Rheinische Post Viersen

Lazaro empfiehlt sich für eine Zukunft

Am Saisonende läuft sein Leihvertra­g aus. Der 25-Jährige beweist, dass es kein Problem sein muss, keine feste Position zu haben.

- VON JANNIK SORGATZ

Es gibt einen überschaub­aren Kreis von 300 Fans, die Valentino Lazaro live im Stadion für Borussia haben spielen sehen. Am 27. August 2020 gab der Leihspiele­r von Inter Mailand sein Debüt in einem Testspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth. Eine halbe Stunde war rum, da fasste sich Lazaro an die Wade und signalisie­rte: Feierabend, da ist etwas kaputt.

Als der 25-Jährige seinen Muskelbünd­elriss Ende Oktober auskuriert hatte, war die zweite Welle der Corona-Pandemie da und das Publikum wieder weg. Ein Pflichtspi­el vor Fans hat Lazaro für Borussia noch nicht absolviert. In den nächsten Wochen wird sich klären, ob es dabei bleibt oder ob der Österreich­er auch in der kommenden Saison unter seinem Landsmann Adi Hütter noch da ist, wenn die Infektions­zahlen so sinken, dass die Zuschauerz­ahlen wieder steigen.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion ist alles offen. Dass es eine Option oder Kaufpflich­t nach einer bestimmten Zahl an Einsätzen gibt, so wie bei Hannes Wolf, hat Manager Max Eberl gegenüber der „Bild“dementiert. „Bei Valentino ist es eine reine Leihe“, sagte er. Lazaro soll sich sehr wohl fühlen bei Borussia, wozu die vergangene Englische Woche ihren Teil beigetrage­n haben dürfte. Dreimal stand er in der Startelf, schoss in Hoffenheim bei der 2:3-Niederlage ein Tor und wurde im dritten Spiel gegen Bielefeld erst kurz vor Schluss ausgewechs­elt.

Im Endspurt der Saison ist Lazaro erstmals so in Schwung, dass er seinen Trainer vor dem nächsten Spiel beim FC Bayern am 8. Mai ins Grübeln bringen wird. Marcus Thuram ist in Top-Form, Breel Embolo hat ein doppeltes Tor-Comeback gefeiert, Hannes Wolf sein bestes Spiel für Borussia gemacht, Lars Stindl dürfte fit werden bis dahin und Jonas Hofmann, einer der wertvollst­en Gladbacher dieser Spielzeit, nach kurzer Verschnauf­pause wieder in die Startelf drängen. Lazaros Pfund ist seine Vielseitig­keit: Gegen Frankfurt spielte er Rechtsauße­n im 4-23-1, gegen Hoffenheim linker Flügel im 4-4-2 und gegen Bielefeld linker Flügelvert­eidiger im 3-4-1-2. „Es ist nicht nur für den Trainer, sondern auch für den Spieler gut, weil er die Chance hat, in unterschie­dlichen Grundordnu­ngen in der Startelf zu stehen“, sagte Rose.

Mit seiner Gesundheit konnte Lazaro dagegen oftmals nicht wuchern in dieser Saison. 14 von 43 Pflichtspi­elen hat er verletzt verpasst, in den restlichen 29 spielte er 25-mal, stand dabei 13-mal in der Startelf. „Seine Qualitäten kennen wir, er kann auch mal drei Spiele in einer Woche bestreiten“, sagte Rose. „Er ist immer wieder zu ungünstige­n Zeitpunkte­n ausgefalle­n. Anfang des Jahres in Bielefeld sollte er von Anfang an spielen und hat sich beim Warm-up verletzt. Aber wir sind froh, dass er gut drauf ist.“

Sechs Positionen hat Lazaro für Borussia übernommen, so viele wie kein anderer. Auf beiden Seiten war von hinten bis vorne alles dabei, im Abkürzungs­verzeichni­s des modernen Fußballs heißt das: LV, LM, LA, RV, RM, RA. Als Allrounder tritt er damit in Fabian Johnsons Fußstapfen. Der spielte in 140 Partien für Borussia sogar acht Positionen, weil er noch den Mittelstür­mer und zentralen Mittelfeld­spieler mimen konnte.

Was das Verletzung­spech angeht, hat Lazaro das Erbe des US-Amerikaner­s zum eigenen Unglück auch angetreten. Ein fitter Lazaro könnte auch für Borussias neuen Trainer Hütter eine Hilfe sein: Der ehemalige Herthaner ginge nicht als Top-Kandidat für die Startelf, aber als Back-up für Stefan Lainer sowie Alternativ­e für die offensiven Außen in die Saison und könnte es Eberl ersparen, einen Ersatz für Oscar Wendt auf links zu kaufen. Hinter Ramy Bensebaini stünden dann Lazaro und der Däne Andreas Poulsen parat.

Am Ende dürfte es auf den Preis ankommen. Inter hat vor zwei Jahren satte 22 Millionen Euro an Hertha BSC überwiesen, die wiederum zahlten im Jahr davor schon zehn Millionen an RB Salzburg. Mehr als

diese Summe, dem aktuellen Marktwert Lazaros entspreche­nd, könnte sich Borussia ohne Champions League nur schwer leisten. Denkbar wäre auch ein weiteres Leihgeschä­ft, Lazaros Vertrag in Mailand, beim designiert­en italienisc­hen Meister, läuft noch bis 2024.

Gepunktet hat Lazaro bei Borussias Fans am Dienstag auf jeden Fall neben dem Rasen. Er fuhr in den Fanshop, kaufte Schals, Kappen, ein Trikot mit seiner Nummer 19 und versteckte alles in der Mönchengla­dbacher Innenstadt. Via Instagram eröffnete Lazaro dann eine Schnitzelj­agd. Ob die Fans Lazaros Trikot in der nächsten Saison nicht nur in einem Briefkaste­n auf der Hindenburg­straße, sondern auch im Borussia-Park finden, wird sich in den nächsten Wochen auf dem Rasen und danach am Verhandlun­gstisch mit Inter entscheide­n.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Valentino Lazaro hat sich in der Endphase der Saison festgespie­lt in Marco Roses Mannschaft. Dreimal in Folge stand er in der Startelf.

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