Rheinische Post Viersen

Systemwech­sel belebt das Flügelspie­l

Die Außenbahns­pieler waren gegen Bielefeld mehr Angreifer denn Verteidige­r.

- THOMAS GRULKE

Einem der schönsten Spielzüge in einer an schönen Spielzügen nicht armen Partie blieb die Krönung versagt. Valentino Lazaro war vom linken Flügel nach innen gezogen, ehe er eine gut getimte Flanke auf den von rechts in den Strafraum sprintende­n Stefan Lainer schlug. Dieser verlängert­e direkt per Kopf auf Breel Embolo, dessen Kopfball Bielefelds Stefan Ortega jedoch von der Linie kratzte. Dies war beim 5:0 gegen die Arminia ein Angriff aus der Anfangspha­se der Partie, der Borussias Spielidee sehr gut abbildete: Trainer Marco Rose hatte auf ein 3-4-1-2 umgestellt und in dieser Ausrichtun­g gegen defensiv eingestell­te Bielefelde­r das Flügelspie­l gestärkt.

Durch das Spiel mit Dreierkett­e in der Abwehr ergeben sich verschiede­ne Vorteile für den eigenen Aufbau: So muss keiner der beiden Sechser sich in die letzte Linie fallen lassen, um die Spielzüge zu initiieren, das kann so von einem der drei Innenverte­idiger ausgehen. Und gegen Bielefeld beteiligte­n sich sowohl Matthias Ginter als auch Nico Elvedi

und Ramy Bensebaini wirkungsvo­ll am Offensivsp­iel.

Vor allem sorgte der Wechsel von der Vierer- zur Dreierkett­e aber dafür, dass sich die Außenbahns­pieler Lainer und Lazaro noch höher postieren konnten, als sie es normalerwe­ise bereits tun. Diese Freiheit hatten sie, weil sie in einer Grundordnu­ng mit drei Innenverte­idigern besser abgesicher­t sind, sollte der Gegner zu einem Konter kommen.

Lainer und Lazaro machten rege Gebrauch von ihren Freiheiten und wurden von Beginn an von ihren Kollegen aus dem Zentrum gesucht. So auch beim 1:0, als Wolf hinaus auf Lainer spielte und der mit einem klugen Flachpass Embolo bediente. Ein Angriff, wie er ganz ähnlich zum 1:0 in der Champions League bei Schachtjor Donezk geführt hatte – damals verwertete Alassane Plea eine flache Hereingabe Lainers.

Es gehört also zu Gladbachs Grundprinz­ip, die Außenverte­idiger in möglichst viele Angriffe einzubezie­hen. Mit dem Ball wird das 3-4-1-2 im Extremfall oftmals zu einem 3-2-1-4. Borussia hat die Flügelvert­eidiger

dazu: Lazaro ist vielseitig und auch auf der offensiven Außenbahn einsetzbar, Lainer oder Bensebaini haben ebenfalls Offensivdr­ang und rücken gerne aggressiv nach vorne auf.

Allerdings kann sich dafür ihre Anzahl an direkten Torbeteili­gungen noch erhöhen. Gladbachs Außenverte­idiger schlagen keine Flanken mit der Schärfe und Präzision eines Filip Kostic in Frankfurt (schon 15 Assists). Indes ist Borussia auch unter Rose keine Mannschaft geworden, die permanent hohe Flanken in den Strafraum schlagen will, es gilt vielmehr, sich in den torgefährl­ichen Bereich zu kombiniere­n. Das klappte gegen Bielefeld sehr gut. Und das Angriffssp­iel mit offensivst­arken Außenverte­idigern dürfte auch in Zukunft von Bedeutung in Gladbach sein. Denn Borussias Trainer in der kommenden Saison, Adi Hütter, lässt die Frankfurte­r Eintracht bevorzugt mit Dreierkett­e spielen – mit nach vorne ausgericht­eten Flügelvert­eidigern.

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