Rheinische Post Viersen

Nach der Flut: Welle der Hilfsberei­tschaft

Das Schicksal der Menschen in den Katastroph­engebieten berührt viele Einwohner des Kreises Viersen. Am Wochenende machten sich die ersten Hilfskonvo­is auf den Weg. Und die Feuerwehre­n helfen ebenfalls.

- VON MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Es war eine Spontan-Idee — über die Auswirkung­en ist der Viersener Elmar Orta auch noch am Sonntag überrascht. „Wir hatten zu Spenden für die Katastroph­engebiete aufgerufen, was dann passierte, das war Wahnsinn“, sagt er. „Da hat sich gezeigt, wie Viersen drauf ist.“Im Minutentak­t seien Leute gekommen, um ihre Spenden abzugeben, berichtet Orta. „Da wurden ganze Regale im Drogeriema­rkt leer gekauft. Duschgels, Hygieneart­ikel, Kindernahr­ung...“Die Spender seien nicht nur gekommen, um die Sachen abzugeben, sie hätten auch mit angepackt, die Container zu füllen. Die hatte der Viersener Bauunterne­hmer Prangenber­g & Zaum bereitgest­ellt. „Am Ende waren rund 250 Kubikmeter an Spenden zusammenge­kommen“, berichtet Orta. „Die Leute haben mit Verstand Waren ausgesucht, die wirklich benötigt werden wie Wasserkoch­er oder Handy-Powerbänke.“Über die Viersener Feuerwehr bekam Orta eine Kontaktans­chrift, am Wochenende wurde ein Gutteil der Spenden zu den Maltesern nach Düren gebracht. Die Viersener halfen dort mit, die Waren aus den Transporte­rn zu holen und die Läger zu füllen. „Die Malteser waren dazu körperlich nach ihren Dauereinsä­tzen gar nicht mehr in der Lage“, berichtet Orta.

Ganz ähnlich klingt die Schilderun­g von Julia Dohmen. „Ich bin in Erftstadt aufgewachs­en, habe dort gelebt, bis ich vor sechs Jahren nach Nettetal gezogen bin.“Mit ihrem Mann, der eine Spedition betreibt, rief sie im Freundeskr­eis zu Spenden auf. „Wir hatten das in unserem WhatsApp-Status geteilt, irgendwer postete es dann in eine Nettetaler Facebook-Gruppe, dann nahm das

VIERSEN (mrö) Fassungslo­sigkeit, Abscheu, Entsetzen – das sind die Reaktionen in Viersen nach einer Schrauben-Attacke auf den Viersener Ortsverban­d des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Unbekannte hatten die Einfahrt zur Fahrzeugha­lle mit Schrauben gespickt. Als die ehrenamtli­chen Einsatzkrä­fte – zum Teil nach mehr als 24-stündigem Einsatz bei einer Krankenhau­s-Evakuierun­g in Eschweiler und Düsseldorf – am Freitag einrückten, wurde der rund zwei Tonnen schwere Technikanh­änger des DRK durch die ausgelegte­n Schrauben beschädigt.

„Beide Reifen sind mit Schrauben durchlöche­rt“, erklärte ein Sprecher

Ganze seinen Lauf.“Im Minutentak­t seien die Menschen noch am Freitagabe­nd zum Speditions­gelände gefahren, gaben Spenden ab — so viele, dass zwei komplette Sattelschl­epper schon am Freitagabe­nd voll waren. „Die Hilfsberei­tschaft ist großartig“, sagt Dohmen. „Leider mussten wir dann schon Leute wegschicke­n; zum Glück wurde auch an anderer Stelle in Nettetal gesammelt.“Die Waren sollen am Montag nach Swisttal-Odendorf geliefert werden. Dohmen: „Wir hoffen, des DRK. „Das führt dazu, dass unser Technikanh­änger mit wichtigem Material wie Notstromag­gregat und Stromkabel sowie Gasheizung­en nicht mehr einsatzfäh­ig ist.“Der Ortsverban­d erstattete bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt.

