Neue Kita in Haus Gorissen öffnet später
Am Markt in Schwalmtal-Waldniel wird das denkmalgeschützte Haus Gorissen gerade umgebaut und um einen Anbau erweitert. Warum der Starttermin 2021 für den Waldorf-Kindergarten nicht gehalten werden kann.
SCHWALMTAL Das Denkmal Haus Gorissen wird zurzeit umgebaut: Die Sanierung des Daches ist abgeschlossen, im hinteren Bereich sind isolierverglaste Fenster eingebaut. Jetzt geht es laut Besitzerin Ute Overlack mit weiteren Arbeiten im Innern, etwa an der Heizung und an der Elektrik, weiter. In das markante Gebäude neben dem alten Rathaus wird Schwalmtals erster Waldorf-Kindergarten einziehen. Allerdings deutlich später als geplant.
Warum kann der Einzugstermin 2021 nicht gehalten werden?
Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen haben sich laut Ute Overlack die Umbauarbeiten wegen der Corona-Pandemie verzögert. Zum anderen gab es Verzögerungen bei der Bauplanung. So musste noch am Verkehrskonzept und an der Raumplanung gefeilt werden, erklärt Bernd Gather, Leiter des Fachbereichs Planung bei der Gemeinde, auf Anfrage. „Der Einzug war ursprünglich bereits für 2021 geplant, das war ein sehr ambitionierter Plan“, erläutert Gather. Er geht davon aus, dass das Planverfahren noch im Laufe diesen Jahres abgeschlossen sein wird. Deshalb hält er zurzeit eine Realisierung des Vorhabens im Jahr 2022 für möglich.
Wie wird Haus Gorissen genutzt?
„Wir wollen das Lachen auf den Markt zurückholen“, sagt Ute Overlack, die das denkmalgeschützte Gebäude zusammen mit ihrem Mann im Sommer 2019 erworben hat. Gekauft habe man es mit dem Ziel, dort einen Waldorf-Kindergarten einzurichten; der Kontakt zu dem Verein sei über einen Architekten zustande gekommen. Er habe gefragt ,Wäre das nichts für euch?’ und Familie Overlack konnte sich für die Idee begeistern, erzählt Ute Overlack. Nach dem ursprünglichen Konzept sollte die Gemeindebibliothek in das Haupthaus einziehen. Der hintere Gebäude- und Scheunenbereich soll saniert und um einen Anbau erweitert werden. Dieser gesamte Bereich soll im Erdgeschoss für zwei Kita-Gruppen genutzt werden; bei Bedarf soll eine dritte Gruppe im Obergeschoss untergebracht werden.
Wird die Gemeindebibliothek in Haus Gorissen einziehen?
„Das sieht zurzeit nicht so aus“, sagt Ute Ovrlack. Bei der ersten Vorstellung des Konzepts im August 2020 hatte sich Bibliotheksleiterin Uta Krüger zu diesem Vorschlag zurückhaltend geäußert. Zurzeit ist die Bibliothek in angemieteten Räumen am Markt 2-8 untergebracht; dort steht eine Nutzfläche von 172 Quadratmetern zuzüglich Eingang, WC und Lager zur Verfügung; im sanierten Haus Gorissen wäre die Fläche
mit 153 Quadratmetern kleiner, zudem auf mehrere, kleinere Räume aufgeteilt.
Wofür könnte das Erdgeschoss genutzt werden?
„Man kann sich viel vorstellen“, sagt Ute Overlack. Etwa ein Café, eine Weinstube, einen Ort der Begegnung. Das würde für eine Belebung des Marktplatzes sorgen und gut zu der Geschichte der Hauses passen. Der Bau des dreiflügeligen Fachwerk-Hofs wurde 1726 vom damaligen Bürgermeister und Likörfabrikanten Johann Peillers und seiner Frau begonnen. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm die Kaufmannsfamilie Kirschkamp das Haus, sie betrieb dort Brennerei, Destillerie und Likörfabrik. 1817 baute die Familie nebenan ein Kaufmannshaus, das heutige alte Rathaus. 1921 wechselte der Besitz zu Familie Gorissen.
Wie sehen die Pläne für den Waldorf-Kindergarten aus?
„Wir würden uns wünschen, schon 2022 starten zu können, aber vermutlich wird es erst 2023“, sagt Cathy Tappeser, die den Verein „Haus der Sonne“mitgegründet; er ist Träger des künftigen Waldorf-Kindergartens. Geplant war für 2021 der Start mit einer Gruppe (20 Kinder). Zurzeit geht Tappeser davon aus, dass die Einrichtung mit zwei Gruppen starten wird. „Eine Anmeldung ist noch nicht möglich, dazu ist es noch zu früh. Wir haben aber eine Warteleiste für Interessenten“, sagt sie. Kontakt ist möglich über eine E-Mail an: „hausdersonne@magenta.de“.
Was bedeutet die Verzögerung für die Kitaplatz-Planung der Gemeinde im nächsten Kita-Jahr?
Nichts, denn: „Die neue Waldorf-Kita war und ist auch für das neue Kindergartenjahr 2021/2022 nicht mit in die Bedarfsplanung eingeflossen“, erklärt Petra Götz vom Sachbereich Senioren-, Kinder-, Jugendund Familienhilfe bei der Gemeindeverwaltung Schwalmtal. Die ab Sommer fehlenden Kita-Plätze werden laut Götz größtenteils durch die Erweiterung der DRK-Kita kompensiert; diese ist im früheren, inzwischen umgebauten Weuthen-Verwaltungstrakt in Waldniel untergebracht.
Der bereits schmucke Waldnieler Marktplatz wird um ein Schmuckstück reicher: Zurzeit wird Haus Gorissen hergerichtet, bald wird auch dieses Denkmal wieder im neuen Glanz erstrahlen.
Das ist ein gutes Zeichen für Schwalmtal und insbesondere für Waldniel mit seinem historischen Charme. Abgesehen von der Corona-Pandemie ist der Marktplatz mit dem Schwalmtaldom, dem alten Rathaus und seiner moderneren Ergänzung, der Bibliothek, Geschäften, Dienstleistern, Restaurants und Eisdiele sowie dem Bücherschrank ein belebter und beliebter Platz. Er lädt zum Verweilen ein und ist unbestritten das Herz von Waldniel.
Schön, wenn dieses Herz durch ein saniertes Denkmal noch kräftiger schlagen kann. Den Plänen von Familie Overlack ist es zu wünschen, dass sie realisiert werden können. Ein Kindergarten bringt mehr Leben auf den Markt, ein Café oder eine Begegnungsstätte würden den Platz ebenfalls belebter machen. Bereits früher gab es Pläne, das Denkmal mit Leben zu füllen. Doch keiner konnte verwirklicht werden. Jetzt kann man gespannt sein, wie sich der Marktplatz weiterentwickelt.
Daniela Buschkamp