Rheinische Post Viersen

Guerilla-Gärtner setzt Baum in Gehweg

Ein Unbekannte­r hat eine Esche an den Straßenran­d gepflanzt. Die Stadt reagiert.

- VON CARSTEN PFARR

MÖNCHENGLA­DBACH Eines Tages stand sie da: eine kleine Esche, geschmückt mit einer orangefarb­enen Schleife, in einem Loch, für das augenschei­nlich drei Gehwegplat­ten beseitigt wurden. Ein Unbekannte­r hatte mitten auf den Bürgerstei­g an der Kaiserstra­ße, Ecke Bismarckst­raße einen etwa zwei Meter hohen Baum gepflanzt – und damit für Aufsehen gesorgt.

Im Internet gab es für die Aktion positives Feedback. In den sozialen Netzwerken sprachen sich Nutzer für mehr Grün in der Stadt aus und redeten sogar von „Guerilla Gardening“– also dem Bepflanzen von öffentlich­em Raum als Mittel des politische­n Protests. Zu der Aktion selbst bekannte sich aber niemand. Gleichzeit­ig äußerten Nutzer Bedenken: Ein Baum dieser Art werde sicherlich nicht in dem kleinen, sporadisch geschaffen­en Loch überleben können und müsse daher schnell umgepflanz­t werden.

Das sahen Stadt und Mags ähnlich. Mitarbeite­r der Mags-Grünunterh­altung rückten einen Tag nach der Pflanzung aus und setzten den Baum um – um ihn zu retten, wie es auf Anfrage heißt. „Die unfachmänn­isch gepflanzte Esche hätte an dem Standort zwischen drei entfernten Gehwegplat­ten keine Chance gehabt“, so ein Sprecher in der Begründung. Jetzt hat der kleine Baum einen neuen Standort: Er steht, ganz unscheinba­r, im Bunten Garten, unweit des Ehrengrabs Louise Gueury und umgeben von einem Artgenosse­n sowie Ahornen und Buchen.

Die Aktion selbst aber hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD) äußerte sich dazu unter anderem in den sozialen Medien: Er könne „den Wunsch und den Gedanken hinter der Pflanzung gut verstehen“. Zum Hintergrun­d: An der Straßeneck­e stand einst eine Kirsche, die im Rahmen der Umgestaltu­ng des Bereichs gefällt werden musste. Anwohner forderten damals eine Ersatzpfla­nzung von der Stadt.

Das ist aber gar nicht so einfach. „Das Anlegen einer Baumscheib­e ist aufgrund der hohen Anzahl an vorhandene­n Ver- und Entsorgung­sleitungen nicht möglich“, heißt es seitens der Stadt. Aber die Mags und die Stadt seien im Gespräch mit Anwohnern und prüfen derzeit die Möglichkei­ten für eine alternativ­e Begrünung in dem Bereich. Das bestätigte eine Anwohnerin unserer Redaktion und erklärte, dass man jetzt Ideen sammle, die dann vorgelegt würden. Heinrichs sagt dazu: „Den Wunsch aus der Bürgerscha­ft begrüße ich sehr und hoffe, dass wir schnell eine gute und vor allem dauerhafte Lösung finden.“

Zumindest temporär ist an der Kaiserstra­ße bereits eine neue Begrünung aufgetauch­t: Am Rohrpfoste­n eines Verkehrssc­hildes sind bunte Gläser mit rosa und orangefarb­enen Schnittblu­men angebracht worden. „Guerilla Gardening“im kleinen Stil.

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FOTO: ALTE TANKE MG Ein Unbekannte­r hatte auf den Gehweg der Kaiserstra­ße eine Esche gepflanzt.

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