Borussia Barcelona kopiert sich selbst
Das vierte Tor gegen Bielefeld ist quasi ein zweieiiger Zwilling eines Treffers von 2012.
Es fing jeweils harmlos an, einmal mit einem zurückgelegten Ball von Filip Daems, einmal mit einem kurzen Pass von Valentino Lazaro, stattfindend jeweils auf der linken Angriffsseite der Borussen und weit in der Hälfte des Gegners. Und dann ging es plötzlich ganz schnell, einmal wurden die in weinroten Hemden gedressten Schalker binnen acht Sekunden düpiert, einmal dauerte die Show zehn Sekunden gegen in Quietsch-Orange angetretene Bielefelder vom Lazaro-Pass, bis der Ball im Netz lag.
Dieses Tor passierte am Sonntag, Dienstag postete Borussia ein Video des Ereignisses. „The Return of Borussia Barcelona“stand über dem 25-Sekunden-Filmchen. Diese zwei Worte, „Borussia Barcelona“, jubelte die Fußballwelt am 11. Februar 2012, als Gladbach das Kunststück gegen Schalke aufführte. Sie sind seitdem ein Label geworden für lustvoll-lockeren Borussia-Fußball.
Lucien Favre, Fan des Fußballs aus dem Hause FC Barcelona, hatte Borussia erst gerettet und dann auf ihr ureigenes Tiki-Taka getrimmt, angeführt von Marco Reus, der kurioserweise am Barcelona-haftesten Tor jener Zeit nicht beteiligt war. Daems spielte auf Mike Hanke, der zu Patrick Herrmann, der legte ab zu Hanke, der in den Strafraum lief, Juan Arango anspielte, der ablegte in den Lauf Hankes und dieser schlenzte den Ball in die rechte Torecke. Ausgerechnet er, der Ex-Schalker.
Und ein solcher vollendete auch jetzt, bei der Rückehr des Tiki-Taka, die Aktion: Breel Embolo. Was für ein Augenzwinkern des Schicksals. Wie einst Hanke beschwor Embolo mit seinen fordernden, unbedingten Laufwegen die Situation herauf: Er bekam den Ball von Marcus Thuram,
spielte zu Hannes Wolf, der legte ab, Embolo nahm nochmal Thuram mit, der ihm den Ball erneut in den Lauf spielte, Embolos nächsten Pass legte ihm Denis Zakaria noch mal ab und schon stand Embolo fast an der Stelle, von der aus 2012 Hanke vollendet hatte. Wieder schlug der Ball rechts im Seitennetz ein. Der Torzwilling war perfekt.
Doch ein eineiiger ist es nicht. Denn dem Hanke-Tor gingen zwei Doppelpässe voraus, dem von Embolo jetzt drei. Das erklärt auch die zwei Sekunden, die es länger dauerte bis zum letzten Pinselstrich dieses Torgemäldes, bei dem sich Borussia Barcelona selbst kopierte. Das 1:0 in der Hinrunde gegen Leipzig war eine abgespeckte Version davon, eine ohne Doppelpässe, auch da landete Wolfs Schuss unten rechts. Aber nun? Nun war es eine tatsächliche Reproduktions-Kunst. Man könnte daraus eine Installation für das Borussen-Museum machen, die beiden Tore gegeneinander scheiden, um so zwei Zeitzonen parallel zu setzen, gerne in einer Endlosschleife. Satt sehen kann man sich daran nicht.