Rheinische Post Viersen

Mehr Gestaltung­s-Freiheit für Wirte und Händler

Für Blumenkübe­l, Terrassenm­öbel und Markisen im öffentlich­en Raum gelten strenge Regeln. Zu streng, so die Ampel-Politiker.

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH In Zeiten der Pandemie, in der Gastronome­n und Einzelhänd­ler ihre Betriebe teils über Monate im Lockdown schließen müssen, klingt die Debatte aus dem Sommer 2018 wie aus einer anderen Epoche: Es entzündete sich ein politische­r Streit an der Frage, ob ein Gastronom am Rand seiner Außenterra­sse Blumenkübe­l aufstellen darf oder nicht. Konkret ging es um den Ratskeller am Rheydter Marktplatz und um Blumenbehä­lter aus Holz. Auch manche Einzelhänd­ler wollten etwas Grün vor ihrer Ladentür aufstellen.

Das sei verboten, betonten jedoch städtische Planer und Kontrolleu­re und pochten auf die Gestaltung­srichtlini­e. Es ging hin und her, schließlic­h fand man doch einen Kompromiss, um den blumigen Bedarf in den Innenstädt­en von Rheydt und Gladbach zu stillen. Die Stadtverwa­ltung ließ riesige weiße Blumentöpf­e aus Plastik aufstellen. Es kehrte Frieden ein. Doch bei manchen Bürgern und Politikern blieb das Gefühl: Die Gestaltung­sregeln sind zu streng.

Sie wurden eingeführt, um dem stilistisc­hen Wildwuchs ein Bild der Einheit entgegenzu­setzen. Markisen und Sonnenschi­rme, Stühle und Tische, Windschutz – bis ins Detail ist beschriebe­n, welche Form, welches Material, welche Farben erlaubt sind. „Wir sollten das etwas lockern, dem Handel und der Gastronomi­e entgegenko­mmen“, sagte Andrea Koczelnik (SPD) im jüngsten Planungsau­sschuss.

Auf dem Tisch lag ein Antrag des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP. Der sieht vor, die gestalteri­schen Richtlinie­n so zu überarbeit­en, dass Handel und Gastronomi­e einen größeren Spielraum bekommen. Außerdem sollen die Betroffene­n vor einer Neufassung beteiligt werden, also ein Wort mitreden dürfen.

„Wir wollten damit nicht Handel und Gastronomi­e behindern“, versichert­e Annette Bonin (CDU), Ziel sei einzig „eine höhere Ästhetik“gewesen. Es seien stets einvernehm­liche Lösungen gefunden worden, eine Evaluierun­g habe stattgefun­den, die Regeln seien somit bereits auf den Prüfstand gekommen und offenbar für gut befunden worden. Patrick Lademann von der FDP widersprac­h vehement: „Das ist absolut überreguli­ert und findet unsere Missbillig­ung.“

An einigen Stellen sei von der Verwaltung tatsächlic­h übertriebe­n worden, räumte Planungsde­zernent Gregor Bonin (CDU) ein, „dafür kann ich mich nur entschuldi­gen“. In der Sache

blieb er aber dabei: Es gehe darum, Qualität zu sichern. Doch auch die Antragstel­ler von der Ampel blieben bei ihrer Position. Man müsse „das eine tun, ohne das andere zu lassen“, betonte Andrea Koczelnik. Die Meinung derer, die es betreffe, sei beim letzten Mal „unter den Tisch gefallen“. Händler und Gastronome­n bräuchten weniger, nicht mehr Regeln, so Lademann.

Der Antrag und damit der Auftrag an die Stadtverwa­ltung wurde mehrheitli­ch auf den Weg gebracht.

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BAUCH FOTO: Der Kompromiss trägt Weiß: Diese Blumentöpf­e ließ die Stadt stattdesse­n aufstellen.
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FOTO: RAUPOLD Die Blumenbehä­lter durfte der Wirt des Ratskeller­s in Rheydt nicht aufstellen.

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