Systemwechsel belebt das Flügelspiel
Die Außenbahnspieler waren gegen Bielefeld mehr Angreifer denn Verteidiger.
Einem der schönsten Spielzüge in einer an schönen Spielzügen nicht armen Partie blieb die Krönung versagt. Valentino Lazaro war vom linken Flügel nach innen gezogen, ehe er eine gut getimte Flanke auf den von rechts in den Strafraum sprintenden Stefan Lainer schlug. Dieser verlängerte direkt per Kopf auf Breel Embolo, dessen Kopfball Bielefelds Stefan Ortega jedoch von der Linie kratzte. Dies war beim 5:0 gegen die Arminia ein Angriff aus der Anfangsphase der Partie, der Borussias Spielidee sehr gut abbildete: Trainer Marco Rose hatte auf ein 3-4-1-2 umgestellt und in dieser Ausrichtung gegen defensiv eingestellte Bielefelder das Flügelspiel gestärkt.
Durch das Spiel mit Dreierkette in der Abwehr ergeben sich verschiedene Vorteile für den eigenen Aufbau: So muss keiner der beiden Sechser sich in die letzte Linie fallen lassen, um die Spielzüge zu initiieren, das kann so von einem der drei Innenverteidiger ausgehen. Und gegen Bielefeld beteiligten sich sowohl Matthias Ginter als auch Nico Elvedi
und Ramy Bensebaini wirkungsvoll am Offensivspiel.
Vor allem sorgte der Wechsel von der Vierer- zur Dreierkette aber dafür, dass sich die Außenbahnspieler Lainer und Lazaro noch höher postieren konnten, als sie es normalerweise bereits tun. Diese Freiheit hatten sie, weil sie in einer Grundordnung mit drei Innenverteidigern besser abgesichert sind, sollte der Gegner zu einem Konter kommen.
Lainer und Lazaro machten rege Gebrauch von ihren Freiheiten und wurden von Beginn an von ihren Kollegen aus dem Zentrum gesucht. So auch beim 1:0, als Wolf hinaus auf Lainer spielte und der mit einem klugen Flachpass Embolo bediente. Ein Angriff, wie er ganz ähnlich zum 1:0 in der Champions League bei Schachtjor Donezk geführt hatte – damals verwertete Alassane Plea eine flache Hereingabe Lainers.
Es gehört also zu Gladbachs Grundprinzip, die Außenverteidiger in möglichst viele Angriffe einzubeziehen. Mit dem Ball wird das 3-4-1-2 im Extremfall oftmals zu einem 3-2-1-4. Borussia hat die Flügelverteidiger
dazu: Lazaro ist vielseitig und auch auf der offensiven Außenbahn einsetzbar, Lainer oder Bensebaini haben ebenfalls Offensivdrang und rücken gerne aggressiv nach vorne auf.
Allerdings kann sich dafür ihre Anzahl an direkten Torbeteiligungen noch erhöhen. Gladbachs Außenverteidiger schlagen keine Flanken mit der Schärfe und Präzision eines Filip Kostic in Frankfurt (schon 15 Assists). Indes ist Borussia auch unter Rose keine Mannschaft geworden, die permanent hohe Flanken in den Strafraum schlagen will, es gilt vielmehr, sich in den torgefährlichen Bereich zu kombinieren. Das klappte gegen Bielefeld sehr gut. Und das Angriffsspiel mit offensivstarken Außenverteidigern dürfte auch in Zukunft von Bedeutung in Gladbach sein. Denn Borussias Trainer in der kommenden Saison, Adi Hütter, lässt die Frankfurter Eintracht bevorzugt mit Dreierkette spielen – mit nach vorne ausgerichteten Flügelverteidigern.