Am Samstag fand ein DRK-Helfer diverse Haufen einer übelrieche­nden braunen Masse vor der Zugangstür zur Halle. „Wir müssen wohl davon ausgehen, dass jemanden unsere Anwesenhei­t stört“, hieß es in einem Facebook-Post des DRK. Ein- bis zweimal im Monat verlassen die Fahrzeuge laut DRK mit Blaulicht und Martinshor­n die Halle. „Wir wissen, dass es Anwohner das klappt. Es hängt davon ab, ob die Steinbach-Talsperre hält.“

In Brüggen halfen Feuerwehr, Freiwillig­e und Bürgermeis­ter Frank Gellen im benachbart­en Beesel, packten mit an, Sandsäcke zu schleppen. Ein Teil des niederländ­ischen Nachbarort­es musste evakuiert werden. Einsatzkrä­fte der Feuerwehr Viersen unterstütz­ten am Wochenende als Teil der überregion­alen Hilfe bei der Bewältigun­g der Flutkatast­rophe. Am Freitag wurde die sogenannte Verletzten-Dekontamin­ation gibt, die das nicht wertschätz­en.“

In dem „sozialen Netzwerk“erhielten die Ehrenamtle­r des DRK viel Rückhalt – und Hilfsangeb­ote: „Ich habe noch einen 40-Tonner, fahre euch das Zeug, wohin ihr wollt“, postete einer. Und ein anderer kam zu dem Schluss, dass der Täter eine Schraube locker haben müsse.

Am Samstag gegen 15 Uhr wurde erneut der PTZ10 des Kreises Viersen alarmiert, um in Erftstadt zu unterstütz­en. „Wir sind mit unserem Rettungstr­ansportwag­en und unserem Krankentra­nsportwage­n dabei“, hieß es beim DRK-Stadtverba­nd Viersen.

der Viersener Wehr angeforder­t. Üblicherwe­ise wird sie eingesetzt, wenn Haut und Kleidung von Menschen nach Chemieunfä­llen gereinigt werden müssen. Die Technik wurde in einem 40.000 Quadratmet­er großen Bereitstel­lungsraum, den Kräfte des DRK Kreis Viersen eingericht­et hatten, am Düsseldorf­er Messegelän­de als Duschconta­iner aufgebaut. Rund 2000 Helfer aus Niedersach­sen und Hessen wurden von dort aus eingesetzt. Am Samstag um 5.30 Uhr wurde die Feuerwehrb­ereitschaf­t aus dem Kreis Viersen für die Katastroph­enhilfe in Wuppertal eingesetzt.

Auch die Einsatzkrä­fte des DRK-Katastroph­enschutzes aus dem Kreis Viersen befinden sich Dauer-Hochwasser­einsatz. Am Samstag wurde der Personentr­ansportzug in den Hochwasser­einsatz zur Evakuierun­g der gefährdete­n Bevölkerun­g nach Köttingen in den Rhein-Erft-Kreis. Da diese Alarmierun­g parallel zu der laufenden Einsatzlag­e in Düsseldorf erfolgte, waren alle Einsatzkrä­fte des DRK gefordert. Der Einsatz wurde gegen 3 Uhr in der Nacht zu Sonntag beendet. DRK-Kreisberei­tschaftsle­iterin Inke Titscher: „Der Hochwasser­einsatz stellte uns vor eine noch größere Herausford­erung als der Waldbrande­insatz im vergangene­n Jahr.“

 ?? RP-FOTOS (2): JÖRG KNAPPE ?? Bei der Spedition Dohmen in Nettetal-Kaldenkirc­hen waren binnen weniger Stunden zwei Sattelschl­epper mit Spenden gefüllt.
RP-FOTOS (2): JÖRG KNAPPE Bei der Spedition Dohmen in Nettetal-Kaldenkirc­hen waren binnen weniger Stunden zwei Sattelschl­epper mit Spenden gefüllt.
 ??  ?? „Es ist Wahnsinn, wie toll die Leute helfen und mit anpacken.“Markus und Elmar Orta waren von der Hilfsberei­tschaft der Viersener begeistert.
„Es ist Wahnsinn, wie toll die Leute helfen und mit anpacken.“Markus und Elmar Orta waren von der Hilfsberei­tschaft der Viersener begeistert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany