Gemeinde im nächsten Kita-Jahr?

Nichts, denn: „Die neue Waldorf-Kita war und ist auch für das neue Kindergart­enjahr 2021/2022 nicht mit in die Bedarfspla­nung eingefloss­en“, erklärt Petra Götz vom Sachbereic­h Senioren-, Kinder-, Jugendund Familienhi­lfe bei der Gemeindeve­rwaltung Schwalmtal. Die ab Sommer fehlenden Kita-Plätze werden laut Götz größtentei­ls durch die Erweiterun­g der DRK-Kita kompensier­t; diese ist im früheren, inzwischen umgebauten Weuthen-Verwaltung­strakt in Waldniel untergebra­cht.

Der bereits schmucke Waldnieler Marktplatz wird um ein Schmuckstü­ck reicher: Zurzeit wird Haus Gorissen hergericht­et, bald wird auch dieses Denkmal wieder im neuen Glanz erstrahlen.

Das ist ein gutes Zeichen für Schwalmtal und insbesonde­re für Waldniel mit seinem historisch­en Charme. Abgesehen von der Corona-Pandemie ist der Marktplatz mit dem Schwalmtal­dom, dem alten Rathaus und seiner moderneren Ergänzung, der Bibliothek, Geschäften, Dienstleis­tern, Restaurant­s und Eisdiele sowie dem Bücherschr­ank ein belebter und beliebter Platz. Er lädt zum Verweilen ein und ist unbestritt­en das Herz von Waldniel.

Schön, wenn dieses Herz durch ein saniertes Denkmal noch kräftiger schlagen kann. Den Plänen von Familie Overlack ist es zu wünschen, dass sie realisiert werden können. Ein Kindergart­en bringt mehr Leben auf den Markt, ein Café oder eine Begegnungs­stätte würden den Platz ebenfalls belebter machen. Bereits früher gab es Pläne, das Denkmal mit Leben zu füllen. Doch keiner konnte verwirklic­ht werden. Jetzt kann man gespannt sein, wie sich der Marktplatz weiterentw­ickelt.

Daniela Buschkamp

 ?? RP-FOTO: BUSCHKAMP ?? Die Umbauarbei­ten an Haus Gorissen laufen weiter. Außerdem sind noch ein Anbau und eine Sanierung im hinteren Bereich geplant.
RP-FOTO: BUSCHKAMP Die Umbauarbei­ten an Haus Gorissen laufen weiter. Außerdem sind noch ein Anbau und eine Sanierung im hinteren Bereich geplant.
 ?? RP-ARCHIV: BUSCHKAMP ?? Im September liefen die Dacharbeit­en.
RP-ARCHIV: BUSCHKAMP Im September liefen die Dacharbeit­en.
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ARCHIVFOTO: BIGI Sabrina Hansen wird den Kindergart­en leiten.

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