Guerilla-Gärtner setzt Baum in Gehweg
Ein Unbekannter hat eine Esche an den Straßenrand gepflanzt. Die Stadt reagiert.
MÖNCHENGLADBACH Eines Tages stand sie da: eine kleine Esche, geschmückt mit einer orangefarbenen Schleife, in einem Loch, für das augenscheinlich drei Gehwegplatten beseitigt wurden. Ein Unbekannter hatte mitten auf den Bürgersteig an der Kaiserstraße, Ecke Bismarckstraße einen etwa zwei Meter hohen Baum gepflanzt – und damit für Aufsehen gesorgt.
Im Internet gab es für die Aktion positives Feedback. In den sozialen Netzwerken sprachen sich Nutzer für mehr Grün in der Stadt aus und redeten sogar von „Guerilla Gardening“– also dem Bepflanzen von öffentlichem Raum als Mittel des politischen Protests. Zu der Aktion selbst bekannte sich aber niemand. Gleichzeitig äußerten Nutzer Bedenken: Ein Baum dieser Art werde sicherlich nicht in dem kleinen, sporadisch geschaffenen Loch überleben können und müsse daher schnell umgepflanzt werden.
Das sahen Stadt und Mags ähnlich. Mitarbeiter der Mags-Grünunterhaltung rückten einen Tag nach der Pflanzung aus und setzten den Baum um – um ihn zu retten, wie es auf Anfrage heißt. „Die unfachmännisch gepflanzte Esche hätte an dem Standort zwischen drei entfernten Gehwegplatten keine Chance gehabt“, so ein Sprecher in der Begründung. Jetzt hat der kleine Baum einen neuen Standort: Er steht, ganz unscheinbar, im Bunten Garten, unweit des Ehrengrabs Louise Gueury und umgeben von einem Artgenossen sowie Ahornen und Buchen.
Die Aktion selbst aber hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) äußerte sich dazu unter anderem in den sozialen Medien: Er könne „den Wunsch und den Gedanken hinter der Pflanzung gut verstehen“. Zum Hintergrund: An der Straßenecke stand einst eine Kirsche, die im Rahmen der Umgestaltung des Bereichs gefällt werden musste. Anwohner forderten damals eine Ersatzpflanzung von der Stadt.
Das ist aber gar nicht so einfach. „Das Anlegen einer Baumscheibe ist aufgrund der hohen Anzahl an vorhandenen Ver- und Entsorgungsleitungen nicht möglich“, heißt es seitens der Stadt. Aber die Mags und die Stadt seien im Gespräch mit Anwohnern und prüfen derzeit die Möglichkeiten für eine alternative Begrünung in dem Bereich. Das bestätigte eine Anwohnerin unserer Redaktion und erklärte, dass man jetzt Ideen sammle, die dann vorgelegt würden. Heinrichs sagt dazu: „Den Wunsch aus der Bürgerschaft begrüße ich sehr und hoffe, dass wir schnell eine gute und vor allem dauerhafte Lösung finden.“
Zumindest temporär ist an der Kaiserstraße bereits eine neue Begrünung aufgetaucht: Am Rohrpfosten eines Verkehrsschildes sind bunte Gläser mit rosa und orangefarbenen Schnittblumen angebracht worden. „Guerilla Gardening“im kleinen Stil.