Spahn will Aufklärung über Impfkampagne verbessern
BERLIN (kna) Die Frage des unterschiedlich hohen Infektionsrisikos gibt auch nach mehr als einem Jahr Pandemie Anlass zur Diskussion. Standen zu Anfang etwa die Pflegeheime oder Kitas im Fokus, wird nun über Armut und erneut den Migrationshintergrund diskutiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verwies am Donnerstag auf die Bedeutung einer guten Aufklärungskampagne in allen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Gruppen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sowie SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprachen sich beide dafür aus, rasch in sozialen Brennpunkten zu impfen.
Laut einer Studie von Sozialwissenschaftlern des Marktforschungsinstituts Infas 360 aus Bonn, die ZDF Heute vorliegt, weisen sozial benachteiligte Stadtteile in der Tendenz höhere Infektionszahlen auf als gut situierte Stadtteile. Dafür haben die Forscher 102 verschiedene Variablen vom Mietspiegel bis zum Wahlverhalten für alle 86 Kölner Stadtteile untersucht. Spahn sagte, dass das Risiko für eine Erkrankung zum Teil auch aus der sozialen Lage heraus entstehe. Das habe mit den Wohnverhältnissen zu tun, mit den Möglichkeiten zum Homeoffice und der Aufklärung über Gesundheitsthemen und Prävention. Es gebe auch Sprachbarrieren. Gesundheitsbewusstes Verhalten müsse erlernt werden.
Zur Frage, ob unter den Erkrankten vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund seien, gebe es indes keine belastbaren Zahlen. „Natürlich ist es so, dass Menschen in bestimmten Lagen insgesamt ein größeres Risiko haben, infiziert zu werden“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler. Das sei seit vielen Jahren in der Gesundheitsforschung bekannt. Es lasse sich aber nicht erfassen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund auf den Intensivstationen lägen.
Spahn will mit Blick auf die Akzeptanz der Impfung gegen Covid-19 in der gesamten Bevölkerung vor diesem Hintergrund auf alle Religionsgemeinschaften zugehen, ob und in welcher Weise sie bereit seien, für die Covid-19-Impfung zu werben, wie er sagte. Ziel sei es, alle gesellschaftlichen, kulturellen und religiöse Gruppen zu erreichen.