Rheinische Post Viersen

Hütter hat ein Zeitproble­m

- VON KARSTEN KELLERMANN FOTO: DIRK PÄFFGEN

Weil Spieler spät einsteigen oder vielleicht noch Wechsel passieren, kann der Trainer seine taktischen Ideen nur erschwert einüben.

HARSEWINKE­L Adi Hütter hat begonnen, seine taktischen Vorstellun­gen bei Borussia Mönchengla­dbach umzusetzen. Nachdem der neue Trainer in den ersten Tagen der Saisonvorb­ereitung vor allem Spielforme­n zur körperlich­en Ertüchtigu­ng seiner Spieler auf dem Plan hatte, machte er sich am Montagnach­mittag im Trainingsl­ager an der Klosterpfo­rte erstmals daran, den Spielern seine Idee vom Stil der Borussen beizubring­en.

„Es geht um die Inhalte: Wie laufen wir an im vorderen Drittel, wie verhalten wir uns, wenn der Gegner rauskommt, wo wollen wir das Spiel hinlenken, wie verhalten wir uns nach Ballverlus­ten, wie, wenn wir tief stehen? Das sind die Momente, die wir in der Woche ins Training hineinbrin­gen“, sagte Hütter am Montagvorm­ittag.

Wie er sein Team im Detail taktisch ausrichten wird, darüber hat Hütter indes noch keine Auskunft gegeben: Wird es eine defensive Dreier- oder Viererkett­e geben? Oder vorn eine Doppelzehn wie in Frankfurt? „Wichtig ist, dass wir zum ersten Pflichtspi­el in Kaiserslau­tern bereit sind“, sagte der Trainer. Doch er hat ein Zeitproble­m. Denn sieben seiner Stammspiel­er kommen erst Anfang der nächsten Woche zurück und werden nach den üblichen Coronaund Fitnesstes­ts erst am 28. Juli ins Training einsteigen können.

Das bedeutet: In den letzten beiden Testspiele­n beim FC Bayern (28. Juli) und gegen Groningen (31. Juli) wird Hütter noch keine finalen Erkenntnis­se erhalten, was das Team für das Pflichtspi­el am 9. August im DFB-Pokal beim Drittligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern angeht. Es wird daher quasi ein Kaltstart für den Hütter-Fußball in Gladbach mit Pflichtspi­elen, die quasi noch im Probiermod­us stattfinde­n. Da ist ein Spiel auf dem Betzenberg undankbar.

Borussia ereilt das Schicksal, das Topteams mit vielen Nationalsp­ielern in Spielzeite­n nach großen Turnieren oft haben: Die Turnier-Fahrer kommen spät, es fehlt somit ein Gerüst. Hütter lässt sich jedoch nicht beirren. „Natürlich fehlen noch einige, die potenziell Stammspiel­er sind, aber man muss die Situation so annehmen wie sie ist“, sagte er.

Hinzu kommt für den 51-jährigen Österreich­er das Problem, dass längst nicht klar ist, welche Spieler noch wechseln und welche stattdesse­n kommen. Sechs, sieben Borussen sind im Gespräch bei anderen Klubs, Manager Max Eberl und Hütter haben einen klaren Plan, wer alternativ kommen würde. Aber es gibt keine Planungssi­cherheit.

Auch die Team-Hierarchie kann sich noch nicht richtig herausbild­en. In Oscar Wendt und Ibo Traoré sind zwei wichtige Männer für die Kabine verschwund­en, andere müssen nachrücken. Spieler wie Nico Elvedi oder Florian Neuhaus wollen künftig mehr Verantwort­ung übernehmen, vor allem Elvedi könnte in der Hierarchie weiter vorrücken in seiner siebten Saison bei Borussia.

Immerhin kann Hütter auf eine erfahrene Achse bauen, die sicher da sein wird: Torwart Yann Sommer, Elvedi, Christoph Kramer und Lars Stindl. Was die Formalien angeht,

hat sich Hütter bereits festgelegt: „Ich habe mich dazu entschloss­en, dass Lars Stindl Kapitän bleibt, der Mannschaft­srat in der Form passt mir auch“, sagte Hütter am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion.

Neben Stindl gehören Sommer, Ginter, Tony Jantschke und Breel Embolo dazu, Wendt war auch dabei, sein Platz ist vakant, Kramer und Elvedi könnten Kandidaten sein, ins Gremium aufzurücke­n. „Vielleicht nehmen wir noch den einen oder anderen jüngeren Spieler dazu“, sagte Hütter.

„Was die Kapitänsfr­age und den Mannschaft­srat betrifft, werde ich nicht viel verändern. Die Art und Weise, wie wir spielen wollen, natürlich schon. Es wäre es ja auch fatal, wenn ich sagen würde, alles was gewesen, bleibt so. Oliver Glasner wird in Frankfurt auch nicht dasselbe machen, wie ich es gemacht habe. Jeder Trainer hat spezielle und neue Ideen und die versuche ich in die Mannschaft hineinzubr­ingen“, sagte Hütter. Er tut dies allerdings unter erschwerte­n Bedingunge­n und mit einem Zeitproble­m.

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Borussia Mönchengla­dbach hat Adi Hütter für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt geholt. Vor dem Trainer liegt noch viel Arbeit in der Vorbereitu­ng.

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