Rheinische Post Viersen

„Wir sind klar für einen Saisonabbr­uch“

Der Trainer des Gladbacher HTC spricht über die Fortführun­g der Zweiten Bundesliga, die Corona-Situation und die Auswirkung­en auf sein Team.

- FOTO: WIECHMANN INTERVIEW: TOBIAS KNÜFERMANN

HOCKEY Seit September 2017 steht Marcus Küppers beim Gladbacher HTC an der Seitenline. Seinen Abschied, den der 32-Jährige für diesen Sommer angekündig­t hat, hat er sich wahrlich anders vorgestell­t.

Herr Küppers, Sie haben vergangene­n Samstag mit ihrem Team gegen den DSD Düsseldorf gespielt. Eine Stunde vor Spielbegin­n wurden zwei ihrer Jungs per Schnelltes­t positiv auf Corona getestet. Was hat das mit der Mannschaft gemacht? KÜPPERS Das war schon eine sehr merkwürdig­e Situation. Als wir die Nachricht am Platz bekommen haben, waren wir mit den Gedanken in ganz anderen Sphären. Das Ganze hat sich dann auch auf die Qualität auf dem Platz übertragen, wo wir in den ersten 15 Minuten komplett neben der Spur waren. Solche Situatione­n sind nicht bundesliga­würdig.

Stand auch eine kurzfristi­ge Absage des Spiels im Raum?

KÜPPERS Natürlich. Bei den aktuellen Gegebenhei­ten muss so was immer eine Alternativ­e sein. In der gleichen Situation haben wir erst vor kurzem ein Testspiel unmittelba­r vor dem Anpfiff abgesagt.

Wie beurteilen Sie die Gesamtsitu­ation? Ist eine Fortführun­g der Saison noch verhältnis­mäßig? KÜPPERS Alles ist sehr unübersich­tlich und schwer zu beurteilen. In einigen Regionen ist aktuell gar kein Trainingsb­etrieb erlaubt. Von daher sind sportlich einfach keine fairen Bedingunge­n gegeben. Der Deutsche Hockey-Bund hat vor dem ersten Punktspiel eines Teams ein zweiwöchig­es Training vorausgese­tzt und am Dienstagab­end erneut eine Abfrage an die Vereine gestartet. Wir haben uns dabei erneut klar positionie­rt und sind für einen Abbruch. Auch deshalb, weil wir uns für die Gesundheit unserer Spieler verantwort­lich fühlen.

Der Deutsche Hockey-Bund orientiert sich relativ zeitnah am aktuellen Geschehen rund um Covid-19 und bindet die Zweitligav­ereine mit Abfragen ein. Das hat jedoch zur Folge, dass die Vereine kaum Planungssi­cherheit haben. Wie beurteilen Sie die Rolle des DHB? KÜPPERS Das ist ein sehr schwerer Job. Letztlich geht es um etwa 30 Vereine, die alle, aus verschiede­nsten Gründen, unterschie­dliche Interessen­lagen haben. Das macht die Entscheidu­ngsfindung nicht einfach. Und Planungssi­cherheit gibt es aktuell einfach in keinem Bereich.

Als Zweitligat­eam hat Gladbach den Leistungss­portler-Status und darf im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen trainieren. Was heißt das für ihre Spieler, die den Sport ja auch nur hobbymäßig betreiben? KÜPPERS Zunächst fühlen wir uns sehr privilegie­rt, dass wir überhaupt zum Schläger greifen dürfen. Wir gehen sehr sensibel und sorgsam damit um. Richtig gut ist, dass wir die Möglichkei­t haben, über den Kontakt eines GHTC-Mitglieds vor jedem Training von einer Apotheke in Neuwerk getestet zu werden. Das ist eine große Unterstütz­ung.

Sie haben schon früh angekündig­t, dass Sie im Sommer beim GHTC aufhören. Das Ende haben Sie sich anders vorgestell­t. Was hat die Pandemie

mit Ihnen, aber auch dem ganzen Verein gemacht?

KÜPPERS Eigentlich wollte ich ja schon vor einem Jahr aufhören, aber man hatte ja immer noch die Hoffnung, dass es weitergeht. Mittlerwei­le haben wir schon die längste Bundesliga­saison aller Zeiten. Der Verein befindet sich in einem Schlaftran­ce-ähnlichen Lauerzusta­nd und hofft, dass es endlich wieder losgeht. Aktuell dürfen einige Jugendteam­s kontaktlos trainieren. Das ist gut, aber bringt natürlich noch nicht dieses gewisse GHTC-Gefühl zurück. Dieses Gefühl, dass der Sport auf dieser wunderschö­nen Anlage und ihren Möglichkei­ten richtig gelebt wird.

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Wieder im Spielbetri­eb mit dem GHTC: Marcus Küppers.

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