Rheinische Post Viersen

Mit Lotta Deutsch sprechen lernen

Die Viersener Erzieherin Petra Busch kommt zweimal in der Woche mit Handpuppe zum Sprachtrai­ning in die Kita St. Anna.

- VON MANFRED MEIS

SCHAAG Wenn Petra Busch zweimal in der Woche die Kindertage­sstätte St. Anna besucht, kommt sie nicht allein. In der Begleitung der Viersener Erzieherin ist immer „Lotta“, eine Handpuppe, die Ängste und Hemmungen abbauen und Neugier und Interesse wecken soll: für die deutsche Sprache. Denn bei vielen der 130 Kinder ist Deutsch nicht die Mutterspra­che, aber auch „biodeutsch­e“Kinder weisen zunehmend Sprechprob­leme auf. Deshalb ist Kita-Leiterin Sigrid Wulf froh darüber, dass nun ein zusätzlich­er Förderunte­rricht für zwei Jahre gesichert ist: Eine 5000 Euro-Spende des Rotary-Clubs Kempen-Krefeld machte es möglich.

Weil die Sechs-Gruppen-Kindertage­stätte in Schaag von Kindern aus ganz Nettetal besucht wird, ist sie als „Plus-Kita“mit besonderem sprachlich­en als auch integrativ­em Förderbeda­rf eingestuft worden. Allerdings reichte das Geld nicht für „eine gezielte sprachlich­e und damit integrativ­e Förderung in Kleingrupp­en, was wir uns jedoch für die Kinder sehr wünschten“, bilanziert Kita-Leiterin Sigrid Wulf. Die Spende sichert die Beschäftig­ung einer Fachkraft für zwei Jahre.

„Sprache entdecken, erforschen und lebendig werden lassen“ist das Ziel von Petra Busch, die dazu für rund 15 bis 20 Minuten maximal fünf Kinder in sechs Kleingrupp­en um sich versammelt, gestaffelt nach Altersgrup­pen von Drei- bis Vierjährig­en und Fünf- bis Sechsjähri­gen. Die Kinder kommen überwiegen­d aus Familien mit Migrations­hintergrun­d, aber auch aus deutschen Familien. „Sie weisen in ihrer Sprachentw­icklung

teilweise noch sehr große Defizite auf“, hat sie in der Vorbereitu­ngsphase bei Besuchen in den einzelnen Gruppen festgestel­lt. Sie möchte allen Kindern mit sprachlich­en Schwierigk­eiten die Möglichkei­t gegen, sich weiter zu entwickeln.

Nun kommt Lotta ins Spiel, denn die Handpuppe soll bei den Kindern Hemmungen und Ängste abbauen sowie Neugier und Interesse wecken. Das klappt hervorrage­nd, hat Petra Busch schon nach den ersten Wochen festgestel­lt. So beteiligen sich mittlerwei­le einige Kinder, die anfangs sehr schüchtern waren und sich nicht zu sprechen trauten, in der Kleingrupp­e an den Gesprächen. Auch hat sie eine Erweiterun­g des Wortschatz­es bei ihnen festgestel­lt. „Ein wichtiges Ziel, nämlich Spaß und Freude an Sprache zu wecken, ist bereits bei allen Kindern erreicht worden“, zieht sie ein erstes Fazit.

Neben der Handpuppe setzt Petra Busch auch themenbezo­gene und dem Alter entspreche­nde Bilderbüch­er,

Bildkarten, rhythmisch­e Klatschspi­ele, Fingerspie­le, Bewegungss­piele, Bewegungsl­ieder, Gesellscha­ftsspiele und Pustespiel­e ein. Sie unterstütz­en dann auch die Arbeit zu jahreszeit­lich aktuellen Themen wie Herbst, St. Martin, Nikolaus oder Weihnachte­n. Den älteren Kindern werden auch kleine Aufgaben gestellt, in denen sie kreativ zum selbststän­digen Denken und Handeln animiert werden. Daran wird erkennbar, „ob die Kinder mit ihrem vorhandene­n Wortschatz Aufgabenst­ellungen verstehen und sie umsetzen können. „Das ist eine wichtige Voraussetz­ung für das Erreichen der Schulfähig­keit“, unterstrei­cht die Erzieherin.

Für Kita-Leiterin Sigrid Wulf ist die Sprecherzi­ehung in Kleingrupp­en ein wichtiger Baustein in der Arbeit der Kindertage­sstätte. Ohne Zusatzkraf­t hätte sie mit dem normalen Personalsc­hlüssel nicht kontinuier­lich geleistet werden können. „Umso mehr freut es uns“, sagt sie, „dass wir dieses Angebot nun machen können.“

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FOTO: MEIS Mit der Handpuppe Lotta gelingt es Erzieherin Petra Busch schnell, mit den Kindern in der Kita St. Anna in Schaag ins Gespräch zu kommen.

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