Ohne Einigung mit Finanzamt geht nichts
Der Fußball-Regionalligist KFC Uerdingen hofft aber, dass es in den kommenden Tagen eine Lösung gibt. Erst dann ist der Verein handlungsfähig und kann Verträge schließen. Der Wettbewerbsnachteil ist jetzt schon gravierend.
Vier Wochen vor dem Auftakt der Regionalliga West ist der KFC Uerdingen noch immer nicht handlungsfähig. Das liegt daran, dass noch keine Einigung mit dem Finanzamt und den Sozialversicherungen erzielt werden konnte. Derweil verlaufen die Verhandlungen mit den anderen Gläubigern überwiegend positiv. Die offenen Forderungen sollen insgesamt bei rund 800.000 Euro gelegen haben, davon dürften das Finanzamt und die Sozialversicherungen rund eine halbe Million Euro geltend machen. Der KFC ficht die Berechtigung nicht an. „Die Forderungen des Finanzamts an den e.V. sind begründet durch eine so genannte umsatzsteuerliche Organschaft, welche die GmbH und der e.V. bilden bzw. gebildet haben“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Vereins. Es zeichne sich zwar eine Lösung ab, heißt es, aber der Vorstand prüfe weitere Optionen, falls die Lösung in der kommenden Woche nicht zustande komme.
Die Zeit drängt und ist das eigentlich größte Probleme. Denn in vier Wochen ist der Meisterschaftsauftakt und der KFC ist noch immer nicht handlungsfähig, das heißt, der Vorstand kann noch keine Verträge abschließen – nicht mit einem Trainer, Spielern, Mitarbeitern oder bezüglich der Anmietung eines Stadions, aber auch nicht mit Sponsoren. Erst müssen die Forderungen der Gläubiger vom Tisch sein.
Immerhin laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. So wurde eine Einigung mit der Stadt Velbert erzielt. Und da auch der Westdeutsche Fußballverband das neue Stadion für den Spielbetrieb der Regionalliga zugelassen hat, wird der KFC dort seine so genannten Heimspiele austragen. „Sobald die Handlungsfähigkeit in den kommenden Tagen gegeben ist, wird der Mietvertrag seitens des KFC unterzeichnet“, heißt es. Ähnliches gilt auch für den sportlichen Bereich. Die Gespräche mit dem neuen Trainer und Spielern wurden nicht nur geführt, sondern auch vertragliche Details ausgearbeitet. „Auch hier werden die Verträge so bald wie möglich unterzeichnet.“Um wen es sich alles dabei handelt, verrät der KFC nicht. Es dürfte jedoch auch das eine oder andere bekannte Gesicht dabei sein. Ob das auf Jugendleiter Patrick Schneider und Juniorentrainer Dmitry Voronov zutrifft, ist offen. Gleiches gilt für Christian Dorda oder Rijad Kobiljar. Letzterer soll am Probetraining in Oppum teilgenommen haben. Dorda ist sicher als Führungsfigur ein Kandidat, doch liegen ihm auch andere Angebote aus der Region mit beruflicher Perspektive vor.
Aufgrund der nicht gegebenen Handlungsfähigkeit und Planungssicherheit sowie der ungenügenden Vorbereitung reiben sich die ersten Gegner die Hände. Der KFC wird mit einem extremen Wettbewerbsnachteil in die Saison gehen und dürfte in den ersten Wochen kaum über die Rolle eines Sparringpartners hinaus kommen. Ob die Uerdinger zum Teilnehmerfeld Anschluss halten oder später noch finden können, bleibt abzuwarten.
Wenngleich eine Lösung bezüglich eines Trainingsplatzes für die Jugend seit einem Jahr auf sich warten lässt, so wurden jetzt Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle gefunden. Dank intensiver Hilfe der Stadt und der Grotenburg-Supporters – einer ehrenamtlich tätigen Gruppe qualifizierter Bauleiter und Handwerker – kann künftig das „gelbe Haus“an der Violstraße genutzt werden.
Für viele Fans des KFC Uerdingen, aber auch die große Mehrheit der Fußballfreunde in ganz Deutschland ist der Fall klar: Mikhail Ponomarev hat den KFC auf dem Gewissen, er hat Schulden gemacht und ist abgehauen. Entsprechend groß ist jetzt die Empörung darüber, dass Ponomarev nun dem österreichischen Klub Wacker Innsbruck mit zwei Millionen Euro aus der Patsche hilft.
Unstrittig ist, dass Ponomarev in den letzten eineinhalb Jahren seiner fünfjährigen Regentschaft seinen Zahlungsverpflichtungen unzureichend nachgekommen ist. Richtig ist zudem, dass er mitteleuropäische Gepflogenheiten nicht immer beachtet hat, dass er ein schwieriger Partner sein konnte, er sein Gegenüber sehr deutlich spüren ließ, was er von ihm hält.
Um der Gefahr der Geschichtsfälschung zu begegnen, sei allerdings darauf hingewiesen, dass Ponomarev von Anfang an gesagt hat, dass sein Projekt zunächst einmal auf vier Jahre ausgerichtet ist. Zu bedenken ist auch, dass Ponomarev von einigen über den Tisch gezogen, von anderen im Stich gelassen wurde. Nach drei Jahren ohne Heimspiel und ohne Kompensationsleistungen war für ihn das Maß voll. Geld hätte er gehabt, er wollte einfach nicht mehr.
Dass Ponomarev stets gesagt hat, dass er sich nur der GmbH verpflichtet fühlt, andere sich jedoch um den Verein, sprich die Jugend, kümmern müssen, war Theorie – das Finanzamt macht eine Organschaft geltend. Das wiederum zeigt zweierlei: Zum einen war Ponomarev von seinem wirtschaftlichen Geschäftsführer Frank Strüver schlecht beraten, zum anderen bestärkt der Fiskus damit all jene, die die 50+1-Regel im deutschen Fußball als elementar betrachten.