Rheinische Post Viersen

Dieser Markt in Paris ist ein Paradies

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Sachbuch Von solchen Büchern müsste es viel mehr geben: Schriften, die einem Ort gewidmet sind, ihn abzubilden und zu bewahren versuchen. Peter Stephan Jungk gelingt genau das in „Marktgeflü­ster“mit dem Marché d‘Aligre nahe der Bastille in Paris. Er fordert Leserinnen und Leser auf, ihn beim Mangokaufe­n zu begleiten. Und man meint, die Frucht zu riechen, wenn Jungk sie beschreibt. Er hält sich allerdings nicht allzu lange damit auf, denn gleich folgt er der berühmten Schauspiel­erin, die neben ihm am Obststand einkauft. „Eine verborgene Heimat in Paris“lautet der Untertitel dieser Ortserkund­ung. Bald begreift man, dass die Menschen diesen Platz zu einem kleinen Paradies machen.

Und weil das so ist, spricht Jungk mit ihnen, notiert ihre Gedanken, Hoffnungen, Sehnsüchte. Herrliches Gewusel. hols

Techno Das Kölner Techno-Label Kompakt unterhält eine schöne Sampler-Serie. Sie heißt „Connecting The Dots“, und der besondere Kniff dieser Reihe ist der, dass wechselnde DJs und Produzente­n ihren je eigenen Pfad durch den mächtigen Katalog des Labels schlagen, indem sie auf eigene Faust Stücke auswählen, bearbeiten und mixen.

Die neue Ausgabe gehört zu den besten Lieferunge­n bisher. Kuratiert hat sie der Kölner Jonathan Kaspar. Er ist erst spät eingestieg­en in den Kosmos Kompakt, so liest man es jedenfalls auf der Website des Labels. Das tut dem Sampler ziemlich gut, er wirkt frischer als andere, lässiger auch. Er verbindet ungewöhnli­che Punkte und stellt überrasche­nde Verbindung­en her. Seit 2007 beschäftig­t sich Kaspar mit den Veröffentl­ichungen von Kompakt, und er hat ein besonders schönes Set aus Klassikern und aktuellere­m Material gestaltet.

Der Anfang ist schon toll, wenn Kaspar das schwebende „One, Two, Three (No Gravity)“von Closer Musik in „Moon Fever“von Superpitch­er übergehen lässt.

Der Mix hat insgesamt etwas Feines, obwohl er durchaus episch

Joachim Lottmann:

Eine Clubnacht mit Musik von Kompakt

angelegt ist und viele Tracks die Sechs-Minuten-Grenze reißen. Er empfindet einen Abend im Club nach; er drückt die Sehnsucht nach dem Zusammense­in im Beat aus. Und in der Mitte dieser rund zwei Stunden legt Kaspar einige Bretter auf die Tanzfläche: den Hit „Conjure Superstar“von Maceo Plex etwa, „Take That“von Jürgen Paape auch und dann „Oblivion“

von Mano Le Tough und Who Made Who.

Kaspar feiert einige Größen der 2010er-Jahre, man begegnet Terranova wieder und Gus Gus. Und besonders schön ist, dass er das Ende wie jenen Moment inszeniert, in dem die Sonne wieder aufgeht und man nach getaner Nacht blinzelnd nach Hause diffundier­t. Kaspar lässt das Finale dann sehr elegant ausfaden mit Ambient-Kompositio­nen von Ulf Lohmann und Andrew Thomas.

Philipp Holstein

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FOTO: S. FISCHER VERLAG Das Buch kostet 24 Euro.
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Sterben war gestern. Kiepenheue­r & Witsch, 352 S., 12 Euro

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